Encarnacion -
Anreise
Von Asuncion reisten wir in den Süden Paraguays. Zunächst fuhren wir mit einem Stadtbus ans Terminal von Asuncion und von dort weiter mit einem Langstreckenbus nach Encarnacion. Unsere erste Unterkunft, das Maui Waui International Hostel, war nur wenige Gehminuten vom Terminal entfernt.
Die Stadt Encarnacion
Encarnacion liegt am Fluss Rio Paraná und besitzt eine große Uferpromenade mit Parks und einem Strand. Auf der anderen Seite des Fluss befindet sich Argentinien. Viele Paraguayaner reisen nach Encarnacion, da sie sich einen Urlaub ins Ausland nicht leisten können. Das Land ist bis auf eine sehr reiche Oberschicht größtenteils sehr arm und aufgrund des Wechselkurses ist im Ausland grundsätzlich alles teurer als in Paraguay. Encarnacion hat einen großen Strand und versprüht Urlaubsatmosphäre.
An der Uferpromenade liefen wir entspannt entlang, passierten den Strand und stoppten am Mirador del Rio Parana, ein kleiner Steg, der auf den Fluss führt und von dem wir einen netten Ausblick hatten.
Im Stadtzentrum besuchten wir den kleinen japanischer Garten, der sich auf dem Hauptplatz der Stadt befindet und die Catedral de Nuestra Señora de la Encarnacion. Dabei handelt es sich um die größte Kirche von Encarnacion.
Besuch der Jesuitenmissionen
Mit der Kolonialisierung kam auch der christliche Glaube nach Südamerika. Missionierungen wurden von verschiedenen Orden durchgeführt, ein besonders erfolgreicher war dabei der Orden der Jesuiten. 1549 erreichten die ersten Jesuiten den Südamerikanischen Kontinent und beteiligten sich ab 1576 an der Missionierung von Einheimischen. Diese waren von großem Erfolg geprägt, denn die Jesuiten legten besonderen Wert (im Gegensatz zu vielen anderen Missionaren) auf Anpassungsfähigkeit, Kulturaustausch und die Bedürfnisse der Einheimischen.
Die Jesuiten errichtet sogenannte Reduktionen. Dies waren Gemeinschaften, in welchen die Ordensbrüder zusammen mit den Einheimischen lebten. Es waren terretorial eigenständige Gebiete. Sie waren abgeschottet von der Außenwelt und Spanier durften sie nicht betreten. Man muss sich diese Reduktionen als riesige Gemeinschaft vorstellen. Die Einheimischen besaßen kleine Häuser, in denen sie mit ihren Familien wohnten und jeder Bewohner hatte eine Aufgabe in der Gemeinschaft. Im Zentrum stand natürlich die Lehre des Glaubens. Auf dem Gebiet des heutigen Paraguays wurden 30 Reduktionen gegründet, in welchen 1732 über 140.000 Einheimische lebten. Die Reduktionen gelten bis heute als eines der erfolgreichsten Experiment eines offenen Kulturaustausches. Zudem waren sie wirtschaftlich sehr erfolgreich. Die Gemeinschaft funktionierte und erwirtschaftete Überschüsse, welche die sklavenhaltenden Großkundbesitzer neidisch machten. Die Reduktionen lehnten radikale Ansätze der Missionierung ab, da sie befürchteten, dass beispielsweise die Unterdrückung der Einheimischen mit Gewalt zur Verabscheuung der Religion der Unterdrücker zur Folge hätte. Der Geist der Reduktionen entsprach daher einem anti-kolonialen Experiment, was natürlich nicht mit den politischen und wirtschaftlichen Zielen der Kolonialherrscher vereinbar war. Dazu kam der stärker werdende Neid und Hass von Großgrundbesitzern und Kolonialisten. Sie verbreiteten Lügen in der Zivilbevölkerung und sorgten dafür, dass der spanische König 1767 die Verbannung der Jesuiten aus Südamerika befahl.
