Buenos Aires -
Anreise
Von Cordoba nahmen wir einen Nachtbus nach Buenos Aires. Die Fahrt war angenehm und wir erreichten den Busbahnhof von Buenos Aires am Morgen. Eigentlich wollten wir mit der U-Bahn zu unserem Hostel fahren, allerdings kamen wir an einem Sonntag an und Sonntags starten die U-Bahnen in Buenos Aires erst um 8 Uhr – wir kamen um 7 Uhr an. Also liefen wir die 3 Kilometer zu unserem Hostel.
Die Stadt Buenos Aires
Buenos Aires ist die Hauptstadt Argentiniens und mit 3 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt des Landes. Die Spanier kamen unter anderem im 16 Jahrhundert auch nach Argentinien und gründeten Buenos Aires. Die Stadt war für die Spanier ein wichtiges Zentrum, da sie das Ende des Silberweges darstellt. Die Spanier brachten Silber und andere Schätze über eine Verbindung, die von Lima nach Buenos Aires führte. In Buenos Aires befindet sich der Zugang zum Rio de la Plata, der Teil dieser Straße und auch das Handelstor Südamerikas darstellt. Jedoch wurde die Stadt nicht prachtvoll wie beispielsweise Sucre aufgebaut, da in der Region Buenos Aires keine wertvollen Mineralien zu finden waren und die Spanier deshalb die Stadt als nicht bedeutend sahen. Die Häuser waren meist einfach gehalten und es gab keinerlei große Kirchen oder ähnliches. Nach der Unabhängigkeit und einem Bürgerkrieg begann Argentinien Leder zu exportieren. Dies brachte wahnsinnig viel Geld in das Land sowie in die Stadt. Buenos Aires war Anfang des zwanzigsten Jahrhundert eine der reichsten Städte der Welt. In diesem Zug wollten die Aristokraten eine prachtvolle Stadt nach europäischen, jedoch nicht spanischen, Vorbild erschaffen. Dafür bauten sie meist im französischen und italienischen Stil, mit dem großen Vorbild von Paris. Es entstanden riesige prachtvolle Villen, große Straßen und Alleen, schmückende Regierungsgebäude und Parks. Diese kann man heute vorallem im nördlichen Viertel Recoleta betrachten. Durch den Reichtum der Stadt kamen zur gleichen Zeit viele Immigranten aus Europa nach Buenos Aires. Hauptsächlich Italiener aber auch andere Nationen kamen am Hafen von La Boca, einem südlichen Teil der Stadt an. Sie kamen auf der Suche nach einem Besseren Leben und kamen meist zunächst in dem ärmeren Viertel La Boca unter. Durch die unterschiedlichen Schichten in den verschiedenen Bezirken trennten sich die sozialen Schichten und die Spanne zwischen Arm und Reich noch weiter in Nord und Süd Buenos Aires. Diese Trennung findet man auch heute noch in der Stadt. Zurzeit kämpft Argentinien mit einer hohen Inflationsrate und der Reichtum ist eher geschichtlich zu betrachten. Die Stadt Buenos Aires spiegelt jedoch Prestige sowie Diversifikation und ist trotz sozialer Probleme eine wunderschöne Stadt.
Auswahl unseres Hostel und des Viertels
Wie in jeder großen Stadt ist die erste Frage, die wir uns stellen – welches Hostel sollen wir buchen? In südamerikanischen Städten ist bei der Wahl vorallem aber auch noch wichtig, ob das Viertel sicher ist. Für Buenos Aires hatten wir mehrere Viertel zur Auswahl – das Kneipen und Restaurantviertel Palermo, das reiche Viertel Recoleta und das relativ zentral gelegene, alte Immigranten Viertel San Telmo. Da wir kein 5-Sterne Hotelzimmer wollten schlossen wir Recoleta direkt aus. Wir entschieden uns auch gegen das beliebte Viertel Palermo, da unser Fokus nicht auf feiern gehen lag, sondern auf Sightseeing. Palermo liegt nördlich ca. 7 km von den meisten Sehenswürdigkeiten entfernt, weshalb man immer mit der U-Bahn oder Bus ins Zentrum fahren müsste. Wir nahmen schließlich das Artfactory Hostel in San Telmo. Dies war eine gute Wahl, da das Hostel schön und die Lage super war. Man erreicht die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit kurzen Metro- oder Busfahrten. San Telmo ist außerdem ein nettes Viertel, das älteste Buenos Aires mit kleinen Gassen und Häusern. Zudem gibt es Sonntag einen großen Markt, der Einheimische und Touristen in seinen Bann zieht.
