Iquitos -
Abgeschiedenheit
Iquitos ist die größte Stadt der Welt, die nur per Boot oder Flugzeug erreicht werden kann. Das heißt nicht, dass es keine Autos und Straßen gibt. Allerdings führen die Straßen nur zu den benachbarten Ortschaften und enden dort. In alle Richtungen trennen mehrere hundert Kilometer Amazonas Regenwald Iquitos von der restlich Welt.
Anreise
Für die Anreise nach Iquitos entschieden wir uns für den langen und beschwerlichen Weg über Land. Dafür fuhren wir von Chiclayo in einem sehr luxuriösen Nachtbus nach Tarapoto. In Tarapoto stiegen wir kurz in ein Tuktuk um, welches uns von der Bushaltestelle zum Abfahrtsort der Sammeltaxen fuhr. Man kann entweder in einen Minibus oder in einem richtigen Auto nach Yurimaguas fahren. Zweiteres ist zwar teurer, allerdings ist die Strecke sehr sehr kurvig und wenn man, wie wir, einen sehr empfindlichen Magen hat, kann das Auto schon angenehmer sein.
In Yurimaguas fuhren wir von der Bushaltestelle mit einem Tuktuk zum Hafen. Denn hier endet der Transport über Straßen – es geht nur mit einem Boot weiter.
Bootsfahrt nach Iquitos
Es fahren 2 Bootstypen von Yurimaguas nach Iquitos:
Schnellboote benötigen ca. 14 Stunden bis nach Nauta und kosten 150 Sol. Von Nauta erreicht man in 1,5h Autofahrt Iquitos.
Die zweite Option sind Frachtschiffe. Diesen sind deutlich langsamer und benötigen circa 3 Tage für die Strecke nach Iquitos. Dabei kann man meist zwischen einer Kabine für 150S und einen Hängemattenplatz für 100S wählen. Die Hängematte muss man selbst mitbringen. Bei dem Preis sind 3 Mahlzeiten pro Tag inklusive.
Wir hatten geplant das Frachtschiff zu nehmen, weil es nach einer super spannenden Erfahrung klingt langsam durch den Dschungel über den Amazonas zu fahren.
Allerdings gab es vor wenigen Monaten eine Gesetzesänderung, welche besagt, dass Tiere und Passagiere nicht mehr zusammen transportiert werden dürfen. Dies hat zur Folge, dass Passagiere nur noch auf wenigen Booten erlaubt sind. Wir hätten mindestens 4 Tage auf ein Boot warten müssen, dass wahrscheinlich Passagiere transportieren würde. Deswegen hat es leider nicht geklappt und wir fuhren wir mit dem Schnellboot nach Nauta.
Falls ihr selber plant mit dem Frachtschiff zu reisen lest bitte den Hinweis Abschnitt für Reisende am Ende des Beitrags aufmerksam durch.
Speedboot nach Nauta
Die Fahrt mit dem Speedboot war ebenfalls ein Abenteuer. Wir starteten am Abend und es waren viele Passagiere auf einem langen Boot untergebracht. Unser Gepäck wurde vorne im Boot gestapelt und wir saßen auf einfachen Sitzen. Schon da stellten wir uns die Frage: Wie sollen wir denn hier schlafen? Denn die Sitze waren eng und unbequem. Nachdem alles eingeladen war und noch einmal einige Essensverkäufer durch das Boot marschiert waren ging die Reise los. Wir ließen Yurimaguas hinter uns und schon nach kurzer Zeit wurde das Licht an Board ausgeschaltet. Damit herschte volkommene Dunkelheit. Durch die wenigen kleinen Fenster sahen wir immer wieder die Taschenlampen leuchten mit denen der Weg auf dem Fluss ausgeleuchtet wurde. Es kam uns ein wenig so vor als ob wir auf geheimer Mission seien. Wie schon befürchtet stellte sich das Schlafen als große Herausforderung dar. Der Hintern schmerzte schon noch wenigen Stunden Fahrt und eine bequeme Position ließ sich auch nicht finden. Unter der Enge hatte vor allem Jakob mit seinen langen Beine zu leiden. Irgendwann reichte es ihm und er legte sich vorne im Boot zwischen dem Gepäck auf den Holzboden – nicht bequem aber deutlich besser! Das Boot stoppte immer wieder bei Dörfern im Nirgendwo und Menschen stiegen ein und aus. Nachdem die Sonne nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf aufgegangen war, gab es Frühstück: Reis mit Nudeln und einem Stück Hühnchen. Bei Tageslicht bekamen wir von der Außenwelt, also dem Fluss und dem Dschungel viel mehr mit. So vergingen die restlichen Stunden bis wir Nauta erreichten. Es war eine sehr interessante und abenteuerliche Fahrt, bei der wir morgens und vormittags viel vom alttäglichen Leben im Dschungel gesehen haben.
