São Paulo -
Anreise
Von unserem ersten Stop in Brasilien, Foz do Iguaçu, nahmen wir einen Nachtbus nach São Paulo. Wir fuhren ca. 17 Stunden, es war insgesamt aber eine gemütliche Nacht. Da die Busse in Brasilien aber recht teuer sind, lohnte es sich für solche Strecken oft auch einen Flug zu nehmen. Diese müssen aber ein bis zwei Monate im Voraus gebucht werden. Da wir uns aber nicht auf ein Datum festlegen wollten nahmen wir den Bus. Ein Flug ist außerdem die sicherer Verbindung – wir hatten gehört, dass es auf der Strecke ab und zu Überfälle auf Reisebusse gibt, da viele Brasilianer mit viel Bargeld Richtung Paraguay reisen, um dort günstige Elektronik zu kaufen. Dies betrifft aber eher die Richtung São Paulo – Foz do Iguaçu und nicht die andere Richtung. Kurz nach Foz wurden wir von einer Polizeikontrolle aufgehalten, diese schauten unseren Pass und unser Gepäck durch. Jedoch waren wir als Ausländer relativ uninteressant, da wir als potenzielle Elektronikschmuggler eher nicht in Frage kommen.
Die Stadt São Paulo
São Paulo ist mit 12 Millionen Einwohner die größte südamerikanische Stadt und mit über 21 Millionen Menschen die zweitgrößte Metropolregion auf der südlichen Hemisphäre. Zudem ist es das wichtigeste Finanz- und Wirtschaftszentrum Brasiliens sowie die Kulturhauptstadt des Landes. Die wirtschaftliche Bedeutung und damit auch die Einwanderflut kam mit dem Kaffeeboom um 1850. Zuvor war São Paulo eine isolierte Kleinstadt, die keine sonderlich große Rolle spielte. Mitte des 19. Jahrhundert wurde die fruchtbare Erde der Region São Paulo entdeckt und die ersten Kaffeplantagen errichtet. Zu dieser Zeit wurde auch die Sklavenarbeit verboten, sodass es in dem schnell wachsenden Gewerbe viele freie Arbeitsplätze gab. Immigranten aus Europa und Asien, vorallem Italien und Japan, nutzten diese Chance und kamen nach São Paulo. Das Kaffeegeschäft verhalf der Stadt zu einer der bedeutendsten und reichsten Städte Südamerikas zu werden. Zu dieser Zeit wuchs die Anzahl an Einwanderer jährlich um bis zu 14%. Mitte des Zwanzigsten Jahrhundert schwächte die wirtschaftliche Stellung São Paulos durch innenpolitische Entscheidungen, geprägt von einer hohen Inflation, stark ab. Heute ist São Paulo weltweit immer noch ein wichtiger Standort, die Stadt hat jedoch keine vergleichbare Stellung mehr wie in der Industrialisierung. Durch den hohen Zuzug von Immigranten und einer starken Landflucht in Brasilien bildetet sich ein Armutsgürtel aus Favelas um die Stadt. Wie auch in anderen Städten Brasiliens ist die soziale Trennung und die Schere zwischen arm und reich deutlich erkennbar. In den letzten Jahren baute sich São Paulo aber ein neues Image, weg von der kriminellen Millionenstadt, auf. Es ist mittlerweile die Stadt mit den meisten Konzerten, Kunstausstellungen sowie Kulturzentrum im Land und wird nicht ohne Grund als Kulturzentrums Brasiliens bezeichnet.
São Paulos Altstadt
In der Altstadt nahmen wir an einer Free Walking Tour teil. Der Tourguide zeigte uns die wichtigsten Gebäude und erzählte uns ein wenig über die Entwicklungen und die Geschichte São Paulos. Die meisten Gebäude, die wir sahen, waren während des Kaffebaus im europäischen Stil gebaut. Sie sahen sehr prachtvoll aus und spiegelten den alten Reichtum wieder. Viele dieser Häuser waren mittlerweile zu Kulturzentren umgebaut. Leider sah man auch relativ viele Bettler und Obdachlose auf den Straßen in der Altstadt, was uns die enorme Schere zwischen Arm und Reich, die in Brasilien und auch in São Paulo existiert, vor Augen führte. Nach der Free Walking Tour gingen wir noch in ein Bankengebäude, das Altino Arantes Building. Heute gehört es der Santander Bank, die dort auch ein privates Kulturzentrum errichtet hat. Wir fuhren in den 23. Stock und hatten einen guten Ausblick über die Stadt, der Hauptgrund weshalb wir dort hingegangen waren. In den anderen Stockwerken schauten wir uns außerdem noch weitere Ausstellungen an. Das Gebäude ist dem Empire State Building nachgebaut und soll damit die Internationalität und Wichtigkeit der Stadt widerspiegeln
Mercado Municipal
Unweit des Altstadtzentrums befindet sich der Markt Mercado Municipal. In der Mitte ist eine alte koloniale Markthalle, in der man heimische und exotische Spezialitäten wie Schinken oder Obst probieren kann – alles aber eher teuer. Die Verkäufer fordern Touristen gerne auf, die Früchte zu probieren. Teilweise verlangen sie nach der Probe aber einen kleinen Geldbetrag dafür. Also immer erst nachfragen! In den Straßen um die Markthalle tümmeln sich haufenweise Verkäufer. Dort findet man alles was man braucht – Elektronik, Klamotten, Kosmetik, Essen etc. Die vielen Menschen, schreienden Verkäufer und der ganze Grusch ist auf jedenfall ein Besuch wert.
