Paraguay verstehen
Nach Argentinien und dem kurzen Abstecher in Uruguay führen wir für 10 Tage nach Paraguay. Wir waren zwar nicht so lang im Land, aber einige Unterschiede fielen uns sofort auf. Diese möchten wir hier mit euch teilen.
Authentisches Südamerika erleben
Der größte Unterschied zu dem europäisch geprägten Argentinien und Uruguay ist warscheinlich das einfacher geprägte Leben in Paraguay. In Paraguay gibt es keine berühmten Sehenswürdigkeiten wie Machu Picchu oder Torres del Paine. Dort geht es viel mehr um das südamerikanische Leben und die Authentizität. Die meisten Menschen leben dort noch von der Landwirtschaft und insgesamt ist das Land wesentlich ärmer als die großen Nachbarn Argentinien und Brasilien. Uns fielen schon bei der Anreise nach Asunción Dinge auf, die wir zuletzt in Kolumbien oder Ecuador miterlebten. Nämlich gab es massenweise Straßenessen und Verkäufer kamen endlich wieder in die Busse, um ihre Ware zu verkaufen. Dabei gab es alles von Brötchen bis hin zu Schreibwaren und Socken. Man könnte ohne Probleme im Bus auf dem Weg nach Hause seinen gesamten Einkauf erledigen. Die Busse selbst waren Klapperkisten, die Straßen schlecht ausgebaut und es gab mal wieder keine Bushaltestellen, sodass jeder irgendwo ein und ausstieg. Busfahrt konnten sich deshalb um Stunden verzögern und man wusste nie so recht wann man ankommen würde. Mit anderen Worten – jede Fahrt war ein kleines Abenteuer, auf das wir uns mit Freude begaben. Und am spannendsten war natürlich welchen Verkäufern wir auf der Busfahrt begegneten. Auch sahen wir fast keine Touristen auf unserem Weg und die Einheimischen freuten sich uns Ausländer zu sehen, waren neugierig woher wir kamen und was wir hier wollten. Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen, der chaotische Alltag, die Obst und Gemüse Verkäufer – das war das Südamerika, welches uns zunächst in Kolumbien begegnete und wir lieben gelernt haben.
Tipps:
- Go with the flow und lasst euch einfach mal treiben
- Sprech mit den netten Menschen und erlebe die authentische Kultur Südamerikas
- Plane genug Zeit für die Strecken ein, Busfahrten dauern länger als man denkt
Essen und heimische Speisen
Paraguay ist hauptsächlich für zwei Sachen bekannt – Chipa und Tereré. Chipa ist ein Brötchen oder Teigring mit Käse im Teig. Diese werden überall zu günstigen Preisen verkauft und es gibt sogar ganze Läden, sogenannte Chiperias, die nur diese verkaufen. Uns haben sie sehr gut geschmeckt, jedoch waren sie im Süden des Landes wesentlich besser als in Asunción. Wenn sie etwas älter sind kann die Teigware etwas trocken sein. Tereré ist wie der Matetee in Argentinien, Chile & Uruguay, nur mit kalten Wasser aufgeschuttet. Dies ist vorallem in Paraguay verbreitet aufgrund der hohen Temperaturen im Land. Dort wird es im Sommer über 40 Grad. Mate und Tereré wird aber in Paraguay auch als Medizin genutzt. Ursprünglich kommt die Mate Pflanze aus Paraguay und die Guaranis, die Indigenen aus der Region Paraguay, haben diese Pflanze bereits genutzt. Sie mischten verschiedene Pflanzen mit Mate um Beschwerden, wie Bauchkrämpfen oder Erkältung, entgegenzuwirken. Als die Franziskaner sich in Südamerika ausbreiteten und sich mit der Kultur der Guarani vertraut machten, lernten sie auch die Wirksamkeit des Mate Tees kennen und verbreitetenden ihn in der gesamten Region Argentiniens und Uruguays. In Paraguay gibt es immer noch viele Mate und Tereré Stände, die einem ein Kräuter Cocktail zubereiten können. Wir probierten es natürlich aus, aber uns schmeckte der heiße Matetee besser. Die Lebenserhaltungskosten in Paraguay sind wesentlich günstiger als in Brasilien, Argentinien oder Uruguay. Aus diesem Grund gibt es auch wieder viele Restaurants, bei denen man für ca. 2 Euro gut essen kann.
