Torotoro Nationalpark -
Anreise
Nach dem Sajama Nationalpark wollten wir weiter die bestaunliche Natur Boliviens erkunden und so ging es direkt in den nächsten Nationalpark, in den Torotoro Nationalpark.
Von Sajama fuhr der einzige Minibus des Tages bereits um 5:30. Um einen Sitzplatz zu bekommen sollte man ca. 15 min früher am Hauptplatz sein. DIe Fahrt ging zurück nach Patachamaya. Von dort nahmen wir ein weiteres Sammeltaxi nach Oruro und direkt eins weiter nach Cochabamba. In Cochabamba liefen wir vom Busterminal ca. 20 Minuten zu dem Abfahrtsort für die Sammeltaxis nach Torotoro. Cochabamba ist die einzige Stadt, von der eine Straße nach Torotoro geht, weshalb jeder Reisende, der nach Torotoro möchte, wohl oder übel über Cochabamba fahren muss. Die Colectivos nach Torotoro füllen sich jedoch mühsam, also sollte man auf jedenfall 1-2 Stunden Wartezeit miteinplanen. Wir hatten Glück und fuhren nach ca. 20 min Warten los. Außerdem hatten wir gehört, dass die Fahrt nach Torotoro ca. 5 Stunden betrage und sie sehr holprig wäre, da die Straßenbedingungen sehr schlecht sind. Gerade wird die Straße aber erneuert, weshalb sie nun wesentlich besser zu fahren ist und wir nur 4 1/2 Stunden brauchten. Wenn die Straße komplett erneuert ist, soll die Fahrt nur noch 3 Stunden betragen. Gegen 20:30 erreichten wir endlich mit einem durchgessesenen Hintern nach einem ganzen Tag Fahrerei das Dorf Torotoro.
Das Dorf Torotoro
Torotoro liegt 140 km entfernt von der Großstadt Cochabamba. Zwischen diesen zwei Orten liegen nur wenige sehr kleine Dörfer, einzelne Häuser und sehr viel Natur. Da Torotoro auf 2.700 Höhenmetern liegt ist es deutlich wärmer und angenehmer als das kalte Sajama. Es ist ein kleines nettes Dörfchen mit einem Markt am Hauptpatz (sehr günstig und gutes Essen) und mehreren kleinen Gässchen. Wer Brot kaufen möchte, wird lange suchen, da es im ganzen Dorf nur eine kleine Bäckerei gibt, die man kennen muss. Gegenüber von einer großen Dinosaurierfigur befindet sich eine weiße Tür. Hier kann man anklopfen und an manchen Tagen Brot kaufen. Auf jedenfall ein Insidertipp, welchen wir von unserer netten Hostelmama erfuhren. Ansonsten gibt es mehrere kleine Läden mit Lebensmittel, wobei die Auswahl jedoch relativ beschränkt ist.
Der Torotoro Nationalpark
Hauptgrund für die lange Fahrt war aber nicht das Dorf selbst sondern der angrenzende Nationalpark. Der Nationalpark liegt zwischen 2.700 und 4.000 Höhenmetern. Vor Millionen von Jahren trafen verschiedene tektonische Platten auf einander und schoben die damalige flache Oberfläche teilweise übereinander. Dadurch entstanden einige beeindruckende Fels Formationen, weswegen es heute ein Nationalpark ist. Die Gegend ist recht trocken mit einigen Kakteen und Wüstenpflanzen und es gibt viele Tieren, unteranderen sogar Pumas. Die Unterschiede zu Sajama waren so stark, dass es wie ein anderes Landwirkte, obwohl die beiden Nationalparks nur 500km trennen. Der Name Torotoro kommt von dem Quechua Wort Turu, welches Lehm bedeutet, da die Oberfläche im Nationalpark hauptsächlich aus Lehm besteht. Die Verschiebung der tektonischen Platten und die Lehm Oberfläche führte auch dazu, dass Fußabdrücke von Dinosauriern im Park zu finden sind. Hierzu aber gleich noch mehr.
