Santiago de Chile -
Anreise
Von Puerto Varas fuhren wir mit einem Nachtbus nach Santiago. Damit verließen wir den kühlen und landschaftlich beeindruckenden Süden von Chile. Im kleinen Puerto Varas gibt es kein Terminal, die Busse halten an festgelegten Punkt an der Straße an. Das kam uns etwas komisch vor, allerdings warteten mehrere Leute mit uns an der besagten Kreuzung, sodass wir uns doch sicher waren richtig zu sein. Der Bus kam pünktlich und wir fuhren nach Santiago. Die Fahrt verläuft fast ausschließlich auf einer gut ausgebauten großen Straße, weshalb wir relativ viel Schlaf bekamen. Angekommen in Santiago fuhren wir vom Busterminal mit der Metro ins Zentrum und liefen zu unserem Hostel.
Die Stadt Santiago de Chile
Santiago de Chile ist die Hauptstadt Chiles und liegt sehr zentral circa in der Mitte des Landes. Wie in vielen anderen südamerikanischen Ländern ist alles sehr zentralisiert auf die Hauptstadt ausgerichtet. In Chile leben 18.050.000 Menschen, davon 5,6 Millionen in Santiago und in der Metropolregion 7,1 Millionen Menschen. Ihren Namen hat die Stadt von dem Wallfahrtsort Santiago de Compostela in Spanien, aus dem die Gründer stammten.
Überall in der Stadt findet man Graffiti-Tags. Es scheint ein richtiges Problem zu sein, da wir jeden Tag beobachten konnten wir Graffitis entfernt wurden, jedoch auch immer neue entdeckten. Wir sind beide Fans von Graffitikunst, von beeindruckenden Bildern die Sprayer erschaffen – das Taging, also nur das sprühen eines Wortes oder Namens, empfinden wir allerdings als hässlich und unnötig.
Santiago verfügt über ein gut ausgebautes Metro System, mit dem man einfach und schnell durch die Stadt kommt. Da jedoch die meisten Sehenswürdigkeiten fußläufig sind, nutzten wir die Metro nur für die Fahrten zu den Busterminals und den weiter außerhalb gelegenen Museen.
Das historische Zentrum
In Santiago ließen wir uns wieder von einer Free Walking Tour durch die Stadt führen. Dabei besuchten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie den Plaza de Armas und erfuhren viele Hintergrundinformationen.
Im Zentrum befindet sich außerdem der relativ kleine Central Market. Auf diesem gibt es fast ausschließlich Fisch zu kaufen. Passend dazu stehen direkt neben den Fischverkäufern Fischrestaurants, bei denen man auch für wenig Geld gut speisen kann.
Einen Abstecher unternahmen wir in das Stadtviertel Paris & Londres. In diesem befinden sich kleine schöne Straßen mit beeindrucksvollen alten Kolonialgebäuden. Es erinnert tatsächlich an die beiden Großstädte in Europa. Außerdem befindet sich in dem Viertel ein Gebäude, welches eng mit der Militärdiktatur verbunden ist. Während der Diktatur wurden in diesem Folterungen durchgeführt. Die Namen der Menschen, welche die Folterung nicht überlebten, wurden in das Pflaster vor dem Haus eingelassen und erinnern so heute jeden, der das Haus passiert.
La Moneda - Der Sitz des Präsidenten
La Moneda ist der Sitz des Präsidenten. Die Flagge über dem Gebäude zeigt an, ob dieser sich zurzeit in Santiago befindet oder verreist ist. Jeden Tag um 10 Uhr findet ein Wachenwechsel statt. Dieser wird mit Kapelle und vielen Soldaten zelebriert und ist einen Besuch wert.
Das Gebäude hat für die Bewohner Santiagos einen besonderen Stellenwert, denn dort begann die 18 Jahre lange Militärdiktatur. In einer Zeit wirtschaftlichen Abschwungs und sozialer Probleme griff das Militär 1973 nach der Macht und setzte den linken Präsidenten Salvador Allende durch einen Militärputsch ab. Bei diesem wurde der Präsidentenpalast mit Militärflugzeugen angegriffen und zerbombt. Es gab viele Militärputsche auf der ganzen Welt, doch, dass die Streitkräfte den eigenen Präsidentenpalast zerbomben ist einmalig.
Während der Diktatur wurden kommunistische und linke Politiker sowie Denker unterdrückt, verfolgt, gefoltert und ermordert. Das Militär regierte das Land mit eiserner Hand, bis sich immer stärker Widerstand bildete. Die Diktatur fand ihr Ende durch die Volksabstimmung von 1988. Es stand zur Wahl, ob das Militär für weitere 8 Jahre regieren sollte oder ein Demokratisierungsprozess mit Parlaments- und Präsidentschaftswahlen beginnen sollte. Das Land sprach sich mit 68% Prozent gegen die Fortführung der Diktatur aus. Der herrschenden Diktator wollte seine Macht trotz des Ergebnisses nicht abgeben, ein Teil seiner Generäle verweigerte ihm allerdings die Gefolgschaft und verhinderte so weitere blutige Auseinandersetzung. Am 14.12.1989 fanden Parlamentswahlen statt und am 11.03.1990 wurde ein neuer Präsident vereidigt, der in den wiederaufgebauten Palast einzog.
Der Park Santa Lucia
Der Park Santa Lucia stellt eine kleine grüne Oase mitten in Santiago dar. Mitten im Park erhebt sich ein kleiner Berg, von dem man einen guten Blick über das sonst sehr flache Santiago hat. Es ist Tradition, das aus dem Wachturm auf dem Berg im Park jeden Tag (außer Sonntags) um 12 Uhr mit einer Kanone geschossen wird. Wir haben unseren Besuch so zeitlich festgelegt, dass wir um Punkt 12 Uhr auf dem Wachturm standen und nur wenige Meter vor uns die Kanone gefeuert wurde. Es war sehr laut und noch lustiger waren die anderen schockierten Touristen, die völlig überrascht und schockiert waren.
