Wandern in Minca
Minca - das 600 Einwohner Dorf
Minca ist ein kleines verschlafenes Dorf in der Sierra Nevada de Santa Marta knapp 1 Autostunde entfernt von Santa Marta. Wir waren selber etwas über den Namen der Region “Sierra Nevada” oder zu Deutsch “schneebedeckte Bergkette” überrascht. Wir kannte bis dahin nur die Sierra Nevada in der USA. Aber eine kurze Google-Abfrage zeigte, dass es weltweit 7 Gebiete mit dem Namen Sierra Nevada gibt.
Minca liegt 650 Meter höher als Santa Marta, wodurch die Temperatur deutlich angenehmer ist. Die Region ist bekannt für den Kaffeeanbau, Vogelbeobachtungen und für Outdooraktivitäten wie Wandern oder Mountainbiken. Ganz Kolumbien aber insbesondere Minca ist eine sehr vogelreiche Region. Man kann dort über 160 verschiedene Vogelarten antreffen. Die Stadt zieht daher Reisende mit verschiedensten Interessen an.
Anreise
Von Santa Marta verkehren Sammeltaxen, sogenannte Colectivos, vom Public Market an der Calle 11/ Carrera 12 nach Minca. Wenn man sich nur nähert rufen einem die Leute schon “Minca, Minca” zu. Es handelt sich dabei um Minibusse, die immer dann abfahren, wenn das Fahrzeug voll oder fast voll besetzt ist. Wir hatten ziemlich Glück, da nur noch 3 Plätze frei waren, als wir ankamen und die Fahrt auch direkt losging. Die Straße nach Minca wurde 2015 erneuert und fährt sich gut. Allerdings fährt man zum Schluss doch einige Serpentinen hoch, was uns beiden ja nicht so super gefällt. Aber nach 50 Minuten hatten wir es geschafft und standen in Minca. Uns fiel direkt auf, dass hier viel mehr Backpacker waren als bei unseren bisherigen Stopps. Minca ist nicht groß und besteht nur aus 3 Straßen, sodass wir auch schnell den Weg zu unserem Hostel fanden.
Casa Loma -The Place to be:
Der Weg zu unserem Hostel führte über 300 Stufen hinauf. Wir hatten zwar nur das nötigste gepackt und reisten mit unseren kleinen Rucksäcken, aber dennoch war der Aufstieg nicht so ohne. Oben angekommen wurden wir aber mit einem tollen Blick über Minca und den Dschungel und einem Glas Wasser von den Mitarbeitern des Hostels belohnt. Die Unterkunft versprühte eine sehr entspannte und freundliche Atmosphäre und wir fühlten uns direkt super wohl.
Wanderung zum Pozo Azul
In Minca gibt es eine Vielzahl an Wandermöglichkeiten. Wir entschieden uns zum Pozo Azul zu gehen, da sich der Tag schon langsam dem Ende näherte und dieser nur knapp 1 Stunde entfernt lag. Die Wanderung führte über eine Straße hinein in den Dschungel. Der Pozo Azul ist nicht wie der Name vermuten lässt blau. Es ist ein kleiner Wasserfall mit einem Becken zu schwimmen. Etwas oberhalb befindet sich ein weiterer kleiner Wasserfall mit einem etwas tieferen Becken.
Wir entschieden uns gleich zum tieferen Wasserfall zu gehen, wofür wir durch das erste Wasserbecken waten mussten. Das Wasser war überraschend kalt. Am zweiten Wasserfall angekommen, bestätigte sich diese Befürchtung nochmals. Da die Außentemperatur sehr angenehm war, war das Wasser keine kühle Erfrischung sondern eher ein kalter Schock. Wir schwammen trotzdem und Jakob ließ sich ein wenig von dem Wasserfall den Rücken massieren.
Danach ging es wieder zurück zum Hostel, wo wir zu Abend aßen und den Sonnenuntergang von der Terrasse des Hostels beobachteten. Für die Übernachtung hatten wir uns Hängematten gemietet. Es war für uns beide die erste Nacht in einer Hängematte. Jakob gefiel es, Julia war es etwas kalt. Vielleicht das nächste mal mit Schlafsack dann.
