Besteigung des Huyana Potosis
Huyana Potosi
Der Huyana Potosi ist ein vergletscherter Berg mit einer Höhe von 6088 Metern. Er liegt nur 25km von La Paz entfehrnt. Der Name bedeutet aus der Sprache der Aymara übersetzt „junger Berg“. Er ist ein beliebtes Ziel für Bergsteiger, da es trotz der Höhe des Gipfels eine technisch einfache Route zur Besteigung gibt. Dies bedeutet nicht, dass eine Besteigung einfach ist, sondern das man wenig bis keine Erfahrung benötigt und die Besteigung in 3 oder sogar nur 2 Tagen machbar ist. Für viele 6000er benötigt man 5-10 Tage für eine Gipfelbesteigung. Jakob hatte sich fest vorgenommen, den Huyana Potosi zu besteigen und David war ebenfalls davon begeistert. Wir beide haben auch wenig Probleme mit der Höhe bisher, was gute Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Besteigung waren.
Auswahl der Tour
In La Paz kann man die Tour gefühlt bei jedem Touristen Office buchen. Wir sprachen mit mehreren, hatten aber zumeist das Gefühl, dass es nur Verkäufer waren, die relativ wenig Ahnung von der Tour an sich hatten. Letztendlich entschieden wir uns für eine Anbieter, bei dem wir das Gefühl hatten, dass er wirklich Ahnung hatte wovon er sprach. Die Tour kann an 2 oder 3 Tagen bewältigt werden. Bei der 3 tägigen Tour bleibt man die erste Nacht im Base-Camp und wandert zu einem Eisgletscher und übt Eisklettern. Der Vorteil dabei ist, dass man mehr Zeit hat, um sich auf die Höhe einzustellen. Nach einem Tag im Gletscher geht es am nächsten Tag zum High-Camp und in der darauffolgenden Nacht zum Gipfel. Die 2-Tages-Tour startet direkt mit der Wanderung zum High Camp. Wir entschieden uns aus Zeitgründen für die kürzere 2-Tages-Option.
Vorbereitung und Anreise
Am Abend vor der Tour packten wir unsere Sachen. Den ersten Tag würden wir mit dem großen Rucksack zum High-Camp wandern. Für die Wanderung zum Gipfel benötigten wir außerdem noch den kleinen Rucksack. Wir packten viele Klamottenschichten ein. Da man nie so wirklich weiß, wie das Wetter wird, packten wir lieber etwas zu viel ein. Man hat immer die Möglichkeit Dinge im Base-Camp oder im High-Camp zu verstauen. Wichtig waren daneben noch Snacks, Kokatee und Kokablätter – das sollte uns während der Wanderung Energie geben.
Am ersten Tag unserer Tour sollten wir uns morgens vor dem Büro der Agentur treffen. Dieses war verschlossen als wir ankamen. Nach wenigen Minuten wurden wir von einem Bolivianer abgeholt und zu einer anderen Agentur gebracht. Man hatte uns anscheinend an eine andere Agentur abgegeben. Aber sowas passiert in Südamerika oft, nur bei der Besteigung eines 6.000ers war dies nicht unbedingt das Wünschenswerteste.
In der neuen Agentur erhielten wir unsere Ausrüstung. Wir wurden ausgerüstet mit Jacke, Hose, Helm, Lampe, Steigeisen, Stiefeln, Handschuhen, Gesichtsschutz und einem Eispickel. Das Ganze mussten wir noch in unseren Rucksäcken verstauen, sodass diese ziemlich voll und schwer waren.
Danach ging es mit einem Taxi zum Base-Camp des Potosi. Auf dem Weg erledigte unser Guide noch die nötigen Einkäufe für unsere Verpflegung in der Berghütte. Das Wetter war ausgezeichnet, sodass wir während der Fahrt schon unser Ziel, die Spitze des Huyana Potosi, betrachten konnten.
