La Paz -
Anreise
Von Copacabana ging es in die gefühlte Hauptstadt Boliviens – La Paz. Es fahren Sammeltaxis am Hauptplatz direkt nach La Paz (ca. 3 1/2 Stunden). Die ersten zwei Stunden fuhren wir entlang des Titicaca Sees, wo uns nochmal die Größe dieses riesigen Sees bewusst wurde. Nach ca. 1 1/2 Stunden mussten wir aus dem Colectivo aussteigen, da wir den See überqueren sollten und dies nur mit Booten möglich ist. Also kauften wir für 2 BOB ein Ticket und fuhren kurz über denn See. Der Minibus wurde mit einem weiteren Transporter über den See gebracht. Danach ging es weiter nach La Paz, wo wir bis zum Hauptfriedhof nähe Innenstadt fuhren. Wir blieben insgesamt über eine Woche in La Paz, da es sehr viele Sachen in und im Umland zu erkunden gibt und wir dem Karneval dort feierten.
La Paz
La Paz liegt in einem Kessel und erstreckt sich von 3.500 bis 4.100 Metern über dem Meeresspiegel. Somit ist sie die höchsgelegene Verwaltungsstadt weltweit. Umringt wird die Stadt von mehreren 6000er Bergen, dem Illimani und dem Huyana Potosí, und grenzt direkt an die Stadt El Alto (auf 4100 Metern)an. Dort befindet sich auch der zweithöchste kommerziell genutzte Flughafen der Welt. Eigentlich ist Sucre die offizielle Hauptstadt Boliviens, da aber der Präsident in La Paz sitzt, ist diese eine weitere Verwaltungsstadt. In der Vergangenheit gab es mehrere sogar blutige Proteste, ob Sucre die Hauptstadt bleiben soll oder La Paz die offizielle und einzige Hauptstadt wird. Jedoch konnte keine Einigung gefunden werden, sodass der Regierungsitz zwischen Sucre und La Paz aufgeteilt ist. In La Paz leben ca. 2,7 Millionen Menschen, was ungefähr 1/4 der Gesamtbevölkerung darstellt. El Prado ist das Altstadtviertel und sogleich eins der tiefstgelegensten Viertel La Pazs. Hier findet man viele Märkte und Einkaufsmöglichkeiten sowie Hostels. Nebenan liegt das Viertel Sopocachi, indem alles etwas moderner ist und viele Restaurants und Bars liegen. Neben einem großen Bussystem gibt es seit 2014 ein ausgezeichnetes Seilbahnsystem, das mit einer Strecke von 33km das längste städtische Seilbahnnetz der Welt misst. Mit der Seilbahn kann man aus dem Tal bis nach El Alto fahren und die ganze Stadt wunderbar erkunden. Die Seilbahnen sind von dem Schweizer Hersteller Doppelmayr, sehr sauber und viel schneller als die Busse oder Taxis auf den vollgestopften Straßen.