Historisches Zentrum und Free Walking Tour
Da wir in der Nähe vom Zentrum wohnten, liefen wir öfters entlang der Avenida Prinzipal (Hauptstraße) und dem Plaza Mayor, dem zentralen Platz der Stadt. Wir entschieden uns aber trotzdem noch an einer Free Walking Tour teilzunehmen, da diese auch viele geschichtliche und politische Informationen bereitstellte. Das Zentrum Buenos Aires ist im klassischen südamerikanischen Stil, im Schachbrettmuster, aufgebaut. So besitzt sie einen Hauptplatz, den Plaza Mayor. An diesem findet man die Kathedrale, den Präsidentenpalast und die Nationalbank. Die Kathedrale ist auf den ersten Blick jedoch nicht als solche zu erkennen, da sie mehr wie ein griechisches antikes Gebäude aussieht. Innen ist sie sehr imposant und man kann zudem das Grab des Nationalhelden San Martin im Seitenflügel betrachten. Außerdem findet man am Hauptplatz das letzte echte koloniale Gebäude, den alten Präsidentensitz, in Buenos Aires. In diesem wurden die Unabhängigkeitsdokumente unterschrieben. Jedoch wurde es etwas verkleinert, da es im orginialen auf jeder Seite 3 Torbögen mehr hatte. Diese wurden abgetragen, um im französischen Stil eine Hauptstraße, die Avenida Prinzipal zu bauen. Diese führt in direkter Linie zum Kongress der Stadt und an dieser finden sich wichtige Gebäude und Hotels. Der Plaza Mayor und die Avenida Principal wurden in der Vergangenheit und heute oft auch politisch genutzt, so gibt es fast tägliche Demonstrationen, die hier entlang führen. Auf dem Platz befinden sich außerdem auf dem Boden Abbildungen von einem weißen Kopftuch. Diese sind Symbol für die Madres de Plaza Mayor – die Mütter des Plaza Mayors. Diese war eine Bewegung in der Militärdiktaktur, bei der Mütter von verschleppten Kindern ihre Kinder suchten und Aufstand gegen die Diktatur leisteten. Während der Diktatur wurden politisch anders gesinnten neugeborene Babys weggenommen und zu Familien von Soldaten und dem Regime gegenüber positiv gestimmten Familien gegeben, sodass diese bei politisch „richtig“ gesinnten Familien aufwachsen. Bis heute suchen immer noch viele Mütter ihre Kinder. Da zu der Zeit keine Meinungsfreiheit herrschte und die Damen sich nicht einfach unterhalten durften, trafen sich die Frauen am Plaza Mayor und liefen mit weißen Kopftüchern auf dem Platz herum. Von Zeit zu Zeit kamen immer mehr Mütter und trotz Einschüchterung ließen die Frauen nicht locker. Die Bewegung gibt es heute noch, sie treffen sich auch immer noch donnerstags am Plaza Mayor und sind ein Symbol für Zivilcourage. In der Nähe des Plaza Mayors befindet sich außerdem die Avenida 9 de Julio. Die Einwohner sind besonders stolz auf diese Straße, da sie die breiteste Straße der Welt ist. Zwar gibt es in Brazilia, Brasilien eine breitere Straße, jedoch ist diese umstritten, da sich zwischen den Straßen Parkanlagen befinden. Fest steht aber, dass die Straße mit 16 Spuren und 140 Metern Breite sehr groß ist und die Einwohner sehr stolz darauf sind.
Free Walking Tour durch Recoleta
Mit einer Free Walking Tour besichtigten wir das schicke Viertel Recoleta und dessen berühmten Friedhof. Wir liefen dabei vorbei an imposanten Villen und großen Alleen, wie schon oben beschrieben. Die Stadt wirkte dort wie eine prachtvolle französische Stadt, ähnlich zu Paris. Die Villen, die damals einzelnen Familien gehörten, wurden mittlerweile an den Staat übergeben und dienen meist als Regierungsgebäude. Andere der Villen wurden an Luxus Hotelketten, wie das Sharaton verkauft und können nun für eine Menge Geld als Unterkunft dienen. Wir passierten auf der Walking Tour auch den Plaza San Martin, welcher zu Ehren des wichtigsten Verteidiger von Argentiniens, San Martin erschaffen wurde. Danach kamen wir noch an dem Falkland Memorial vorbei, welches an die Tragödie des Krieges zwischen England und Argentinien im Falklandkrieg erinnerte. Die Falklandinseln sind eine Inselgruppe, welche 400 Kilometer vor der argentinischen Küste liegen. Bis 1764 waren diese unbewohnt, bis 1766 unter französischer Herrschaft, danach für 8 Jahre unter englischer Herrschaft und danach bis 1811 unter spanischer Herrschaft. Diese zogen sich allerdings ebenfalls wieder von den Inseln zurück. Seitdem gibt es territoriale Streitigkeiten – zunächst zwischen Spanien und England sowie nach der Unabhängigkeit zwischen Argentinien und England. 1833 errichteten die Briten einen Flottenstützpunkt und zwangen die Spanier 1837 zum Abzug von der Insel. Seitdem war sie in britischer Hand und spielte auch für die Argentinier keine besondere Rolle mehr.