Gegenüber des Parks befindet sich ein kleiner Kunstmarkt, auf dem man wunderbar Souvenirs kaufen kann. Wir schlenderten über den Markt und schauten uns die verschiedenen Stände ein wenig an.
Ausgehviertel Bella Vista
Wir wohnten in Santiago relativ zentral, nur unweit des Ausgehviertels Bella Vista. In diesem findet man nicht nur viele Bars, Restaurants und Discotheken, sondern auch tolle Graffitis. Wir besuchten Bella Vista daher auch schon früher am Tag, als die Bars noch geschlossen waren und genossen in Ruhe die Graffitikunst. Ein besonders empfehlenswertes Restaurant ist das New Horizon, ein kleines indisches Restaurant, welches authentische Küche zu günstigen Preisen verkauft.
Museen in Santiago
In Santiago gibt es eine riesige Auswahl an Museen. Uns wurde insbesondere das Museo de la Memoria y de los Derechos ans Herz gelegt. Neben diesem besuchten wir einige andere Museen, die uns ebenfalls ansprachen. Alle besuchten Museen waren kostenfrei.
Das Museo de Arte Precolombino ist nur Sonntags kostenfrei. Dieses gibt einen guten Überblick über die indigene Geschichte der verschiedenen Teile Chiles sowie ganz Südamerikas und stellt dabei indigene Kunst aus den verschiedenen Gebieten aus. Vieles war für uns hierbei nicht mehr neu, da wir doch schon etwas in Südamerika unterwegs sind, dennoch war es ein schönes Museum und aufjedenfall einen Besuch wert.
Unweit von unserem Hostel befindet sich der Park Forestal und in diesem steht das Museo de Bellas Artes. In diesem sahen wir Kunstwerke verschiedener chilenischer und internationaler Künstler. Neben Bilder und Statuen wurde vorallem moderner Kunst ausgestellt.
Im Park Qunita Normal befinden sich gleich mehrere Museen. Der Park und die Museen liegen allerdings weit vom Zentrum entfernt. Wir fuhren mit der Metro bis zur Station Qunita Normal und standen damit quasi direkt vor dem Eingang der Museen. Der Park ist schön angelegt mit vielen Bänken zum Entspannen und einem kleinen Wasserspiel. Unweit des Parkes befinden sich das Museo de la Memoria y de los Derechos Humanos, das Museo Historia Natural, das Museum mit moderner Kunst sowie das Planetarium von Santiago. Wir besuchten die ersten beiden.
Das Museo de la Memoria y de los Derechos Humanos beschäftigt sich mit der Militärdiktatur Chiles. Auf einem Stockwerk werden die Vorkommnisse des 11. September 1973, dem Tag an dem das Militär putschte und den Präsidentenpalast zerbombte, aufgezeigt. Es gibt original Videomaterial und Augenzeugenberichte – sehr authentisch und spannend. Im zweiten Stock wird das grausame Vorgehen des Militärs während der Diktatur gegen politische Gegner aufgearbeitet. Es ist immer wieder erschreckend zu was wir Menschen alles fähig sind. Weiterhin wird die Oppositionsbewegung sowie das Ende der Militärdiktatur und der Beginn einer neuen Ära der Demokratie ausgestellt.
Das Museo Historia Natural ist ein schönes Naturkundemuseum. Es ist zwar sehr auf Kinder ausgerichtet, dennoch war es schön durch das Museum zu schlendern. Es erklärt die verschiedenen Bereiche von Chile mit deren Klima, Pflanzen und Tiere. In der Mitte des Museums ist das Skeletts eines ausgewachsenen Wals ausgestellt. Es war wirklich riesig.
Cerro San Christobal
Der Berg Cerro San Christobal liegt im gleichnamigen Park nur unweit des Stadtzentrums. Obwohl er nur 880 Meter hoch ist, hat man von dort eine gute Aussicht über die Stadt, je nachdem wie stark der Staub und Smog über der Stadt hängt. Santiago liegt in einer staubig trockenen Gegend und ist von Bergen umgeben. Der Smog und Staub bleiben daher oft über der Stadt hängen. Wir beobachteten jeden Tag das Wetter und Sichtweite und entschieden uns am dritten Tag den Cerro Christobal zu besuchen. Von unserem Hostel liefen wir 10 Minuten bis zum Parkeingang. Man kann zur Spitze des Berges mit einer Zahnradbahn oder auch mit dem Bus fahren, wir entschieden uns aber natürlich zu laufen. Der Weg ging moderat bergauf und nach 30 Minuten erreichten wir den Gipfel. Dort ist eine kleine Kapelle aufgebaut, es gibt eine Aussichtsplattform und viele Sitzmöglichkeiten. Diese werden regelmäßig für Freilichtgottesdienste genutzt. Für diese steht sogar ein Altar bereit. Uns hat die Atmosphäre sehr gut gefallen. Von der Aussichtsplattform schauten wir auf Santiago und genossen die Blick. Danach kehrten wir wieder ins Zentrum zurück.
Weiterreise
Von Santiago fuhren wir für zwei Tage nach Valparaiso, eine 100km entfernte Küstenstadt. Von Valparaiso kehrten wir wieder nach Santiago zurück, um unseren Aufenthalt auf der Osterinsel vorzubereiten und vom Flughafen in Santiago ein Flugzeug zu nehmen. Nach dem Aufenthalt auf der Osterinsel führt uns unsere Reise, mit kurzem Stop in Santiago, weiter nach Argentinien nach Mendoza.