Das historisches Zentrum El Prado
Wir waren hauptsächlich im Zentrum in El Prado unterwegs, da dort unser Hostel lag und die meisten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Um ein wenig mehr über die Stadt zu lernen machten wir mal wieder eine „free“ walking tour. Free in Anführungszeichen, da es in Bolivien verboten ist einen Service ohne Kosten anzubieten. Die Red Cap Walking tour bietet aber eine hervorragende Tour an, für die man lediglich 3USD zahlen muss. Trinkgeld kann man natürlich trotzdem noch geben. Mit der Tour und auf eigene Hand erkundeten wir viele schöne und interessante Ecken. Der Hauptplatz (Plaza de Armas) liegt ein paar Straßen über der Hauptstraße. Hier befindet sich eine große Kirche, koloniale Regierungsgebäude sowie das alte Präsidentschaftsgebäude. Ein paar Blöcke weiter steht der neue Präsidentenpalast, ein hohen modernen Wolkenkratzer. An der Hauptstraße liegt die San Franzisco Kirche mit dem gleichnamigen Platz davor. Angrenzend liegt der Mercado Lanza, wo man sehr gut essen und Zeit verbringen kann. Auf dem Platz gibt es einige Veranstaltungen, so dass eigentlich fast immer was los war als wir vorbei liefen. Hinter der San Franzisco Kirche befindet sich der Souvenir Markt mit vielen schönen bunten Pullis, Taschen und Tüchern sowie der traditionelle Hexenmarkt. Dort kann man alles einkaufen, was man für traditionelle Rituale braucht. An mehreren Ständen hingen unteranderem tote Lama Babies. Diese werden beim Hausbau benötigt, da die Tiere als Opfergabe für Pacha Mama (Mutter Erde – deren indigener Gott) gelten. Die toten Tiere werden mit in das Fundament gegossen, damit der Hausbau erfolgreich wird, das Haus in Zukunft vor Schäden bewahrt bleibt und die Bewohner ein glückliches Leben führen. Ein paar Straßen weiter befindet sich noch ein Markt, der Mercado Rodriguez. Hier kann man alles einkaufen, was das hungrige Herz begehrt. Von frischem Gemüse und Obst über Säfte bis hin zu Fleisch und Fisch. Der schon große Markt expandiert am Wochenende auch noch in mehrere umliegenden Straßen, sodass es eine mehr als ausreichende Auswahl gibt. Richtung Süden befindet sich der Plaza de Sucre und direkt nebenan grenzt das Gefängnis Cárcel de San Pedro.
Cárcel de San Pedro
Das Cárcel de San Pedro ist kein gewöhnliches Gefängnis. Erstmal liegt das Gefängnis mitten in der Stadt in einem Komplex aus kolonialen Gebäuden, die lediglich ein Stockwerk hoch sind. Sehr sicher sieht es also nicht aus. Zudem ist das Gefängnis wie eine eigene Stadt aufgebaut ohne Polizisten. Die Polizisten bringen den Gefangenen nur in das Gebäude hinein aber nicht weiter. Das Gefängnis beherbergt circa 3.000 Insassen, für die nur 50 Gefängniswärter verantwortlich sind. Selbst das Betreten des Gefängnis unterscheidet sich wohl zu jedem anderen auf der Welt – die Polizisten verlangen einen Eintritt, der je nach Person und Strafe variiert. Kann der Häftling diese nicht bezahlen hat er bereits beim Eingang Schulden und muss erstmals Geld verdienen und diese an die Polizisten zurück zahlen bevor er Essen oder anderes kaufen kann. Man erhält nämlich keine kostenlose Verpflegung, sondern muss sich sein Essen und sogar seine eigene Zelle kaufen oder durch Arbeit verdienen. Innen gibt es geregelte Gesellschaftsstrukturen, Anführer, Restaurants, Frisöre usw. In verschiedenen ‚Vierteln‘ kann man leben – Reiche in besseren, Arme in schlechteren. Frauen und Kinder der Häftlinge dürfen sogar miteinziehen. Ansonsten ist jeder Häftling auf sich alleinew gestellt. Ist man also reich kann man dort entspannte Jahre verbringen, ansonsten kann es unangenehm werden. Viele Geschäfte haben mit Korruption und Drogen zu tun, denn die Herstellung von Kokain ist eine große Einnahmequelle für Häfttlinge. Das Kokain, welches im Gefängnis produziert wird, gilt als das reinste und beste in ganz La Paz. Es wird aus dem Gefängnis geschmuggelt und in ganz La Paz verkauft. Wer die Serie Prison Break (Staffel 3) kennt, kann es sich warscheinlich noch etwas besser vorstellen.