Tipps:
- Tereré und Chipa probieren
- Essen gehen und sich durch die heimische Küche durchprobieren
- Orangen, Mandarinen und Zitronen essen, gibt es überall zu kaufen oder einfach vom Baum pflücken
Leben an der Grenze zu den großen Staaten
Wir bereisten nur den Süden Paraguays, da es dort die meisten Städte und die bessere Infrastruktur gab. Im Norden von Paraguay ist nämlich hauptsächlich Dschungel, der Pantanal, und Sumpflandschaft, der sogenannte Chaco. Im Pantanal kann man wunderschöne Natur sehen und wilde Tiere beobachten. Es ist der beste Ort auf der Welt um wilde Jaguars in freier Wildbahn zu sehen. Jedoch ist es sehr umständlich und teuer dies zu erleben. Die Infrastruktur ist nur sehr schlecht ausgebaut, sodass sich die Anreise als umständlich gestaltet. Ebenfalls ist die touristische Infrastuktur vor Ort noch nicht sehr stark ausgebaut, sodass die Gegend nur mit teuren Touren besucht werden kann. Der Chaco ist eine Region mit Trockenwäldern und Dornbuschsavnannen. Es ist kein sehr lebensfreundlicher Raum – in vielen Teilen gibt es einen Grundwassermangel oder die klimatischen Bedingungen machen eine landwirtschaftliche Nutzung sehr schwierig. Es leben dort noch immer hauptsächlich Guarani Indianer und es siedelten sich viele deutsche Mennoniten an, die heute größtenteils immer noch fließend Deutsch sprechen. Es gibt Busse, welche die wichtigsten Zentren im Chaco anfahren, doch viele Menschen leben weit abseits dieser Orte in kleinen Gemeinden.
Wir reisten im Süden Paraguays von der Hauptstadt Asuncion über Encarnacion nach Ciudad del Este. Dabei viel uns auf, dass alle diese Städte fast unmittelbar an der argentinischen- bzw. brasilianischen Grenze lagen. In Encarnacion fuhren wir sogar an einem Vormittag nach Argentinien. Das die Städte so nah an den Grenzländern liegen hat vorallem für die Argentinier und Brasilianer einen großen Vorteil. Wie erwähnt ist Paraguay wesentlich günstiger als die Nachbarländer, und daher besuchen viele Brasilianer und Argentinier Paraguay um shoppen zu gehen. Paraguay ist besonders für günstige aber hochwertig gefälschte Elektronik bekannt. Als wir durch die Städte liefen sahen wir auch unendlich viele Händler und Läden. Aber beim Einkaufen ist Vorsicht geboten, es gibt strenge Regularien wie viel man tatsächlich von Paraguay in die Nachbarländer einführen darf. Nach den Grenzen werden in Argentinien und Brasilien Kontrollen durchgeführt werden und man muss die Ware ggf. versteuern oder gar Strafen zahlen. Neben Elektronik exportiert Paraguay große Mengen an Soja und ist der größte Marihuanaproduzent Südamerikas. Für den Anbau hat man Ende des zwanzigsten Jahrhunderts viele Wälder in Paraguay zerstört. Wir sahen dies auch als wir den Parque National San Rafael von Encarnacion aus besuchten. Einst war es ein riesiges Dschungelgebiet und heute ist „nur“ noch die Fläche des Nationalparks weitesgehend unberührt. Da der Anbau und der Handel von Marihuana in Paraguay verboten ist, wird das Gut über Schmuggelwege zumeist nach Brasilien gebracht. Es ist längst kein Geheimnis aber die Regierung geht nur bedingt dagegen vor.