Punta Arenas -
Anreise
Von San Pedro de Atacama führte uns unsere Reise bis in den tiefen Süden Chiles. Ursprünglich hatten wir angedacht uns mit Bussen bis ganz in den Süden durchzuschlagen. Da April aber der letzte Monat ist, in dem man Patagonien bereisen kann oder sollte mussten wir uns ein wenig beeilen. Wir flogen also zunächst bis ganz in den Süden und arbeiten uns dann Stück für Stück wieder weiter nach oben.
San Pedro de Atacama besitzt über keinen Flughafen, der Nächste befindet sich in Calama. Dies liegt circa 3 Busstunden entfernt. Da unser Flug früh morgens ging fuhren wir bereits am Vortag nach Calama, schliefen dort eine Nacht und flogen dann von Calama über Santiago nach Punta Arenas. Der Flughafen in Punta Arenas liegt weit außerhalb. Man kann mit einem Bus für 5.000CLP pro Person fahren oder mit einem Taxi für 10.000CLP. Mit einem bisschen Mathematik wird schnell klar, das ein Taxi schon für zwei Personen die günstigere Option darstellt. Wir fanden am Flughafen aber schnell noch zwei Mitfahrerinnen, die sich ein Taxi mit uns teilen wollten, sodass wir den Preis zu viert teilen konnten.
Die Region Patagonien
Bei dem Namen Patagonien denken viele zunächst an ein eigenes Land irgendwo im Süden von Südamerika. Eigentlich ist Patagonien aber eine Region im südlichen Teil von Chile und Agentinien. Es umfasst Gebiete von beiden Ländern ab der Seenlandschaft und misst ca. 1500km in der Länge. Eine genaue Abgrenzung gibt es aber nicht. Der Name Patagonien stammt von dem europäischen Seefahrer Ferdinand Magallan, der den Süden Chiles und Argentinien endeckte. Bei der Endeckung des Feuerlandes stieß er erstmalig auf das indigene Volk der Salknam, die in ihrer Statur deutlich größer waren als Europäer. Er musste bei dem Anblick direkt an den Riesen Pathagón aus den Novelas de Caballería denken, ein Buch was er gelesen hatte. Aus diesem Grund nannte er sie Pathagon, angelehnt an die fiktive Gestalt, den Riesen aus dem Buch.
Patagonien ist landschaftlich in drei Regionen geteilt, der feuchten Pampa im chilenischen westlichen Teil, der Anden mit dem patagonischen Eisfeld und die trockene Hochsteppe der argentinischen östlichen Seite. Das patagonische Eisfeld ist nach der Antarktis und Grönnland die drittgrößte zusammenhängende Eismasse der Welt. Entstanden ist es durch drei Eiszeiten vor Millonen von Jahren. Vom Pazifik kommende Westwinde sind mit viel Feuchtigkeit versehen, welche sich über den Anden abregnen. Da in Patagonien die Schneegrenze sehr niedrig ist und der Niederschlag leicht gefriert hält sich diese Eismasse auch noch heutzutage. Leider ist hier aber auch durch die Klimaerwärmung ein deutlicher Rückggang zu beobachten.
Die Stadt Punta Arenas
Punta Arenas ist die südlichste Stadt auf dem Festland des Südamerikanischen Kontinents. Es gibt noch 2 südlichere Städte Ushuaya und Puerto Williams. Beide liegen auf Inseln und befinden sich somit nicht mehr auf dem Festland. Sie lassen sich aber per Bus und Fähre relativ einfach bereisen. Zeitaufwendig und teuer ist der Transport dennoch. Wir sparten uns eine Reise zu einer der beiden Städte, denn diese sind eigentlich nur Ausgangspunkt für Touren in die Antarktis, was außerhalb unseres Budgets liegt. Punta Arenas ist eine überraschend große und lebendige Stadt für das, dass sie so unglaublich weit südlich liegt. Die Stadt stellt den Start oder das Ende für viele Patagonienreisen da. In der Hauptsaison landen bis zu 20 Flugzeuge pro Tag aus Santiago, gefüllt mit Touristen.
In der Stadt ist eigentlich alles gut fußläufig zu erreichen. Von der Küste aus kann man oft vorbeiziehende Wale beobachten, wobei wir dieses Glück leider nicht hatten. Wir besuchten am Abend den Aussichtspunkt Cerro de la Cruz von dem man einen schönen Ausblick über die Stadt hat und unternahmen eine geführte Tour ins Feuerland.
Tour ins Feuerland
Wir unternahmen eine Tagestour in das Feuerland von Patagonien und zu einer Kolonie von Königspinguinen. Wir wurden morgens um 7:30 von unserem Hostel abgeholt und fuhren zum Hafen. Von dort ging es mit einer Fähre durch die Magellanstraße bis nach Povenir, mitten ins Feuerland.
Das sogenannte Feuerland ist einer der südlichsten Teile von Patagonien. Wenn man den Namen ließt erwartet man vielleicht eine karge Landschaft in der Vulkane Magma und Feuer spucken. Dabei liegt man aber sehr weit von der Wahrheit entfernt. Uns hat es selber überrascht, wie grün das Feuerland selbst ist.