Weiterfahrt nach Iquitos
Bei strömendem Regen erreichten wir Nauta. Dort wartete bereits eine Horde von Tuktuk-Fahrern am Pier. Im Hafenbereich sind keine Autos erlaubt, sodass man stets erstmal mit dem Tuktuk ein Stück aus der Stadt rausfahren muss. Wir wurden zur Sammeltaxi-Station nach Iquitos gefahren. Die Fahrt nach Iquitos dauert in einem Minibus circa 1,5 Stunden. Unsere Rucksäcke wurden auf dem Dach des Minivans verstaut, wir nahmen Platz und nach 3 Minuten war das Auto komplett gefüllt und es ging los.
Die Straße, welche Nauta mit Iquitos verbindet gibt es seit 10 Jahren und seitdem hat sich Nauta von einem kleinem Fischerdorf zu einer Transitstadt entwickelt.
In Iquitos angekommen fuhren wir das letzte Stück von der Station des Sammeltaxis zu unserem Hotel wieder mit einem Tuktuk – endlich angekommen! Diese Anreise hatte es aufjedenfall in sich.
Die Großstadt Iquitos
Wenn man sich eine Stadt mitten im Dschungel vorstellt, erwartete man holprige Straßen aus Matsch, keine Internetverbindung, wenig Auswahl in Supermärkten, ein Ort der abgeschnitten ist von der restlichen Welt. Die Erwartung entspricht aber nicht der Realität. Tatsächlich ist Iquitos eine Großstadt mit hektischen Verkehr, riesigen Märkten und einer Innenstadt mit Geschäften für allerlei Elektronikgeräten (wie 60 Zoll Fernseher). Es gibt eigentlich wirklich alles, was sehr beeindruckend ist. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass alle Produkte, die in oder um Iquitos nicht angebaut oder gefischt wurden, auf kleinen Fracht-Schiffen langsam her geschifft wurden.
In Iquitos leben circa 450.000 Menschen. Die Stadt ist in verschiedene Bezirke aufgeteilt. Unter Reisenden ist vor allem Belen bekannt. Der Stadtteil beherbergt einen riesigen Markt auf dem es alles zu kaufen gibt. Außerdem steht ein Teil von Belen komplett unter Wasser – die Menschen leben in schwimmenden Häusern.
Iquitos nutzen viel Reisende als Basis für Erkundungstouren in den Amazonas Regenwald, so auch wir. Von Iquitos aus starteten wir eine 3-tägige Dschungeltour. Darüber erfahrt alles hier, im nächsten Post.
Belen-Markt
Der Belen Markt ist ein rieisiger Markt in Iquitos, auf dem es eigentlich alles zu kaufen gibt. Zwar werden in erster Linie Lebensmittel angeboten, man findet aber von Medikamenten über Haushaltsgeräte oder gar lebende Tiere fast alles. Nur als Info vorab, wer keine toten Tiere sehen möchte scrollt am Besten gleich ein bisschen weiter nach unten.
Wir lassen uns total gerne einfach ein wenig über so einen Markt treiben. Diesmal entschieden uns eine Führung mit einem Guide über den Markt zu unternehemen. Dies hatte den Vorteil, dass wir an vielen Stellen Erklärungen erhielten und nachfragen konnten. Im Anschluss an den Markt besuchten wir noch den schwimmenden Teil von Belen, was ohne Guide nicht möglich wäre.
Der Markt war sehr interessant, überraschend und teilweise auch etwas erschreckend. Die Dschungelapotheken waren super spannend. Es gibt eigentlich für jede Krankheit oder auch den Wunsch nach Glück oder einer schönen Frau ein pflanzliches Heilmittel. Viele der Stände hatten Schädel von TIeren, als Knochen oder mit Haut, in den Auslagen liegen. DIese standen nicht zum Verkauf sondern sollten Glück für gute Geschäfte bringen.
Wir fanden auch Produkte, die wir so noch nicht auf einem Markt gesehen hatten: Es gab Schildkröten Fleisch und Schildkröten Eier. Wir probierten ein gekochtes Schildkröten Ei, schmeckte eigentlich fast genauso wie ein normales Hühnerei. Schildkröten Fleisch ist zwar illegal, aber das kümmert hier anscheined niemanden. Außerdem probierten wir gebratenes Kaimananfleisch. Das war überraschend lecker.
Auf dem Markt sahen wir Einheimische die Affenbabies und Faultiere als Haustiere hielten. Dies ist ebenfalls verboten und sie tun damit den Tieren sicherlich keinen Gefallen, doch hier im Dschungel scheint das alles nicht so wichtig zu sein. Unser Guide meinte, dass man diese Tiere sogar auf dem Markt kaufen kann. Man muss ein wenig suchen, denn dies ist höchst illegal. Verboten ist es ebenfalls Affenfleisch zu verkaufen, doch wir fanden auch das. Und das war wirklich eklig und drehte uns den Magen um. Die dünnen Arme mit den kleinen Fingern sahen beinah aus wie Babyarme, das war wirklich eklig.