Berühmt würde das Gefängnis durch den englischen Drogendealer Thomas McFadden, der dort seine Zeit absitzen musste. Nachdem er eine Frau mit ins Gefängnis nahm und diese die Nacht ihres Lebens hatte mit Party, Koks und sonstigen, entstand sein Business der Gefängnistouren, in denen Touristen das Gefängnis besichtigten und Party machen konnten. Die Touren waren so weit verbreitet, dass sie sogar einen Eintrag im Lonely Planet hatte. Nach und nach passierten aber schlimme Dinge wie Vergewaltigungen und Touristen wurden ausgeraubt, woraufhin die Touren verboten wurden. Heute gibt es noch mehrere Schwarzanbieter für solche Touren, diese sind aber fake und sehr gefährlich, da man zwar einfach in das Gefängnis kommt aber einmal drin nur sehr schwer wieder hinaus kommt. Korruption ist immer noch weit verbreitet und es kam vor, dass die Polizisten Touristen erst gegen Zahlung von 1000 USD wieder aus dem Gefängnis ließen. Für alle die diese unglaubliche Geschichte nochmal intensiver nachlesen möchten gibt es das Buch „Marschpulver“ – es erzählt die Geschichte von Thomas McFadden und seiner Zeit in dem Gefängnis. Wir haben das Buch schon auf unsere Merkliste für nach der Reise gesetzt.
Karneval in La Paz
Da Karneval in Südamerika generell sehr groß gefeiert wird, wollten wir auf jedenfall in einer Stadt sein, um das Spektakel mitzuerleben. Wir kamen am vorletzten Karnevals Tag in La Paz an und erkundigten uns wo denn die Party starten würde. Im Hostel erklärten sie uns, dass die große Hauptstraße gesperrt wäre und den ganzen Tag Umzüge wären. Also liefen wir gleich los, holten uns ein paar Bier und schauten den Paraden zu. Anders wie in Deutschland konnte man trotz Absperrung die Hauptstraße entlang laufen und die Gruppen anschauen. Man konnte aber auch Sitzplätze mieten. Die Parade bestand aus vielen Blaskapellen, tanzenden schickgekleideten Cholitas (wird weiter unten ausführlich erklärt) und Männer. Die Kostüme waren sehr edel mit Glitzer und Verzierungen. Neben den Paraden gibt es in Peru und Bolivien auch noch eine weitere Tradition, nämlich sich gegenseitig mit Rasierschaum einzuspritzen und mit Wasserbomben abzuwerfen. Natürlich machten wir mit und kauften mehrere Flaschen Schaum. Vorallem die Kinder kannten mit uns Ausländern kein Erbarmen und so wurden wir mehrmals sehr nass. Wir feuerten natürlich auch zurück und hatten viel Spaß. Am späten Nachmittag war es genug des Ganzen und wir ließen den Tag mit mehreren Bier und Schnapsrunden in der Hostelbar ausklingen. Am nächsten Tag war Faschingsdienstag. An diesem Tag gab es keine Paraden mehr und in der Stadt sah zunächst alles wieder normaler aus, außer dass so gut wie alle Geschäfte geschlossen hatten. Später sahen wir, dass viele Ladenbesitzer und Familien vor ihrem Haus ein kleines Feuer machten, Böller zündeten und in großen Mengen Alkohol zu sich nahmen. Am Faschingsdienstag segnen Bolivianer ihr Haus oder Geschäft, dies nennt man Challa. Um Pachamama (Mutter Erde) zu danken zündet man ein Feuer an verbrennt Zuckerfiguren, die Wünsche für das neue Jahr darstellen, wie beispielsweise ein Auto aus Zucker. Das Ganze wird mit Hochprozentigen (bis 96 prozentigem Alkohol) und Bier überschüttet. Dabei muss natürlich auch viel konsumiert werden. Es sah auf jedenfall nach viel Spaß aus, wobei am Abend die Stadt sich ein wenig in eine zwar friedliche aber betrunkene Zombiestadt veränderte. Auf jedenfall waren es viele neue und spannende Eindrücke Fasching zu feiern!