Unweit von Encarnacion gibt es 3 Ruinen von Jesuitenmission. Wir besuchten zwei davon: in der Stadt Trinidad die Mission La Santisima Trinidad del Parana und die Mission Jesus de Tavarangüe in Jesus de Tavarangüe. Den Ort hat man nach der Jesuitenmission benannt.
Die Mission La Santisima Trinidad del Parana erreichten wir circa nach einer Stunde Busfahrt. Man kann eigentlich jeden Bus nehmen, der in Richtung Osten fährt, da die Mission sehr nah an der Hauptverkehrsstraße liegt. Die Mission wurde gebaut, um die einheimische Bevölkerung, die Guaranis, zum Christentum zu bekehren. Die Mission bestand aus einer großen Kirche, Häuser für die Mönche und Häuser für die Ureinwohner. Sie lebten in einem großen Komplex friedlich zusammen. Die Jesuiten schafften es eine Gemeinschaft zu bilden, welche die Guaranis aus den Wäldern in die Mission lockte. An den Ruinen der Kirche ist die harmonische Vermischung dieser beiden Kulturen zu erkennen. So finden sich beispielsweise für die Guaranis typische Zeichen an den Wänden der Kirche. Mit der Vertreibung der Jesuiten 1767 zerfiel die Gemeinschaft, zwar wurden die Missionen von anderen Orden übernommen, doch diese konnten die Guaranis nicht für sich gewinnen und die Ureinwohner zogen sich größtenteils in den Wald zurück.
Von der Mission konnten wir nur noch Ruinen besichtigen. Sie wurde zwar erst 1706 gegründet, doch nach dem Zerfall der Gemeinschaft geraten die Reduktion in Vergessenheit. Außerdem wurden sie während dem Triple-Allianz-Krieg 1864-1870 beschädigt. Erst in den 1990er Jahren entstand wieder ein Interesse an der alten Jesuitenmission. Wir nahmen an einer kostenlosen Führung durch die Ruinen teil und erfuhren so die vielen Hintergrundinformationen. Die Tour ist sehr empfehlenswert.
Die Mission Jesus de Tavarangüe liegt etwas abgelegener, circa 12 Kilometer von der Hauptstraße entfernt. Mit einer anderen Reisenden teilten wir uns eine Taxifahrt zu den Ruinen. Auch diese waren sehr beeindruckend. Allerdings wurde die Mission nie ganz fertig gebaut, da die Jesuiten vor der endgültigen Fertigstellung vertrieben wurden.
Parque National San Rafael
Wenige Stunden von Encarnacion entfernt befindet sich der Parque National San Rafael. Mit einer Fläche von 730 km² beherbergt das Gebiet den größten zusammenhängende atlantischen Regenwald Paraguyas. Offiziell ist es noch kein Nationalpark – dafür kämpfen mehrere Umweltorganisationen. Das Gebiet wurde 1992 als reservierter Bereich für einen Nationalpark erklärt, aber seit dem gibt es keine weiteren Folgeschritte seitens der Regierung. Dies liegt an den vielen verschiedenen Interessensgruppen (Forstwirtschaft, Fläschen schaffen für Landwirtschaft,…), die zusammentreffen und das der Großteil der Wälder im Besitz von Privatpersonen ist.
Vor 40 Jahren war die Fläche des Parkes noch deutlich größer, bevor die Einheimischen und Einwanderer begannen die Gegend landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich zu nutzen. Wir wohnten bei einem schweizer Pärchen, die vor 40 Jahren gemeinsam entschieden nach Paraguay auszuwandern. Eine inspirierende Geschichte. Sie betreiben, beziehungsweise mittlerweile ihre Kinder, ebenfalls Landwirtschaft. Es hat sich ein bisschen angefühlt wie Urlaub auf dem Bauernhof. Sie setzten sich außerdem für die Erhaltung der Wälder und der Natur ein.