Am Morgen nach unserem Anreisetag starteten wir in den Nationalpark. Der Zugang zum Nationalpark befindet sich direkt am Ende des Dorfes. Am Ticketoffice kann man das Ticket für 100Bs kaufen, welches 4 Tage gültig ist. Der Nationalpark kann ausschließlich nur mit Guide in einer geführten Tour besucht werden. Es gibt an den Eingängen zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten Kontrollen, die verhindern sollen, dass man den Park alleine betritt. Ein Guide kostet weitere 100Bs und kann für bis zu 6 Personen geteilt werden. Für mehrere Ausflüge braucht man zusätzlich noch einen Jeep mit Fahrer. Dies kostet zusätzlich nochmals 150 Bs, die aber ebenfalls für bis zu 6 Personen gelten und aufgeteilt werden können. Es ist üblich sich morgens vor dem Buchen einer Tour mit anderen Reisenden zu einer 6er-Gruppe zusammen zu schließen. Dadurch können die Kosten enormgesenkt werden. Dafür am besten gegen 7:30 vor dem Eingang sein. Wir hatten dabei keinerlei Probleme und fanden an beiden Tagen ohne Probleme 4 weitere Personen für unsere Touren. Die Exkursionen dauern jeweils einen halben Tag lang. Da wir am nächsten Nachmittag bereits weiter fahren wollten, entschieden wir uns am ersten Tag zwei Touren zu machen, die Höhlenwanderung durch die Cavernas und die Steinstadt Ciudad de Itas. Da wir die zwei Touren kombinierten, konnten wir die Transportkosten ebenfalls etwas senken. Am zweiten Morgen wanderten wir noch in die Schlucht Cañon el Vergel.
Durchwanderung der Cavernas Umajalanta
Nach ca. 20 Minuten Fahrzeit erreichten wir die Höhle Cavernas. Bevor es los ging bekamen wir noch unsere Helme mit Lampe und eine kurze Einführung in das Höhlensystem. Unser Guide für den Tag war ein netter einheimischer Tourismusstudent. Er erklärte uns viele Details über den Nationalpark und die Höhle. Die Höhle geht bis zu 165 Meter tief in den Berg hinein, jedoch gibt es bei 130 Metern Tiefe eine Verbindung zweier Tunnels, weshalb wir nur bis dahin kletterten. Wir wurden darauf hingewiesen, dass wir nicht ins Wasser steigen dürften, da dort eine Art giftiger Fische lebt. Das klang super und schon ging es los. Wir liefen zum Berg und in den Eingang der Höhle hinein. Am Anfang konnten wir noch problemlos stehen und laufen, doch nach mehreren Minuten kam bereits der erste kleine Tunnel, durch den wir durchkrabbeln mussten. Unser Guide wies uns darauf hin nicht die Decke zu berühren, damit wir die Tropfsteine nicht beschädigen. Dies war aufjedenfall schwerer als gedacht, wenn nicht sogar unmöglich an den engsten Stellen. Der Tunnel führte uns zu einem Raum, dem ersten Saal. Plötzlich konnten wir wieder stehen und von Boden und Decke waren Tropfsteine zu sehen. Leider waren viele beschädigt. Vor 20-30 Jahren gab es noch keine Kontrollen und Menschen konnten einfach in die Höhle und beschädigten diese. Später sahen wir an den Wänden Grafitis… Sehr schade. Unser Guide erklärte uns viel über die Entstehung der Höhle und die Sensibilität der Tropfsteine. Weiter passierten wir mehrere sehr schmale Gänge und Räume. Dabei mussten wir immer wieder krabbeln, kriechen und klettern. Bevor es zurück ging hielten wir noch ein paar Minuten an. Ohne Licht in absoluter Dunkelheit und Still und bewunderten die Natur. Es war erstaunlich wie schwarz und leise es war, man konnte nicht einmal seine eigene Hand sehen. Nach ca. 2 Stunden kamen wir wieder an unserem Anfangsort heraus und genossen das Tageslicht.
