Ecuador verstehen
Ecuador war das zweite Land, welches wir in Südamerika besucht haben. Viele Dinge kamen uns aus Kolumbien bekannt vor, anderes unterschied sich deutlich zu unseren Erfahrungen aus Kolumbien. Nachdem wir 4 Wochen durch Ecuador gereist sind, haben wir unsere Eindrücke von dem Land, den Menschen und deren Kultur in diesem Beitrag zusammengefasst.
Geographie und Klima
Ecuador ist mit 283.000 km² etwa halb so groß wie Deutschland. Für die Größe bietet das Land jedoch eine extreme Vegetationsvielfalt. In der Mitte des Landes, von Norden nach Süden, erstreckt sich das beeindruckende Anden Gebirge. Dieses teilt das Land.
Im Landesinneren liegt ein Teil des Amazonas Becken und auf der anderen Seite der Anden erstrecken sich Nebelwälder bis zur Pazifikküste. Das Land besitzt zudem 55 Vulkane, von denen 18 aktiv sind. Aufgrund des reichhaltigen Bodens, der Nähe zum Äquator (ganzjähriger Anbau) und der verschiedenen Höhenlagen wird hier sehr viel und erfolgreich Landwirtschaft betrieben. Vor allem in den Anden zwischen 3000-4000 Metern hat uns dies erstaunt. Jedoch ist durch die Anden das Wetter auch sehr unbeständig. Ob es ein guter Tag zum Wandern wird, ist jedesmal eine Lotterie. Der Blick auf den Wetterbericht bringt dabei nichts. Oft regnet es nachmittags ein paar Stunden und der Nebel versperrt die Sicht. Dies kann aber auch an der Regenzeit liegen, in der wir uns zur Zeit befinden. Ein Muss sind auf jedenfall feste Wanderschuhe für schlammige Wege und eine Regenjacke. In Ecuador gibt es eine Vielzahl an Nationalparks, die für Ausländer kostenlos zugänglich sind. Sie sind sehr gut erhalten, die Wanderwege meistens beschriftet und sauber. Dies macht es recht einfach in Ecuador schöne Wanderungen (ein- oder mehrtägig) zu unternehmen. Insgesamt hatten wir das Gefühl, dass das Land bereits länger an den Tourismus gewöhnt ist. So ist die Infrastruktur etwas besser ausgebaut und z.B. mehrere Restaurants auf Touristen (z. B. vegetarisches Essen) spezialisiert.
Tipps:
- Zeit nehmen um das ganze Land zu erkunden
- Zwiebellook, Regenjacke und Wanderschuhe. Mehr Infos zu unserer Packliste findet ihr hier
- Früh starten um das gute Wetter auszunutzen
- Nicht runterkriegen lassen, falls das Wetter nicht mitspielt, es ist trotzdem eine tolle Erfahrung. Immer daran denken, dass die Artenvielfalt nur wegen dem vielen Regen existiert!
Menschen generell
Da wir in Kolumbien bereits sehr gute Erfahrungen mit den Einheimischen gemacht haben, waren unsere Erwartungen ebenfalls für Ecuador sehr hoch. An sich sind die Ecuadorianer auch sehr freundlich und herzlich. Sie sind etwas zurückhaltender als Kolumbianer, aber einmal im Gespräch sind sie sehr interessiert und meist hilfsbereit.
Wir hatten aber auch öfters die Situation, dass wir uns angelogen oder etwas abgezockt vorgekommen sind. Das kann natürlich auch die Kehrseite eines bereits länger existierenden Tourismus sein. Wichtig ist, dass man nicht immer alles glaubt, was einem erzählt wird, man Sachen hinterfragt und z. B. Vergleichsangebote einholt. Natürlich kommt es immer wieder zu Überraschungen, aber diese kann man durch ein paar Vorsichtsmaßnahmen reduzieren. Wir hatten auch das Gefühl, dass mehr Menschen gebrochenes Englisch sprechen konnten als in Kolumbien. Spanisch blieb aber weiterhin die Hauptsprache während unserer Reise um mit Einheimischen zu kommunizieren.
