Bogota -
Anreise
Von Villa de Leyva ging es in Richtung Süden nach Bogotá. Die Anreise war recht einfach, da es mehrere Direktverbindungen vom Terminal in Villa de Leyva gibt. Die Fahrt zur Stadtgrenze dauert ca. 3 Stunden. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der Größe der Stadt kommt eine weitere Stunde bis zum Busterminal Salitre hinzu.
Eine Großstadt in den Bergen
Bogotá ist die Hauptstadt Kolumbiens und mit ca. 8 Millionen Einwohner auch die größte Stadt des Landes. Sie liegt auf 2640 Metern über dem Meeresspiegel und ist deshalb auch eine der kälteren Städte, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 15°C. Durch die geografische Kessellage der Stadt regnet es auch fast täglich. Für uns bedeutete dies, dass wir das erste Mal unsere langen Hosen und Pullis brauchten. Es war doch eine Umstellung zur schönen, warmen Karibikküste. Jedoch gibt es trotz nicht so gutem Wetter in Bogotá viel zu sehen und zu machen. Wir verbrachten 3 Tage dort und entschieden uns für folgende Aktivitäten.
Free Walking Tours
Den ersten Tag starteten wir mit einer Free Walking Tour. In vielen Ländern, so auch in Kolumbien, sind Free Walking Tours zum Trend geworden. Sie sind eine gute Möglichkeit die Stadt inkl. geschichtlicher und kulturellen Hintergrund für wenig Geld kennen zu lernen. Diese funktionieren folgendermaßen: Alle Interessierten treffen sich an einem ausgemachten Treffpunkt zu einer bestimmten Uhrzeit. Dort wartet ein lokaler Guide. Von dort läuft man mit der Gruppe in der Regel 2-3 Stunden durch die Innenstadt. Der Guide erzählt mehrere Informationen und Hintergrundgeschichten zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten. Die Tour ist prinzipiell kostenlos, jedoch wird in der Regel ein Trinkgeld gegeben. Der Richtwert liegt bei ca. 5-10 Euro pro Person. Dabei kann man aber selbst entscheiden, wie zufrieden man mit der Tour war und wie viel das Budget zulässt.
Die Original Free Walking Tour
In Bogotá hatten wir eine größere Auswahl an Touren. Es gibt die Standard, die Food, die Heros und die War and Peace Free Walking Tour. Wir entschieden uns für die Normale sowie die War and Peace Tour, da wir beide sehr interessiert an der Geschichte Kolumbiens sind. Die Standardtour deckte ein kleinen Teil der kolumbianischen Geschichte ab und führt durch die Altstadt la Candelaria. Uns wurden die Hauptattraktionen wie der Plaza Bolivar, das Museo de Arte, mehrere Kirchen und die Überreste der kolonialen Vergangenheit gezeigt. Wir besuchten ein traditionelles Kaffee und stoppten an einigen Graffitis.