Während der Militärdikatur von 1976 bis 1983, wollte das Regime die fast vergessenen Falklandinseln von den Briten zurück erobern, um von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken. Da die Welt sich gerade im kalten Krieg befand, dachte das Regime Argentiniens, es sei ein guter Zeitpunkt. Sie schickten also Soldaten zu den Inseln und ohne eine Ankündigung übernahmen sie die Inseln, auf denen fast ausschließlich Engländer lebten. Daraufhin regierte England anders als erwartet und schickte viele Schiffe und Soldaten, um die Inseln wieder in Besitz zu nehmen. Das Militär von Argentinien war schlecht ausgebildet und ausgerüstet, sie schickten hauptsächlich unerfahrene junge Männer in den Kampf, welche gerade erst die Grundausbildung hinter sich hatten. Während der Diktatur waren die Bedingungen im argentinischen Militär teilweise so schlecht, dass argentinische Kriegsgefangene berichteten, dass die Engländer sie besser behandelt hätten, als das Regim und die eigenen Vorgesetzten. Wie zu erwarten verlor Argentinien und es starben dabei über 1000 Menschen, die Mehrheit auf der argentinischen Seite. Eine Tragödie, an welche das Denkmal erinnern soll. Bis heute sind die Inseln im Besitz von Großbritannien. Unser Tourguide meinte, dass die Falklandinsel wahrscheinlich ohne die Intervention von Argentinien ihnen zurückgegeben worden wären. Durch den verlorenen Krieg wurden aber gewissermaßen Tatsachen geschaffen. Etwas positives hatte die Niederlage aber dennoch. Das Regime konnte nicht von innenpolitischen, sozialen sowie wirtschaftlichen Problemen ablenken und das Militär blamierte sich. Das Regime entschied wenig später einen Demokratisierungsprozess einzuleiten und beendete damit selbst die eigene Diktatur.
Wir endeten die Tour am Recoleta Friedhof. Dieser ist ein besonderer Friedhof, denn es wurden hier ganze Häuser für die Toten gebaut. Die kleinen Häuser haben mehrere Stockwerke (nach unten) und meist eine Gedenkstätte für die Angehörigen. Der Friedhof wirkte fast wie eine kleine Stadt in der Stadt. Wir konnten sehr schön herumlaufen und die kleine Stadt erkunden. Dort liegen viele der früheren Aristokraten, die berühmte First Lady Eva Peron und ehemalige Politiker.
Das hippe Stadtviertel Palermo
Palermo ist ein Viertel in Buenos Aires, welches nördlich von Recoleta und dem Stadtzentrum liegt. Es ist vorallem durch hippe Bars, Restaurants, breite Alleen, Graffiti Kunst und Hostels gekennzeichnet. In den letzten Jahren wuchs das Viertel aufgrund der Beliebtheit enorm, weshalb man heute zwischen Palermo Soho und Palermo Hollywood unterscheidet. In Palermo Soho ist das etwas jüngere Publikum wiederzufinden. Wir liefen am Nachmittag durch Palermos Straßen und empfanden es als sehr westlich. Die Atmosphäre und die Menschen dort gleichen eher einer amerikanischen oder europäischen Stadt als einer südamerikanischen. Durch die Größe des Viertels fühlte es sich außerdem wie eine eigene Stadt an. Wir kehrten in keine Bar oder Restaurant ein, aber es gab viele, die uns anlachten. Neben der U-Bahn Station Palermo gibt es zudem ein großes Marken Outlet Zentrum, durch das wir ein wenig herumschlenderten.