Tipps:
- Auf Einheimische freundlich zugehen und die Initiative ergreifen
Keine Angst haben Fragen zu stellen (auch bei falschem Satzbau) - Spanisch üben üben üben!
- Nicht alles glauben, was einem erzählt wird. Sie haben immer eine Ausrede parat
- Preise und Angebote vergleichen (auch Bsp. Davor in einem Blog nachlesen)
- Nicht von kleinen Unannehmlichkeiten aus dem Konzept bringen lassen
Essen und heimische Speisen
Wie auch in Kolumbien ist die Hauptmahlzeit in Ecuador das Mittagessen. Überall findet man Mittagsmenüs – Almuerzos- für 2-3$. Dies beinhaltet immer eine Suppe und ein Hauptgericht und wenn man Glück hat noch eine kleine Nachspeise.
Wer etwas traditionelles probieren möchte sollte auf jedenfall Cuy – Meerschweinchen essen. Es gilt als Delikatesse, kostet aber etwas mehr (eins ca. 20$). Manchmal verkaufen Restaurants auch einzelne Stücke. Wir haben es jedoch leider nicht gefunden und werden uns daran in Peru wagen (dort gilt es ebenfalls als Delikatesse). Sehr lecker ist aber auch das gegrillte Spanferkel, dass in Ecuador oft zubereitet wird. Die Portionen sind groß und preiswert – da kommt jeder Fleischliebhaber auf seine Kosten. Die Küste ist bekannt für Meeresfrüchte und frischen Fisch. Auf dem Markt findet man tropische Früchte und viele Sorten Gemüse. Diese sind wesentlich günstiger als im Supermarkt und zudem frischer.
Leider gibt es in Ecuador keine Empanadas mehr, zumindest nicht die guten aus Kolumbien. Es gibt gefülltes Gebäck (meist mit Käse), welches die Ecuadorianer Empanadas nennen. Wer jedoch in Kolumbien war kann bestätigen, dass dies nicht das Gleiche ist.
Sonst gibt es auch nicht mehr so viele Essensstände auf der Straße, aber dennoch genügend einheimische Lokale zu günstigen Preisen. Ein Highlight für uns waren die Bäckereien. In Ecuador gibt es mehrere Bäckereien, die knusprige und nicht süße Brötchen backen. Das Gebäck ist zwar aus Weizen aber nach drei Monaten Toastbrot war das für uns schon eine große Steigerung.
Tipps:
- Gemüse und Obst auf dem Markt kaufen
- Selbst kochen, günstiger als Essen gehen und eine gute Abwechslung
- Panaderia und Pastaria suchen – hier gibt es die guten Brötchen
- Spanferkel und/oder Cuy probieren
- An der Küste frischen Fisch, Meeresfrüche oder Cerviche probieren
Transportmittel
Auch in Ecuador ist der Bus das Hauptverkehrsmittel. In der Regel gibt es in jeder Stadt einen Busbahnhof. Meistens fahren die Busse pünktlich ab und die Organisation ist sehr gut. In den größeren Städten gibt es oft mehrere Busterminals. Hier sollte man sich informieren (vor allem beim Umstieg), welches der Bus anfährt.
Ein großer Unterschied ist, dass es in Ecuador Haltestellen gibt. Zwar werden diese nicht immer von den Einheimischen eingehalten, es steigen auch immer Leute an der Straße aus und ein, jedoch wirkt es etwas organisierter als in Kolumbien. Die Nachtbusse sind komfortabel, können jedoch auch stark runtergekühlt sein. Am besten eine Decke oder Jacke mitnehmen. Zudem ist es wichtig, dass man den kleinen Daypack Rucksack auf seinen Schoß nimmt. Es gab Diebstähle, bei denen der Rucksack im Fußraum aufgeschlitzt und die Wertsachen entwendet wurden. Hier gilt große Vorsicht. Die Busfahrer weisen einen aber auch immer darauf hin.