Die War and Peace Free Walking Tour
Besonders zu empfehlen ist aber die War and Peace Tour. Dies war ein dreistündiger, knallharter Geschichtsunterricht. Unser Guide ging einmal die ganze Geschichte von der Spanischen Besetzung bis zu den aktuellen politischen Ereignissen durch. Dabei wurde uns bewusst, wie viel dieses Land bereits durchgemacht hat. Mit dem Ankommen der Spanier gab es viele gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den indigenen Völkern und den Europäern. Als Kolumbien jedoch Unabhängig war, gingen die Kriege im Land weiter. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert gab es 8 Bürgerkriege zwischen den zwei existierenden Parteien, den Konservativen und den Liberalen. Dies führte zu einer kompletten Apartheit im Volk, welche Ausläufer immer noch zu spüren sind. 1950 gab es dann weitere Auseinandersetzungen, unter dem unter anderem die Stadt Bogotá litt. Bei der Ermordung eines potenziellen neuen, sehr verehrten Präsidenten rasteten dessen Anhänger komplett aus und brannten über 100 Gebäude und das gesamte Trambahnnetz in der Innenstadt nieder. Hierbei entstanden auch die ersten großen kommunistischen Guerillagruppen namens F.A.R.C. und E.L.N. Weitere Jahre darauf bildeten sich paramilitärische Gruppen, die sich wiederum gegen die Guerillagruppen schützen wollten, da die Regierung bzw. das Militär zu schwach war. 1980-2000 eskalierte die Situation dann komplett, da die Drogenkartelle in Medellín und Cali aufkamen und diese mit den Guerillagruppen und den Paramilitärischengruppen zusammenarbeiteten. Zu dieser Zeit war Kolumbien sehr unsicher. Danach wurde von Seitens der Regierung mehrere Versuche gestartet die Situation in den Griff zu bekommen. Ergebnis davon ist nun ein seit 2002 existierendes Sicherheitsverfahren. Im gesamten Land agiert viel Polizei und das Militär, deutlich erkennbar beispielsweise in Form von Straßenkontrollen oder Sichtbarkeit in der Stadt. Zudem wurden Einigungen mit Paramilitärischengruppen eingegangen und 2016 ein Friedensvertrag mit der Guerillagruppe F.A.R.C. unterschrieben. Falls ihr Fragen habt, erklären wir euch gerne noch mehr Einzelheiten, ist echt super interessant. Das besondere an der Geschichte Kolumbiens ist, dass vieles nur wenige Jahrzehnte her ist und man an vielen Stellen den Transformationsprozess mitverfolgen kann. Gegen Ende der Tour sprachen wir auch über aktuelle Entwicklungen. Vor 2 Monaten fanden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt und ein Kandidat, der den mit dem Versprechen den Friedensvertrag aufzulösen angetreten war, gewählt. Mittlerweile hat er nur noch vor das Abkommen zu ändern, doch es wird spannend sein, was die Zukunft bringt.
Demonstration in ganz Kolumbien
Im Volk ist der neue Präsident sehr unbeliebt. Zwar gehen Kolumbianer oft demonstrieren, doch es hat noch keinen Präsident gegeben, welcher durch seine Politik innerhalb von 2 Monaten landesweite Proteste ausgelöst hat. Passend zu der Tour fanden diese Proteste genau an dem Tag statt und Bogota zeigte sich von einem ganz anderen Bild. Die Polizei und das Militär waren extrem präsent und mit Schutzschildern ausgerüstet. Außerdem waren wichtige öffentliche Gebäude verhüllt, um sie vor Farbbomben zu schützen. In den Protesten vereinten sich verschiedene Gruppen:
- Studenten: Für die Erhöhung des Bildungsbudgets, welches trotz hoher Inflation seit über 20 Jahren nicht geändert wurde.
- LKW-Fahrer: Gegen eine neue Steuer auf Benzin
- Indigene Bevölkerungsgruppen
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Ärmere Bevölkerungsschichten: Gegen eine geplante Steuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Eier und Milch – zunächst war diese auf Alkohol und Limonade geplant, doch es gab anscheinend überzeugende Argumente Genussprodukte von der Steuer zu befreien
Museo del Oro
Nach der heftigen Geschichtsstunde besuchten wir noch das Museo del Oro (Gold Museum). Kolumbien besitzt extrem viel Gold, welches die indigenen Völker bereits für Schmuck und Opfergaben nutzen. Der Legende nach war El Dorado eine verlorene Stadt bzw. ein See, indem die indigenen Völker bei ihren Ritualen Gold in den See warfen. Die Spanier wollten dieses Gold natürlich haben. Sie bauten einen Kanal und legten damit den See trocken und holten viele Schmuckstücke aus dem See. Danach kamen ebenfalls die Franzosen und die Engländer und plünderten. Die Kolonialmächte schmolzen die Kunstwerke ein und verschifften sie nach Europa. Am Ende rettete das eigene Volk was noch über war. Schätzungen nach ist dies nur noch 1 Prozent der Schmuckstücke. Diese findet man im Museo del Oro. Beeindruckend war dabei aber vor allem die Präzession und die Feinheiten der Ornamente. Der Eintritt für das Museum liegt bei 5.000$, also ist es auf jedenfall was für den pünktlichen Mittagsregen.