Dennoch ist der Belen Markt aufjedenfall einen Besuch wert! Man sollte nur nicht überrascht sein, was man dort alles finden kann.
Lower-Belen-Flooting Village
Der Markt endet an einem Punkt an dem die Straßen überflutet sind. Die Stadt endet aber nicht. Unser Guide lotste uns zu einem kleinen Boot, mit dem wir Lower-Belen besichtigten. Zunächst fuhren wir eine Straße entlang, welche die Einheimischen Venedig getauft haben. Da das einzige Fortbewegungsmittel das Boot ist leuchtet das ein, dies ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Die Häuser in dieser Straße sind 2-stöckig. Das untere Stockwerk kann nur in der Trockenzeit genutzt werden, da es in der Regenzeit unter Wasser steht. Dieser Teil der Stadt ist in einem stetigen Wandel. Während es in der Trockenzeit Straßen gibt, auf denen Tuktuks fahren, ist in der Regenzeit das Boot das einzige Transportmittel.
Die Tour führte uns weiter hinaus aus dem belebten Stadtteil hin zum Fluss. In diesem Bereich der Stadt leben die Menschen in schwimmenden Häusern. Es handelt sich um einfache Holzhütten unter die Baumstämme geschoben wurden, damit sie schwimmen. Es leben tausende Menschen in diesen Häusern. Wir passierten mehrere Schulen und Kindergärten, einer Kirche und mehreren Nachtclubs. Es ist eine ganz andere Lebensweise und es war spannend es aus nächster Nähe zu sehen.
Auch unser Guide lebt in einem der schwimmenden Häuser, an dem wir vorbeikamen. Die Häuser sind nicht sonderlich groß und es leben in der Regel mindestens 4 Personen zusammen. Die Toiletten sind kleine extra Häuschen die unmittelbar hinter den Häusern platziert sind. Der Fluss spielt eine enorme Rolle im Leben der Menschen. Er wird zum Waschen und Duschen genutzt, ist Abfluss für Toilette und Müll und ist alltäglicher Lebensraum. Unser Guide berichtete auch von Problemen mit dem Leben auf dem Wasser. Er selbst hat eine kleine Tochter und es kommt immer wieder vor, dass Babys in Belen sterben, wenn sie in einer unbeobachteten Sekunde ins Wasser stürzen und ertrinken.
Weiterreise
Nachdem wir von der Dschungeltour zurück gekommen waren, schliefen wir eine weitere Nacht in Iquitos. Morgens fuhren wir mit einem Tuktuk an den Flughafen von Iquitos und flogen in die Hauptstadt Perus, nach Lima. Es gibt täglich mehrere Abflüge nach Lima. Wir haben diesen Flug gebucht, nachdem wir uns für die Dschungeltour entschieden haben, also 4 Tage vor dem Abflug. Der Preis lag mit Gepäck bei 80€ pro Person. Wenn man früher bucht spart man und zahlt teilweise nur 40€.
Hinweis
für Reisende, die planen mit dem Frachtschiff von Iquitos nach Yurimaguas oder umgekehrt zu reisen
Es gab eine Gesetzesänderung, die besagt, dass Tiere nicht mehr gemeinsam auf einem Boot über diese Strecke transportiert werden dürfen.
[spoiler effect=“slide“ show=“Zeige mehr“ hide=“Zeige weniger“]
Daraufhin hat das größte Frachtunternehmen Eduardo (welches ebenfalls von allen anderen Reisenden für diesen Trip empfohlen wird) den Transport von Passagieren eingestellt.
Dies hat mehrere Auswirkungen:
1. Es fahren viel unregelmäßiger Schiffe. Es verlässt zwar circa jeden zweiten Tag ein Schiff den Hafen, allerdings sind auf den meisten keine Passagiere erlaubt. Wir hätten beispielsweise mindestens 4 Tage (in der Regel dauert es eher länger) auf die nächste Abfahrt mit Passagieren warten müssen.
2. Eduardo war das Frachtunternehmen, welches auf anderen Blogs empfohlen wurde, da diese die besten Standards haben. Die anderen Schiffe sind etwas älter, es gibt teilweise keine privaten Kabinen und sind einfach nicht so schön und sauber.
3. Die Abfahrt der Boote hängt eigentlich nur davon ab, dass genügend Fracht vorhanden ist, das sich die Fahrt lohnt. Nicht aber von den Passagieren. Die Anzahl der Passagiere die sich zuvor noch auf mehrere Boote verteilt hat, wird jetzt auf weniger Boote vereint und es kann sehr sehr eng werden.
[/spoiler]