Der Aufstieg zum Cerro Kennedy
Am nächsten Tag stand unsere große Wanderung an. Wir hatten uns vorgenommen von Minca zum Cerro Kennedy zu wandern, dem höchsten Berg in der Region. Die Wanderung teilt sich normalerweise auf 2 Tage auf, da die Strecke sehr lang ist und man so den Sonnenaufgang von der Spitze des Berges beobachten kann. Wir entschieden uns diese Vorgaben genauso zu übernehmen und starteten die Wanderung morgens um 7 Uhr. Beim Start kam uns im Dorf ein Streuner freudig entgegen und nach ein paar Streicheleinheiten folgte uns dieser. Der Hund wurde auf der Wanderung von unseren Mitstreitern Leonard oder kurz Leo getauft. Unser Tagesziel war die Berghütte Donde Moncho. Diese befindet sich knapp 1 Stunde vom Gipfel entfernt.
Wir benötigten 3 Stunde von der Unterkunft bis zur Kreuzung El Campano. Die Strecken war sehr öde, da es eigentlich nur in Serpentinen bergauf ging. Man kann diesen Teil oder auch die gesamte Strecke per Motorradtaxi fahren und somit die Wanderung verkürzen. Wir wollten aber die gesamte Wanderung gehen und hatten ja auch unseren vierbeinigen Freund dabei. Auf dem weiteren Weg wurde die Natur viel spannender. Wir drangen weiter in den Dschungel ein und sahen und hörten verschiedenste Vogelarten. Die Aussicht auf Minca und den Dschungel wurde immer schöner und besser. Pünktlich zur Mittagszeit zogen die Wolken zu, es kühlte weiter ab und die letzte Stunde des Aufstiegs hatten wir mit enormen Regenfällen zu kämpfen. Trotz Regenschirm und Regencap für den Rucksack wurde einiges nass. Nachdem wir in 8 Stunden auf 24 Kilometern 2050 Höhenmeter erklommen hatten, erreichten wir die Berghütte. Wir waren froh im trockenen zu sein und wurden mit einer Tasse heißem Kaffee begrüßt.
Nach uns kamen noch 3 weitere Wanderer an und wir verbrachten den Abend gemeinsam. Außerdem war Leo die ganze Wanderung bei uns geblieben und schlief auch auf der Hütte.
Der Sonnenuntergang deutete schon an, wie schön der Sonnenaufgang am nächsten Morgen sein würde. Um einen besseren Blick zu bekommen erklomm Jakob einen Strommast (der über eine Leiter verfügte). Das hat sich aber für die Bilder gelohnt!
Übernachtung in der Berghütte Donde Moncho
Nachts wurde es sehr kalt, aber wir hatten 5 Decken bekommen, sodass wir nicht froren. Um 4 Uhr klingelte der Wecker und 20 Minuten später starteten wir zu 5 und immer noch in Begleitung unseres Hundes die nächtliche Wanderung zum Gipfel.
Der Sonnenaufgang über den Wolken
Wir waren zeitig schlafen gegangen, aber dennoch waren wir alle nicht so ganz fit. Der Ausblick auf einen Sonnenaufgang über den Wolken motivierte uns aber alle. Nach einer Stunde erreichten wir den Gipfel. Wir hatten vorher bereits gehört, dass sich auf diesem eine Militärbasis (wir hatten uns vorher informiert und es ist wirklich kein Problem, die Soldaten sind sehr freundlich) befinden sollte, und dass man daher keinen 360 Grad Blick vom Gipfel hat. Dennoch waren wir etwas enttäuscht als wir ankamen, denn der Blick zum Sonnenaufgang war durch Bäume und die Basis sehr eingeschränkt. Dennoch hatte man einen tollen Blick über die Sierra Nevada: die grünen Täler, steinige und mit grün überzogene Berggipfel.