Tipps:
- Am besten zum Terminal gehen, um Tickets zu kaufen und einzusteigen. Der Bus ist sonst oft bereits voll
- Lieber an eine Haltestelle stellen und nicht einfach an die Straße. Es kann sein, dass der Bus einen sonst nicht mitnimmt.
- Decke oder zweite Jacke in den Nachtbus nehmen, es kann sehr kalt werden
- Unbedingt kleinen Rucksack auf den Schoß nehmen, sonst Gefahr wegen Diebstahl
Unterkünfte und Übernachtungen
Wie auch in Kolumbien hatten wir keine Probleme mit der Auswahl an Unterkünften. Auf Hostelworld und Booking findet man eine Vielzahl an preisgünstigen Zimmern. Dass Ecuador etwas teurer ist, fiel uns besonders bei den Hostels auf. Ein Bett im Schlafsaal, manchmal auch ein Privatzimmer, bekommt man im Schnitt für $10 pro Person, in Kolumbien lag dieser bei ca. $8 Dollar p.P.
Währung
Ecuador erlitt 2000 eine extreme Finanzkrise, welche dazu führte, dass das Land den amerikanischen Dollar als Währung annahm und jetzt an ihn gebunden ist. Durch diese Maßnahme stabilisierte sich die Wirtschaft. Die Ersparnisse vieler Einheimischen konnte dies aber nicht retten, sie wurden durch die Inflation aufgefressen. Außerdem kann Ecuador seitdem keine eigenständige Währungspolitik mehr führen.
Anders als in Kolumbien zahlt man hier oft Cent Beträge oder einen Dollar. Das kann aber etwas tükisch sein, da so ein Dollar schnell ausgegeben ist und er manchmal nicht dem realen Wahrenwert entspricht. Geld abzuheben ist generell kein Problem, da sich fast in allen Städten kostenlose Geldautomaten auffinden lassen. Falls es keinen gibt (wie bsp. in Canoa) steht das aber in der Regel auf den Webseiten der Hostels. Die Geldautomaten geben in der Regel 20er und 10er Scheine aus. Da es sich beim Zahlen auf der Straße oder in Restaurants meist um kleinere Beträge handelt und Südamerikaner meist kein Wechselgeld haben, können diese Scheine zum Problem werden. Am einfachsten ist es das Geld im Supermarkt klein zu machen und mehrere Münzen zu sammeln.
Tipps:
- Geld im Supermarkt wechseln
- Kleingeld horten, damit man immer etwas passendes hat
- Nicht von dem Dollar verleiten lassen – manchmal ist es gar nicht so günstig
Traditionelle Kleider
Was uns direkt nach dem Grenzübergang aufgefallen ist waren die Klamotten der Einheimischen: bunte Ponchos, Hüte und Blusen. Viele Frauen trugen plötzlich traditionelle Kleider statt Jeans und T-Shirt. Wir sahen dies im gesamten Anden Bereich, da hier viele Angehörigen des Quechua Stammes leben. Die traditionellen Kleider umfassen bei Frauen einen Hut, Rock, Bluse, Kniestrümpfe, Ponchos oder große bunte Tücher. Die Tücher werden hauptsächlich als eine Art Rucksack genutzt, so werden Früchte oder Kinder darin eingewickelt und an den Rücken fixiert. Dies kann nicht extrem ungemütlich sein, da auch bei mehreren Stunden Busfahrt die Kinder nicht vom Rücken abgenommen werden. Männer haben keine auffällige Tracht, jedoch tragen diese auch sehr gerne Hüte und haben oft noch langes schwarzes Haar, die in einem Zopf zusammen gebunden werden. Es war sehr schön diese Tradition mitzuerleben und zusehen, wie wichtig ihnen diese Kleidung noch ist.