Die Namensgebung kommt von dem Seefahrer Ferdinand Magallans. Er war der erste Europäer, der die nach ihm benannte Magallenstraße entdeckte und mit drei Schiffen auf dem Weg zu den Gewürzinseln durchfuhr. Im Feuerland lebten vor dem Eintreffen von Siedlern einige indigenen Stämme des Salknam Volkes. Sie waren seit Jahrhunderten von dem Rest der Welt abgeschnitten und gingen davon aus, dass sie die einzigen Menschen auf der ganzen Welt seien. Sie lebten vom Wal- und Fischfang. Die Größe eines Wales überschreitet bei weitem den Fleischbedarf der kleinen Dörfer. Daher wurde nach erfolgreicher Jagd ein großes Feuer gemacht, um die umliegenden Dörfer zu benachrichtigen und gemeinsam das Waldfleisch zu verzehren. Diese Tradition war wichtig für den Kontakt zwischen den Dörfern und für junge Leute für die Partnerfindung. Als Ferdinand Magallan mit drei großen Schiffen an den Dörfern vorbei segelte, waren die Einheimischen so überrascht und geschockt, dass sie große Feuer entzündeten, um die benachbarten Dörfer zu informieren. Nach kurzer Zeit brannten in allen Dörfern große Feuer, die an Board der Schiffe gut sichtbar waren. Der Kapitän Ferdinand Magallan benannte deswegen das Land Tierra de Fuego – Feuerland.
Nach der Fährfahrt erreichten wir Povenir. Dort besuchten wir zunächst ein Museum über die Selknam und die Geschichte der Umgebung. Es war sehr interessant und informativ. Obwohl die Selknam in einem so kalten Gebiet lebten, waren sie meist nackt. Nur für längere Wanderungen zogen sie sich Tierfelle über. In der Kultur gab es Traditionen, Riten und der Glaube an eine überirdische Gottheit. Man kann viele Parallelen zu anderen indigenen Religionen oder auch den großen Weltreligionen ziehen. Für eine der Traditionen zogen die Selknam große Masken an und bemalten ihre Körper mit Farbe. Dies ist auf den Bildern zu sehen. Leider gibt es von der Kultur heute eigentlich keine Überlebenden. Mit der Besiedlung der Europäer kamen viele Probleme für die Selknam auf. Sie waren der Technologie und den Waffen der Europäer weit unterlegen, sodass sie sich fügen mussten. Viele starben an leichten Krankheiten, die die Europäer mitgebracht hatten. Sie wurden in Umsiedlungsanlagen gesteckt, gezwungen Kleidung zu tragen und sollten natürlich christlich leben.
Nachdem in der Umgebung Gold gefunden wurde und dem damit verbundenen Goldrausch wurden die Selknam komplett verdrängt. Es kam sogar soweit, dass man Geld für einen Toten Selknam bekam und Jagd auf sie gemacht wurde.
Nach dem Museum ging es weiter in die Natur hinein. Wir stoppten an einigen Stellen für Fotos von Lagunen, Wildvögeln wie zum Beispiel Flamingos, oder einfach der Aussicht auf die Landschaft. Gegen Nachmittag erreichten wir die Hauptattraktion der Tour, eine Kolonie Königspinguine.
Besuch der Kolonie der Königspinguin
Königspinguine leben nur an einigen wenigen ausgewählten Orten außerhalb der Antarktis. Sie sind nicht zu verwechseln mit Kaiserpinguinen, wobei die ausgewachsenen Tiere identisch aussehen. Während bei Königspinguinen die Jungen braunes Fell haben, haben junge Kaiserpinguine graues Fell. Ausgewachsene Tiere werden fast bis zu 1 Meter groß und haben diesen typisch orange-schwarzen Kopf. Die Tiere schwimmen jedes Jahr an exakt diesen Ort, um ihre Jungen groß zu ziehen. Sie durchqueren dabei die Magellanstraße um aus dem offenen Meer bis zu dieser Bucht zu gelangen, da es dort quasi keine natürlichen Feinde für sie gibt. Während der Brutzeit und dem Aufziehen der Jungen wechseln sich die Eltern mit dem Brüten und Essenbeschaffen ab. Für den Fischfang müssen die Pinguine zunächst zurück ins offene Meer schwimmen. Dort absolvieren sie im Schnitt fast circa 150 Taugänge pro Tag und können dabei mehrere hundert Meter tief tauchen. Wir beide sind selbst Taucher, was diese Zahlen umso beeindruckender für uns macht.
Wir erhielten am Informationszentrum viele Informationen und konnten von einem Aussichtspunkt die Kolonie betrachten. Es war toll die Tiere so in freier Wildbahn zu sehen. Es gab sogar Ferngläser mit denen man die Tiere wirklich aus nächster Nähe sehen konnte. Pinguine stufen Menschen nicht als Bedrohung ein, weshalb sie von den täglichen Zuschauern unbeeindruckt sind. Wir beobachten wie einige Enten mitten durch die Pinguinkolonie watschelten, die Pinguine interessierte dies nicht.
Von der Kolonie aus machten wir uns auf den Rückweg nach Punta Arenas. Dabei wählten wir eine andere Route als für die Hinfahrt. Wir kamen an einigen verlassenen Gebäude und Schiffen vorbei. Dort befand sich einst eine der größten Rinderfarmen von ganz Südamerika. Patagonien war für eine Zeit komplett im Besitz einer einzigen Rinderfarm. Davon ist heute nicht mehr viel geblieben, die Überreste kann man noch sehen. Wir machten auch auf der Rückfahrt einige Fotostopps und erreichten Punta Arenas am Abend.
Weiterreise
Nachdem wir mit Punta Arenas den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht haben, geht es erstmal nur noch nach Norden weiter. Wir fuhren mit einem Bus nach Puerto Natales. Dies diente uns als Vorbereitungs- und Ausgangspunkt für unsere fünftägige Wanderung in den Torres del Paine Nationalpark. Dazu mehr im nächsten Post.