El Alto
Die Stadt El Alto grenzt auf 4.100 Metern unmittelbar an La Paz an. Die rote Seilbahn verbindet La Paz mit der höhergelegten Stadt. Diese ist noch sehr traditionell und eher arm. Dort wohnen hauptsächlich indigenen Einwohner. Der Flughafen von La Paz liegt ebenfalls in El Alto. Donnerstags und Sonntags verwandelt sich El Alto in einen riesigen Flohmarkt. In so gut wie allen Straßen kann man von Essen über gebrauchte Autoteile bis hin zu Matratzen alles finden. Es ist der größte Markt in ganz Bolivien. Außerdem hatten wir von El Alto einen wunderschönen Blick auf die Stadt La Paz und den Berg Huyana Potosí, zu diesem erfahrt ihr im nächsten Post noch mehr.
Cholita Wrestling
Neben dem großen Markt gibt es in El Alto vorallem noch eine Attraktion – Cholita Wrestling. Dafür erstmal die Erklärung einer Cholita:
Eine Cholita ist die traditionelle Aymara Frau (Volksstamm, ähnlich wie Inkas). Diese trägt heutzutage immer noch ihre traditionellen Kleider – einen langen ausgestellten Faltenrock, ein Spitzenoberteil, einen zu kleinen britischen Hut, zwei lange geflochtene Zöpfe und ein großes buntes Tuch als Rucksack. Eine Cholita muss rundlich bis dick sein und sehr schöne muskolöse Waden haben, da dies dem Schönheitsideal entspricht. Dadurch zeigt sie, dass sie viel tragen und arbeiten kann, da Cholitas meist auf dem Land arbeiten und in der Stadt ihre Ware wie Früchte und Gemüse verkaufen. Der Mann muss in der Aymara Kultur auch dick sein und dickes Haar haben, was zeigt, dass er eine Familie gut ernähren kann. Generell kam es uns aber so vor als wären die Frauen wichtiger und würden das Sagen in der Familie haben.
Im Cholita Wrestling ging es darum, dass Cholitas gegen Bösewichte oder auch gegeneinander im und um den Wrestling Ring kämpften (natürlich nur gespielt). Hintergrund war eine dramatische Geschichte wie Verrat oder Fremdgehen. Leider verstanden wir bei der Show, die wir besuchten, die Geschichte aufgrund von einem sehr schlechten Mikrofon und fehlenden Spanisch Kenntnissen nicht. Die Einheimischen im Publikum fühlten aber mit und buhten oder klatschten laut mit. Die Kampfkünste der Cholitas waren zwar nicht WWE würdig, aber trotzdem lustig anzusehen. Am Ende unserer Show kamen noch Zombies, die letztendlich von den Cholitas in die Flucht geschlagen wurden. Das war dann etwas seltsam und wir verstanden nicht warum diese da waren aber gut. Es war eine lustige Unterhaltung für mehrere Stunde.
Valle de las Animas
Ungefähr eine Stunde von La Paz Zentrum entfernt liegt die Valle de las Animas auf 4100 Metern. Valle de las Animas sind durch den Regen ausgewaschene riesige Gesteinsformationen aus Sandstein, Lehm und Geröll. Wir fuhren mit einem lokalen Bus hin und wanderten in einem ausgetrockneten Flussbett entlang der Gesteinsformationen. Bei dem offiziellen Ende des Wanderwegses erklommen wir einige Felsen und machten eine Pause mit toller Aussicht. Danach drehten wir um und liefen den selben Weg zurück. Es gibt auch noch einen längeren Weg, der als Rundweg eingezeichnet ist, diesen liefen wir aber nicht ab. Alle Wege können auf Maps.me gefunden werden, eine organisierte Tagestour ist nicht nötig. Insgesamt war es ein schöner Halbtagesausflug.
Weiterreise
Um La Paz herum unternahmen wir noch weitere Ausflüge: Wir fuhren die Death Road mit dem Fahrrad runter und erklommen den Huayana Potosi. Außerdem reisten wir für einen 2-tägigen Aufenthalt nach Coroico. Dazu folgen aber ausführlicher Berichte in den nächsten Beiträgen.
Endgültig verließen wir La Paz in Richtung Sajama. Dazu fuhren wir zunächst mit einem Taxi zum Busterminal. Von dort mit einem Bus nach Patachamaya und mit einem Collectivo in den Sajama Nationalpark.