San Gil -
Von Riohacha nach San Gil
Von Riohacha fuhren wir mit einem Nachtbus in 12 Stunden nach Bucaramanga. Dies war unser erster richtiger Langstreckenbus in Kolumbien und wie erwartet war dieser super komfortabel und ausgestattet. Der Sitzabstand ist sicherlich doppelt so groß wie in Deutschland bei einem Flixbus. Weiterhin gibt es Wlan und es wird ein Film gezeigt. Das einzige Problem ist, dass die Busse extrem herunter gekühlt werden. Wir kennen das schon aus Südostasien und stiegen trotz 30°C Außentemperatur mit langer Hose und Pulli in den Bus. Trotzdem war es noch kalt. Die EInheimischen kamen alle mit Decken in den Bus. Daran werden wir uns wohl das nächste Mal ein Beispiel nehmen.
In Bucaramanga angekommen, buchten wir uns gleich den nächsten Bus, der uns in 3 Stunden nach San Gil brachte.
San Gil - Straßen wie in San Francisco
Die Stadt San Gil ist sehr hügelig. Und das kann man nicht genug betonen. Es hat uns sehr an San Francisco in den USA erinnert. Da die Straßen extrem steil sind, läuft der Verkehr aber viel gesitteter. Vorfahrt, Stoppschilder und Ampeln haben auf einmal eine Bedeutung, Motorräder werden maximal mit 2 Personen besetzt und alle tragen dabei einen Helm. Dies unterscheidet sich vom Norden und ist uns direkt aufgefallen.
San Gil bezeichnet sich selbst als Capital Turística de Colombia, als touristische Hauptstadt Kolumbiens. Die Stadt ist vor allem für diverse Extremsportarten bekannt. Es gibt fast keine Outdoor Aktivität, die man hier nicht machen kann. Aber auch die Stadt versprüht einen gewissen Charm, hat einen großen Markt und einen schönen Park zu bieten. Dennoch lebt der Tourismus hier ganz klar von den Touren. Es wird unter anderem Folgendes angeboten: Bungee Jumping, Wild Water Rafting, Paragleiten, Canyoning, Höhlentouren, Abseilen entlang von Wasserfällen, Mountainbiken, Wanderungen und vieles mehr.
Unsere Aktivitäten in San Gil
Wir hatten zunächst nur 2 Tage in San Gil geplant, blieben letztendlich 4 Tage, da uns doch einige Aktivitäten interessierten. Diese wollen wir im Folgenden kurz vorstellen.
Bungee Jumping
Sich kopfüber von einer Plattform in Richtung hartem Boden oder einem reißenden Fluss zu stürzen klingt nicht nach der besten Idee, oder? Aber genau darum geht es beim Bungee Jumping. In San Gil gibt es gleich 4 Anbieter mit verschiedenen Preisen und Höhen: 45 Meter, 70 Meter, 100 Meter und 140 Meter sind möglich. Jakob wollte das ganze gerne ausprobieren und entschied sich für den 70 Meter Bungee Sprung, das sollte für das erste Mal ausreichen. Das Team vor Ort war sehr professionell und das Equipment war in gutem Zustand, sodass er sich bis kurz vor dem Absprung sehr sicher fühlte. Als Jakob dann allerdings aufgefordert wurde, sich für den Sprung bereit zu machen kam die Nervosität. Dann ertönte der Countdown: 3, 2, 1, Bungee! In dem Moment denkt man nichts und springt einfach. Freier Fall, Adrenalinstoß, das Wasser kommt immer näher – das Bungeeseil spannt. Wir waren überrascht wie hoch er nochmal durch das Seil gezogen wurde. Dann war auch schon wieder alles vorbei. Wiederholungsbedarf besteht, aber nicht so schnell wieder. Wir können es aber aufjedenfall weiterempfehlen, da es günstig aber auch sehr professionell war.
Wild Water Rafting auf dem Rio Suarez
Für uns beide das absolute Highlight unseres Aufenthalts. Wir waren zusammen in USA raften und Jakob hatte schon eine tolle Raftingtour in Australien gehabt, doch die Raftingtour in San Gil toppte beides nochmals. Der Rio Suarez ist der zweitschnellste Fluss Südamerikas, was dazu führt, das auf der Strecke an einigen Stellen Stromschnellen der Klasse 3 und 4, an 2 Stellen sogar Klasse 5, vorkommen. Klasse 5 ist die höchste Klasse auf der Einstufung. Die Tour war professionell organisiert, wir wurden vom Hostel abgeholt und erhielten vor Ort eine ausführliche Sicherheitseinweisung und am Ende gab es noch ein kleines Mittagessen mit dem Team. Während der Fahrt begleitete uns zusätzlich noch ein Kayak als Sicherheitsmaßnahme. Dieses musste bei uns zwar nicht eingreifen, wäre aber an einigen Stellen sicher hilfreich gewesen. Die Tour machte super viel Spaß und man hatte uns nicht zu viel versprochen. In einigen Stromschnellen kamen uns 2 Meter hohe Wellen entgegen, die das gesamte Boot fluteten. Eine Person ging während der Tour über Board, konnte aber schnell wieder ins Boot geholt werden. Am Ende erwartete uns noch eine Stromschnelle der Klasse 5, die uns noch einmal alles abverlangte, uns komplett mit Wasser begoss und super viel Spaß machte. Wir werden an dieser Stelle sicherlich nochmal etwas Videomaterial nachreichen. Habt noch etwas Geduld. Die Tour kostet 130.000$, wir haben noch ein wenig nachverhandelt und zahlten 120.000$ pro Person. Es lohnt sich in Kolumbien immer nach einem Discount zu fragen.