Wir erreichten den Park mit einem Bus von Encarnacion nach Ynambu. Von dort holte uns die Familie ab. Wir verbrachten zwei Tage im Park. Es gibt mehrere Wanderwege und einen See in dem man baden kann. Da wir bereits Wintern auf der Südhalbkugel haben ist es in Paraguay keine 40°C mehr, doch auch bei 25°C gönnten wir uns eine kurze Erfrischung im Wasser. Wir liefen alle Wanderwege ab und entspannten ein wenig. Außerdem bekochte uns die Familie – es war immer super lecker. Am zweiten Tag wurden wir nachmittags wieder nach Ynambu gefahren und stiegen in einen Bus, der uns zurück nach Encarnacion brachte.
Tagesausflug nach Posada
Auf der anderen Seite des Rio Paraná liegt die argentinische Stadt Posada. Da wir einen Vormittag Zeit hatten, statten wir dieser einen Kurzbesuch ab. An Wochentagen verkehrt halbstündig ein Zug zwischen den beiden Städten. Neben dem Zug gibt es ebenfalls einen internationalen Bus, der jeden Tag circa im Halbstundentakt fährt. Das der Zug nicht am Wochenende fährt, erfuhren wir aber erst am Bahnhof, beziehungsweise der Bahnhof war zu und ausgestorben. Die Grenze ist nicht weit vom Bahnhof entfernt, sodass wir entschieden einfach zur Grenze zu laufen und dort auf einen Bus zu warten. Dabei durchquerten wir ein riesiges Shoppingdistrikt. Überall wurden Waren angeboten: Kleidung, Elektronik und vieles mehr. Da der Zug nicht verkehrt, waren der Großteil der Läden geschlossen, dennoch bekamen wir ein gutes Bild davon, wie viel dort los sein kann. Wie bereits erwähnt ist für die Nachbarländer in Paraguay eigentlich alles deutlich günstiger, weshalb viele Argentinier die Nähe zu Paraguay fürs Einkaufen nutzen. Gefälschte Elektronik und Klamotten stehen dabei ganz oben auf der Liste. Encarnacion hat den Ruf, dass in der Stadt die besten gefälschten I-Phones der Welt verkauft werden.
An der Grenze holten wir unseren Ausreisestempel ab und warteten auf den Bus. Dieser brachte uns nach Argentinien, wo wir einreisten und weiter bis zum Hauptplatz fuhren. Es war ein sehr sonniger Tag, an dem wir einfach das Wetter genossen und durch die Stadt liefen. Wir stoppten an der Figur Paseo Bosetti, die einen Mann mit einem Matebecher darstellt und im Parque Republica del Paraguay. Von diesem liefen wir die Uferpromenade entlang und sahen auf der anderen Seite des Flusses Encarnacion. Vom Monumento Andres Guacurari hatten wir einen noch besseren Blick auf die paraguyanische Seite des Flusses. Mit einem internationalen Bus fuhren wir nach wenigen Stunden in Argentinien wieder zurück. Dabei erlebten, warum Touristen den Zug bevorzugen. Während bei der Zugfahrt die Ein- und Ausreiseformalitäten für beide Länder am argentinischen Bahnhof erledigt werden, müssen Touristen bei der Busfahrt sowohl auf der paraguayanischen und argentinischen Seite der Brücke aussteigen, um die nötigen Stempel zu bekommen. Einheimische müssen das nicht. Auf der Rückfahrt, mussten wir den Busfahrer darum bitten an der paraguayanischen Seite zu stoppen. Und er wartete auch nicht bis wir unsere Stempel hatten, sondern fuhr gleich weiter, sodass wir zu unserem Hostel zurück liefen.
Weiterreise
Von Encarnacion reisten wir mit einem Bus weiter nach Ciudad del Este, die Grenzstadt Paraguays mit Brasilien sowie Argentinien bei den Iguazu Wasserfällen.