Das bunte Immigrantenviertel La Boca
La Boca liegt südlich vom Stadtzentrum. Früher war dort der Hafen Buenos Aires. Damit war es auch das erste Teil der Stadt, welches viele Immigranten Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erreichten. Durch die Blütezeit der Stadt kamen viele Europäer auf der Suche nach einem besserem Leben an. Es wurden mehr und mehr Häuser in dieser Gegend gebaut und vermietet. Dabei wurden einzelne Zimmer für mehrere Menschen genutzt und mehrere Häuser teilten sich oft nur ein Bad und eine Küche, die ankommenden Immigranten hatten oft wenig bis kein Geld. Nachdem die Wohnungsverhältnisse sehr eng und ungemütlich waren, fingen die Bewohner an die Häuser bunt anzumalen um etwas mehr Lebensfreude zu verbreiten. Diese bunten Häuser kann man heute noch besuchen. Leider empfanden wir es als sehr touristisch, da sich mittlerweile in den Häusern Restaurants und Souvenirläden befinden, aber es ist trotzdem nett durchzuschlendern. Da sich hier auch die verschiedensten Kulturen tummelten war La Boca der Geburtsort des argentinischen Tanzes Tango. Er entwickelte sich in La Boca um 1880 parallel zu der Tango Entwicklung in Montevideo und der ganzen Rio de la Plata Region. Der Tanz und die Tango Musik besitzt Einflüsse aus vielen verschiedenen Kulturen, so ist beispielsweise das Akkordeon, welches typisch für mehrere europäische Volksmusiken ist, ein fixer Bestandteil der Musik.
El Zanjon de Granados in San Telmo
In unserer Nachbarschaft San Telmo besuchten wir das El Zanjon de Granados. Das private Museum ist ein altes ausgebautes Haus, welches viel über die Geschichte von Buenos Aires erzählt. Der Besitzer kaufte das Haus ursprünglich um ein Restaurant aufzumachen. Jedoch fand er mehrere Tunnel und versteckte Wände unterhalb des Gebäudes, weshalb er es ausbaute und ein Museum daraus machte. Das Haus gehörte ursprünglich einer reichen Familie. Nachdem es verkauft wurde, war es ein Auffanghaus für Migranten, wo mehrere Hundert Menschen auf engsten Raum wohnten. Das spannende war aber, dass unten im Keller ein ganzes Tunnel System lag. Dies kam daher, das ursprünglich ein Bach durch San Telmo verlief. Dieser wurde wie gewöhnlich für alles mögliche benutzt – waschen, trinken, Toilette etc. Mit dem steigenden Lederbuisness wurden mehrere Schlachterhöfe in der Gegend von San Telmo errichtet. Die Schlachter nutzten auch den Fluss um ihre fleischlichen Abfälle zu entsorgen. Bei 40°C im Sommer kann man sich vorstellen was für ein Gestank das war. Deshalb kamen die Menschen auf die Idee den Fluss zu kanalisieren und bauten rund um den Fluss einen Tunnel. Da das Viertel immer wieder durch übertretende Flüsse überschwemmt wurde, entschied man später das ganze Viertel um mehrere Meter zu erhöhen. Das Kanalisationssystem, Wasserleitungen und ähnliches wurden zugeschüttet. Daher darf heute in San Telmo keines der Häuser einen Keller bauen. Unter dem gesamten Viertel liegt Geschichte begraben. Das Tunnelssystem schlängelt sich warscheinlich durch das ganze Viertel bis zum großen Fluss Rio de la Plata. Als das Haus noch einer reichen Familie gehörte, verfügte es über mehrere Zisternen, um das Regenwasser zu speichern. Die Flüsse waren verunreinigt, weshalb Regenwasser die beste Trinkwasserquelle war. Mit der Aufschüttung wurden diese begraben und gerieten in Vergessenheit. Als mehrere 100 Immigranten in dem Haus wohnten, ahnten sie nicht, dass sich unter ihnen ein großer Wasserspeicher befand. Stattdessen mussten sie Trinkwasser teuer am Markt kaufen. Das Museum zeigt die freigelegten Trinkwasserspeicher und das Tunnelsystem. Der Kanal wird heute nicht mehr benutzt und es ist ein spannendes Gefühl unterhalb von Buenos Aires durch die Tunnel zu laufen.
Parrella Essen Peña
Zum Abschluss von Argentinien wollten wir einmal noch ein echtes argentinisches Steak essen. In Buenos Aires gibt es sehr viele Parrillas (Grillrestaurants), weshalb wir uns erstmal ein wenig im Internet informierten. Wir entschieden uns schließlich für das Parilla Peña und es war die richtige Entscheidung. Für jeweils 15€ bekamen wir ein großes Rip Eye Steak mit Beilage, Salat, Empanada zur Vorspeise und einer Flasche Wein und Wasser. Das Essen und der Flair im Restaurant waren authentisch und wirklich toll. Wir können das Restaurant nur weiter empfehlen.
Weiterreise
Weiter ging es in die Hauptstadt Montevideo in Uruguay. Wir nahmen dafür von Buenos Aires einen Nachtbus und erreichten Montevideo am nächsten Morgen.