Neustadt
Neben dem historischen Zentrum besitzt São Paulo auch ein neustädtisches Zentrum, und im Mittelpunkt dessen die Avenida Paulista. Diese ist eine große Straße mit riesigen Wolkenkratzern, die meist Finanzgebäude darstellen, ganz im amerikanischen Stil. Auf der Straße laufen gut gekleidete Menschen mit ihrem Coffeee-to-go Becher herum und auf den gepflegten Fußgängerwegen vergisst man sofort, dass man sich in Südamerika befindet. São Paulo ist das wichtigste Wirtschaftszentrum des Landes, weshalb viele namenhafte Banken und Unternehmen auf dieser Straße zu finden sind. Früher waren die Banken im Altstadt Zentrum, doch sie sind alle auf die Avenida gezogen. Einen tollen Blick auf die Straße hat man von dem Gebäude SESC. Dort kann man kostenlos auf die Dachterrasse, auch Mirante do SESC genannt. Wir hatten eine schöne Aussicht über einen großen Teil São Paulos. Im Vordergrund waren die großen Schicken Gebäude, während weiter hinten die Häuser kleiner, einfacher und unregelmäßiger zu Favelas wurden. Bei diesem Anblick wurde uns wieder bewusst wie viele und wie verschieden die Menschen hier wohnten. Unser Hostel lag in einer Nebenstraße der Avenida Paulista. Die Lage war super, da in der Neustadt das meiste fußläufig ist und man in wenigen Stationen mit der Metro in der Altstadt ist.
MASP Museum
Auf der Avenida Paulista befindet sich außerdem das wichtigeste Kunstmuseum, Museo MASP, der Stadt. Dort schauten wir auch vorbei. Der moderne halbschwebende Kubik ist auf jedenfall an sich schon spannend anzusehen. Wir standen ca. 30 min in Schlange bevor wir hinein durften. Es lohnt sich den Studentenausweis mitzunehmen, da man 50% Nachlass bekommt. Als wir in São Paulo waren gab es im ersten Stock des Museums eine moderne Ausstellung einer wichtigen brasilianischen Künstlerin. Im zweiten Stock befand sich eine dauerhafte Ausstellung, die einen bildlichen Zeitstrahl mehrerer Epochen darstellte. Von romantischer Kunst bis zu modernen Collagen war dort alles zu finden. Das Museum ist aufjedenfall einen Besuch wert!
Churracaria Estância
Die Brasilianer haben ähnlich wie die Argentinier eine Vorliebe für gegrilltes Fleisch und außerdem lieben sie es viel zu essen. Die Churracaria ist der Ort, um genau dies zu tun. Mehrere Kellner laufen im Restaurant umher und tragen verschiedene Fleischspiese – von Hühnchen über Würste bis zu Filet und Steak und servieren das Fleisch direkt auf den eigenen Teller. Um zu zeigen, ob man etwas möchte oder nicht hat man eine Karte mit einer grüne (bedeutet ja) und eine rote (bedeutet nein) Seite auf dem Tisch liegen. Mit dem Ampelsystem kann man zeigen, ob man gerne ein Stück des Spießes haben möchte oder nicht. Zu den Massen an Fleisch gibt es außerdem noch ein riesiges Beilagen Buffet. In São Paulo besuchten wir die Churracaria Estância. Diese war vom Preis mittelklassig und sehr zu empfehlen. Das Fleisch war durch die Bank super und es gab von Käse, Gemüse, Salate bis zu Sushi an Beilagen alles was das Herz begehrte. Das einzige Problem war, dass es so viel Gutes war, dass wir es nicht schafften alles zu probieren.
Copa America Viertelfinale live im Stadion
Als wir durch Brasilien reisten, fand gerade die Copa America 2019, das Pendant zur Fußball-Europameisterschaft, in Brasilien statt. Wir wollten gerne ein Spiel anschauen und kauften deshalb für das Viertelfinale in São Paulo Tickets. Diese kosteten ca. 60€, die günstigste Klasse ging bei 40€ los. In dem Spiel kämpften Kolumbien und Chile um den Einzug ins Halbfinale. Wir waren für Kolumbien und als echte Fans kauften wir uns vor dem Spiel am Mercado Municipal noch ein gefälschtes Trikot. Leider verlor Kolumbien im Elfmeterschießen gegen Chile, aber trotzdem war es ein super Erlebnis. Die Stimmung während des Spiels war fantastisch, so gingen mehrere Runden Laola Welle umher und die Fans sangen lautstark Fanlieder. Interessant war, dass nach der 90 minütigen erfolglosen Spielzeit sofort das Elfmeter und keine Verlängerung das Spiel entschied – später erfuhren wir, dass dies in der Copa normal ist, erst ab dem Halbfinale wird eine Verlängerung gespielt. Im Elfmeterschießen überragten die Chilenen mit beeindruckenden Schüssen und gewannen auch insgesamt verdient das Viertelfinale. Wir waren außerdem positiv überrascht, wie gut die Menschenmassen organisiert wurden. Alles war sehr friedlich und einfach. Wir fuhren mit der Metro zum Stadion sowie wieder zurück und mussten so gut wie garnicht warten.
Weiterreise
Von São Paulo ging es nachmittags mit einem Bus nach Paraty, eine Kolonialstadt an der Küste von Brasilien.