Paragliding über dem Chichamocha Canyon
Der Chichamocha Canyon ist mit einer maximalen Tiefen von 2.000 Metern der zweittiefste weltweit. Er erstreckt sich über eine Strecke von 227 Kilometer entlang des Chichamocha Rivers. Wir hatten überlegt hier wandern zu gehen, entschieden uns dann aber für einen Paraglidingflug über dem Canyon. Auch Julia, die ein wenig Höhenangst hat, entschied sich nach längerer Überlegung dazu. Dazu muss man noch wissen, dass wir beide etwas empfindlich hinsichtlich fliegen und fahren sind und uns schnell übel wird. Der Canyon reizte uns aber einfach.
Wir buchten die Tour für 170.000$ (anstatt regulären 180.000$) und fuhren knapp 90 Minuten zu dem Startplatz hoch oben auf dem Canyon.
Das besondere an dem Flug über dem Canyon ist, dass die Thermik in dem Gebiet sehr ausgeprägt ist. Dadurch gleitet man nicht einfach nur ins Tal, sondern kann deutlich höher steigen. Der Startpunkt entspricht damit auch dem Landepunkt. Wir erhielten eine kurze Einweisung und dann ging es auch schon los. Julia musste als erste ran. Gurte anlegen, Schirm in die Luft und dann Richtung Abhang rennen. Und schon hebt man ab. Aus der Luft hatten wir außergewöhnliche Blicke auf den Canyon und die ganze umliegende Umgebung. Wir starteten bei 1.800 Höhenmeter und stiegen immer höher. Jakob erreichte ganze 2.500 Höhenmeter. Von dem ganzen im Kreis Aufsteigen wurde uns ein wenig übel, aber wir überstanden es beide problemlos. Der Flug dauert 20 Minuten. Wir hatten tolle Ausblicke und beide viel Spaß an dem Flug, waren aber auch froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Tagesausflug nach Barichara
Neben den Outdooraktivitäten eignet sich San Gil auch super als Basis für einen Tagesausflug nach Barrichara. Dies ist ein kleines idyllisches Örtchen knapp 1 Stunde mit dem Bus von San Gil entfernt. Angekommen erinnerte uns die Stadt mehr an Italien als an Kolumbien. Gepflasterte Straßen und kleine Häuschen mit roten Dächern soweit das Auge reicht. Dazu noch sehr warmes und trockenes Klima. In der Stadt leben circa 2.000 Einwohner, sodass man die Straßen schnell abgelaufen hat. Daher unternahmen wir eine Wanderung zu dem Nachbarort Guane. Die Wanderung mit dem Namen Camino Real führte dabei meist den Berg hinunter und eröffnete uns immer wieder tolle Blicke in das Tal. Der Ort Guane ist nochmal deutlich kleiner als Barichara und besitzt eine ganz ähnliche Atmosphäre. Von Guane ging es dann wieder zurück nach San Gil mit dem Bus.
Attraktionen in der Stadt
Neben den ganzen Touren bietet auch San Gil einige Attraktionen in der Stadt, deren Besuch sich lohnt. Zunächst gibt es, wie in jeder kolumbianischen Stadt, eine Kirche mit einem großem Vorplatz, dem Hauptplatz der Stadt. Ein Highlight war für uns der Markt, welcher täglich von 5 Uhr in der Früh bis 15 Uhr stattfindet. So viel leckeres frisches Obst und Gemüse, Julia wollte am liebsten alles mitnehmen. Außerdem gibt es einen schönen Park, den Gallineral Natural Park. Zwar kostet er 6.000$ Eintritt, allerdings ist er auch gut gepflegt. Es gibt eine Vielzahl an Blumen und von vielen Bäumen hängen Tillandsie herunter. Dies sind lange silbrige Wedel, welche umgangssprachlich auch Altmännerbart genannt werden. Teilweise sind es soviele, dass die Bäume schneeweiß erscheinen. Wir schlenderten ein wenig durch die Natur und entlang eines kleinen Flusses.
Tejo und kolumbianisches Bowling
An einem Abend in San Gil spielten wir zum ersten Mal das offizielle nationale Trinkspiel Tejo. Dabei geht es darum mit einem Stein von etwas Entfernung aus, ein mit Lehm gefülltes Ziel zu treffen. Dafür gibt es Punkte. Mehr Punkte gibt es, wenn eines der mit Schwarzpulver gefüllten Tütchen im Lehm trifft. Außerdem gibt es dann eine kleine Explosion. Ein großer Spaß für alle. Wir spielten mit einer von einem Hostel organisierten größeren Gruppen. Nach Tejo probieren wir ebenfalls noch kolumbianisches Bowling. Der Unterschied zu dem uns bekannten Bowling ist, dass man die Kugel nicht rollt, sondern wirft. Der Untergrund ist sehr uneben, sodass die Kugel erst kurz vor den 3 Pins aufkommen sollte. Das ganze gestaltete sich deutlich schwieriger als gedacht und es dauert bis das Spiel endete. Es war interessant, aber Tejo hatte mehr Spaß gemacht.
Weiterreise
Nachdem wir 2 Tage länger als geplant geblieben waren, reisten wir von San Gil ab. Unser Ziel war Guadalupe, welches uns von einer anderen Reisenden ans Herz gelegt worden war. Da es keinen Direktbus gab, fuhren wir vom lokalen Busterminal zunächst nach Socorro. Von dort ging es weiter nach Oiba und nach einem 1-stündigen Stopp nach Guadalupe.