Ciudad de Itas
Nach dem Mittagessen fuhren wir ca. eine Stunde weiter zur Ciudad de Itas, einer Gegend mit vielen Steinformationen. Die Fahrt führte uns auf den Gipfel eines Berges auf 4.000 Metern. Als erstes bestaunten wir mehrere Steinzeitmalereien aus lang vergessenen Zeiten. Die Farbe der Malereien wurde aus Tierblut, Sand und oxidierten Eisen hergestellt. Es war erstaunlich wie gut man die Bilder noch erkennen konnte. Wir liefen weiter zwischen riesigen Felsen und grünen Oasen. Dabei gab es einige große Steinformationen, die aussahen wie Tiere, wie zum Beispiel einen Leguan oder eine Schildkröte. Dafür brauchten wir teilweise aber ein wenig Fantasie. Da wir uns so hoch befanden hatten wir auch einen atemberaubenden Blick über den Torotoro Nationalpark. Außerdem sahen wir mehrere Kondore. Diese gigantischen Vögel haben eine Spannweite von 3-5 Metern. Nach zwei Stunden wandern kamen wir wieder am Jeep an, der uns zurück ins Dorf fuhr.
Cañon el Vergel
Am nächsten Morgen wanderten wir in den Cañon el Vergel. Für diese Tour brauchten wir nur einen Guide, aber keinen Transport. Auf dem Weg zur Schlucht hielten wir an Dinosaurier Fußabdrücken an. Wie schon erwähnt kann man durch die selten gegebenen geologischen Ereignisse im Torotoro Nationalpark viele Dino Fußabdrücke sehen. Unser Guide erklärte uns die verschiedenen Formen und zu welchen Dinosaurier sie gehörten. Auf dem Foto seht ihr die verschiedenen Abdrücke. Die Fußabdrücke wurden in die lehmartige Oberfläche vor Millionen von Jahren von Dinosaurier eingeprägt. Durch die starke Sonne wurden diese ausgetrocknet und bildeten Abdrücke. Über die Jahre stapelten sich mehrere Gesteinsschichten über die Abdrücke, welche diese verdeckten und so schützten. Nachdem sich die tektonischen Platten veränderten und aufeinander trafen wurden die Gesteinsschichten mit Druck aufgestellt. Dabei wurden mehrere Schichten abgetragen oder verschoben und die Spuren wieder freigelegt. Deshalb liegen die Spuren nun nicht mehr auf einem geradeflächigen Landstück sondern es sieht aus, als wären die Dinos eine Wand hochgelaufen. Das Ganze ist ein enormer Zufall, welchen wir heute bestaunen können. Unser Guide war begeistert von diesem Zufall und konnte uns viel über die verschiedenen Theorien berichten.
Zur Schlucht liefen wir anschließend weiter in einem ausgetrockneten Flussbett. Dort konnten wir die verschiedenen Gesteinsschichten sowie Mineralienablagerungen von Quarz sehen. An der Schlucht, gab es einen Aussichtspunkt mit freischwebender Brücke, wo wir den gesamten Canyon bestaunen konnten. Anschließend liefen wir in die Schlucht hinein bis zu einem Wasserfall. Dort gönnte sich Jakob eine kleine Erfrischung. Nach einer kurzen Pause ging es über 1.000 Stufen und mehrere Kilometer wieder an den Rand der Schlucht und zurück ins Dorf Torotoro.
Weiterreise
Unser nächstes Ziel nach Torotoro war Boliviens Hauptstadt Sucre. Hierfür mussten wir jedoch erst zurück nach Cochabamba. Wir merkten bereits morgens bei dem Sammeltaxistand vor, dass wir nachmittags fahren wollten. Nach einem Mittagessen ging es zurück nach Cochabamba. Von dort nahmen wir einen Nachtbus nach Sucre, welches wir in den Morgenstunden erreichten.