Auch morgens um die Uhrzeit waren schon Soldaten vor Ort, die uns zwar freundlich grüßten, aber auch darauf achteten, dass wir nicht die Absperrung überquerten. Nach einiger Zeit kam ein weitere Soldat, der mit uns beiden ein Gespräch anfing. Er fragte uns ein wenig aus und bot uns danach an, mit ihm zu einem besseren Aussichtsplatz in der Militärbasis zu gehen (anscheinend hatten wir die Fragen zu genügen beantwortet 😀 ). Die übrigen 3 hatten versucht auf Bäume zu klettern, um eine bessere Aussicht zu bekommen, waren aber bei diesem Angebot sehr schnell wieder unten. Man muss hierbei vielleicht auch nochmal kurz erwähnen, dass diese Militärbasis für Funk und ähnliches genutzt wird. Es stehen einige Funkmasten und Hütten herum, aber ansonsten erinnert relativ wenig an das Militär.
Während uns der Soldat durch die Basis führte, wurde der Blick auf den Sonnenaufgang immer besser und am Ende standen wir an einem Aussichtspunkt, von dem wir einen außergewöhnlich Blick über das gesamte Gebiet hatten. Der Sonnenaufgang war atemberaubend und einer der schönsten, die wir je gesehen haben. Hoch über den Wolken, in der ferne glitzern schneebedeckte Gipfel von Bergen, welche die 6.000 Meter überschreiten. Wir hatten an diesem Morgen sehr sehr viel Glück gehabt. Wir hatten auf mehreren Blogs und von anderen Reisenden gelesen, dass sie nicht diese Möglichkeit hatten. Daher gehen wir davon aus, dass dies nicht der Regelfall ist. Umso dankbarer waren wir für diese Erfahrung und, dass uns die Soldaten mit einer solchen Freundlichkeit begegneten.
Zurück nach Minca
Nach dem Sonnenaufgang verließen wir wieder die Militärbasis und machten uns wieder an den Abstieg. Den Weg zur Berghütte brachten wir schnell hinter uns. Dort stärkten wir uns mit einem Frühstück und starten danach den langen Abstieg. Dieser ging natürlich schneller von statten, wie der Aufstieg, es dauert aber dennoch einige Zeit. Auch Leo folgte uns wieder motiviert den Berg hinunter. An der Kreuzung El Campano entschieden wir uns einige extra Meter hinzuzufügen, sodass wir nach Minca von der anderen Seite des Berges herabstiegen. Außerdem kamen wir dabei noch an dem Aussichtspunkt Los Pinos vorbei, allerdings hatte uns zu diesem Zeitpunkt leider schon der Nebel eingeholt, sodass die Aussicht sehr eingeschränkt war. Der Abstieg von der anderen Bergseite war sehr viel reizvoller. Er führte mehr durch die Natur und durch eine Kaffeeplantage und an den Cascaden, eine weitere Bademöglichkeit in Minca, vorbei. Die letzten Kilometer begleitet uns ein Fluss durch den Dschungel und wir waren heilfroh als wir nach 7,5 Stunden um 15:30 Minca endlich wieder erreichten. Leo hatte uns 2 Tage loyal begleitet, als wir in Minca in eine Straße abbogen, entschied er sich weiter zu gehen. Er war wieder zuhause. Wir blickten uns nochmal in die Augen, bevor er sich umdrehte und seinen Weg fortsetzt. Es war ein schönes “Auf Wiedersehen”. Wir waren insgesamt 34 Kilometer gewandert und hatten nun noch einmal 300 Stufen vor uns. Der Horror, aber irgendwie konnten wir die auch noch hinter uns bringen.
Zurück im Hostel und Abreise
Nach der langen Wanderung gönnten wir uns ein richtiges Bett in einem kleinen Bungalow. Das hatten wir uns verdient. Am Abend saßen wir uns noch mit einigen anderen Reisenden am Lagerfeuer zusammen und ließen den Tag entspannt ausklingen. Wir schliefen aus und machten uns am mittag des nächsten Tages auf den Weg zurück nach Santa Marta. Das Colectivo startet an der Bushaltestelle in Minca. In Santa Marta stoppten wir nur zum Übernachten, bevor es am nächsten Tag weiter nach Taganga gehen sollte. Dazu aber im nächsten Post mehr!