Wanderung zum High-Camp
Im Basecamp bekamen wir ein Mittagessen und konnten uns ein wenig an die Höhe gewöhnen. Das Base-Camp liegt auf 4700 Metern. Damit ist es bereits fast so hoch wie der Gipfel des Mont Blanc. Das High-Camp liegt auf 5270 Metern und die Wanderung dorthin dauert normalerweise 3 Stunden. Sie ist besonders anstrengend, da man sie mit dem gesamten Gepäck machen muss. Mit fast 20kg auf dem Rücken begannen wir den mühsamen Aufstieg. Es zeigte sich wieder, dass wir mit Bergsteiger-Genen ausgestattet sind, denn im Gegensatz zu 2 anderen Reisenden mit denen wir den Aufstieg begannen, machte uns die Höhe wenig aus. Bereits nach 2 Stunden erreichten wir das High-Camp und waren sehr froh die großen Rucksäcke abziehen zu können. Die Berghütte befindet sich direkt am Beginn des Gletschers, von dort geht es nur mit Steigeisen weiter. In der Berghütte bereitete unser Guide uns noch ein Abendessen zu und wir gingen früh schlafen – sehr früh. Um 18 Uhr legten sich alle schlafen. In der Nacht schliefen wir schlecht. Dies lag zum Einen daran, dass wir um 18 Uhr nicht müden waren, zum Anderen aber auch an der Höhe. Auf 5270 Metern ist die Luft sehr dünn, sodass das Herz raste und der Körper gar nicht richtig entspannen konnte.
Wanderung zum Gipfel
Unser Wecker klingelte um 1 Uhr in der früh. Wir waren aber bereits früher wach, da die übrigen Wandergruppen um 12 Uhr aufgestanden waren, da sie um 1 Uhr die Wanderung starteten. Unser Guide bestand darauf später zu starten, da wir am Vortag gezeigt hatten, dass wir fit sind und mit der Höhe gut zurecht kommen – er sollte Recht behalten. Wir waren müde und hatten Kopfschmerzen von der Höhe. Jakob starten den Morgen mit Kokablättern, wodurch die Kopfschmerzen verschwanden. Es gab ein kleines Frühstück, wir zogen uns an und bereiteten uns vor. Dann ging es los.
Am Gletscherbeginn legten wir die Steigeisen an, wurden angeleint und unser Guide erklärte uns die Technik und die Regeln für den Aufstieg. Dann begann ein stundenlanger anstrengender Aufstieg. Wir waren überrascht wie viel Halt man mit den Steigeisen hat. An den steilen Stücken sicherten wir uns zusätzlich noch mit der Axt an der Bergseite ab. Der Weg war anstrengend, insbesondere die Höhe und die damit verbundene dünne Luft machten jeden Schritt zu einer neuen Herausforderung. Der Weg wurde teilweise so eng, dass keine zwei Füße mehr nebeneinander passten oder es gab keinen Weg. Wenn dies der Fall war schlug unser Guide „Schritte“ ins Eis, die wir nahmen. Wir kamen gut voran und überholten alle andren Gruppen. Den Gipfel erreichten wir eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang – also sogar noch etwas zu früh. Dies soll nicht so klingen, als ob die Besteigung leicht gewesen sei, es war definitv eines der härtesten Dinge, die wir je in unserem Leben gemacht haben. Wir waren etwas schneller als die anderen Wandergruppen. Wobei auch 3 der 4 anderen Gruppen die Besteigung schafften. Das letzte Stück war nochmals sehr steil gewesen, die Luft auf 6.000 Metern natürlich nochmal dünner und es hatte angefangen extrem zu winden, weshalb die Hände und das Gesicht extrem kalt wurden. Den Gipfel zu erreichen und damit den Aufstieg abzuschließen war ein erfüllendes Gefühl, die Aussicht war beeindruckend, die Natur außergewöhnliche und einfach an diesem Ort zu stehen war berauschend.
Wir hatten auf dem Gipfel fast perfekte Sichtverhältnisse, einzig dort wo die Sonne hoch kam waren Wolken, aber damit konnten wir leben.
Abstieg vom Huyana Potosi
Nach einigen Gipfelfotos und nachdem wir komplett durchgefrohren waren, begannen wir mit dem Abstieg. Es wurde schnell wärmer und unser Guide führte uns zu einigen Fotospots, wie beispielsweise einer großen Gletscherspalte. Der Abstieg war soviel leichter und es war interessant die gesamte Umgebung zu erblicken. Beim Aufstieg hatten wir stets nur den kleinen Bereich gesehen, den unsere Stirnlampe beleuchtet hatte. In der Ferne begrüßte uns La Paz. Der Abstieg ging schnell voran und wir erreichten das High-Camp. Dort packten wir unsere Sachen zusammen, aßen eine Suppe und wanderten wieder mit dem großen Rucksack zum Base-Camp. Von dort wurden wir mit einem Taxi zurück nach La Paz zu unserem Hostel gefahren. Wir waren müde und fertig aber auch überglücklich, dass wir die Besteigung geschafft hatten und dass wir so tolles Wetter gehabt hatten. Man sollte die Wanderung und die Höhe nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber man hat von La Paz aus die Möglichkeit eine außergewöhnliche Tour zu unternehmen.