Museo del Emiraldas
Neben Gold besitzt Kolumbien auch extrem viele und qualitativ hochwertige Smaragde. Im Gebäude neben dem Museo del Oro findet man im 23 Stockwerk eine private Ausstellung einiger Smaragde. Zudem gibt es eine kurze Führung mit Erklärung und einen Juwelenshop. Der Eintritt liegt normalerweise auch bei 5.000$. Wenn man aber die Free Walking Tour macht bekommt man den Eintritt gratis. Das Museum ist kein Muss, aber die künstlerischen Arbeiten der Ausstellung, in welcher Fotos verboten sind, sind beeindruckend.
Museo de Arte
Das Museo de Arte ist ein Museumskomplex von der Zentralbank Banco Colombia, weshalb der Eintritt für alle Besucher frei ist. Drinnen befindet sich eine Münzausstellung, eine allgemeine Kunstausstellung und eine große Ausstellung von Fernando Botero. Dieser ist der wichtigste Künstler Kolumbiens und auch einer der heutigen Zeit. Er hat damals die gesamte Ausstellung der Stadt Bogotá geschenkt. Im ersten Augenblick wirken seine Gemälde wie dicke, rundliche Menschen und Objekte, jedoch spielt Botero mit Formen und Maßen und ist damit sehr revolutionär. Es darf hier nie einfach nur von fetten Personen die Rede sein (auch wenn uns das immer wieder so vorkommt).
In dem berühmten Kunstwerk „Eine Familie“ lässt sich Boteros Stil sehr gut erkennen. Er spielt mit Formen und Proportionen. Außerdem sind ihm entsprechende Farben sehr wichtig. Man vergleiche das Gelb der Birnen und des Kleides der Frau oder das Rot der Jacke des Jungen mit dem des Kleides des Mädchens oder des Hundes. Weiterhin hat er häufig Bewegung in seinen Bildern, die fallenden Birnen. Immer wenn eine Schlange im Bild zu sehen ist, versteckt Botero eine Sünde in dem Bild. Diese muss man schon etwas länger suchen.
Schaut erstmal selber…
Der Mann trägt an beiden Fingern einen Ehering, was für Untreue steht.
Wanderung auf den Monserrate
Am Morgen des letzten Tages wollten wir noch den Hausberg Monserrate besteigen. Dieser liegt auf 3152 Metern und soll einen schönen Blick über die Stadt gewähren. Man kann auch mit einer Seilbahn auf den Berg fahren, jedoch entschieden wir uns die Weg zu nehmen, welcher ausschließlich aus Treppenstufen besteht. Unser kolumbianischer Tourguide sagte uns bereits, dass er als Einheimischer ca. 1 1/2 Stunden bräuchte und Touristen 2, da sie die Höhe nicht gewohnt wären. Wir merkten beim Anstieg auch auf jedenfall die Höhe. Besonders Julia ging es am Tag davor schon in Bogotá nicht ganz so gut, so musste sie doch öfters als gewohnt durchschnaufen. Als dann die Einheimischen neben uns hoch rannten, als eine Art Morgensport, war es doch etwas deprimierend. Oben Angekommen schauten wir aber auf die Uhr und waren mit 1 Stunde 10 echt schnell. Auf dem Gipfel befindet sich ein neues Kloster, Verkaufsstände und Restaurants. Der Ausblick war schön, die Stadt ist einfach echt rießig! Da leider auch echt viel Smog in der Stadt ist, kann man den vollen Ausmaß leider nur erahnen. Als wir oben waren wurden auch gerade viele Lichter und große Statuen zwecks Weihnachten aufgebaut. Diese waren etwas kitschig und brachten uns noch nicht so ganz in Weihnachtsstimmung, aber vielleicht kommt das ja noch…
Weiterreise
Von Bogota fuhren wir mit einem Nachtbus weiter nach Medellin, die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir bleiben der Natur also erstmal weiter fern und freuen uns auf viel Kultur und Geschichte.