Ilha Grande -
Anreise
Von Paraty reisten wir weiter auf Illha Grande – eine große Insel nur wenige Kilometer von der brasilianischen Küste entfernt. Dazu fuhren wir von dem Busterminal in Paraty mit einem lokalen Bus nach Angra dos Reis. Die Fahrt war teilweise etwas kurvig und verlief entlang der Küste. Außerdem passierte der Bus das Atomkraftwerk Angra, welches an der Küste nur 150 Kilometer westlich von Rio de Janeiro liegt. In Angra dos Reis wechselten wir vom Bus zu einer Fähre, die uns innerhalb einer halben Stunde zum Dorf Vila do Abraão auf Ilha Grande brachte.
Die Insel Ilha Grande
Ilha Grande ist portugisiesch und bedeutet übersetzt Große Insel. Die Insel besitzt eine Fläche von 193 km², sodass die Namensgebung zwar nicht allzu kreativ ist, dafür aber der Wahrheit entspricht. Die Nähe zu Rio de Janeiro und die insgesamt 86 Strände auf der Insel haben Ilha Grande zu einer der bekanntesten Inseln Brasiliens gemacht. Sie ist heute ein beliebtes Urlaubstziel für brasilianische sowie auch internationale Touristen.
Neben vielen Stränden besitzt Ilha Grande eine beeindruckende Flora und Fauna. Der Großteil der Insel ist von atlantischen Regenwald bedeckt und mehrere Berge formen das Aussehen von Ilha Grande. Die Insel bietet daher eine gute Kombination aus Stränden und Wanderungen durch grüne Natur. Circa 25% der Fläche der Insel gehört zu dem Nationalpark Parque Estadual, welcher 2019 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden ist. Der Parque Estadual ist ein besonders schützenswerter Teil des atlantischen Regenwalds sowie mehrere Strand beziehungsweise Meeresabschnitte auf der Insel. In dem Nationalpark leben unteranderem Brüllaffen, Papageien, Wasserschildkröten, Schlangenarten sowie den noch relativ wenig erforschten Guyana-Delfin. Auf unseren Wanderungen sind uns davon aber bis auf Schildkröten leider keine der aufgezählten Tiere begegnet. Die dicht bewachsene Vegetation der Insel und der bergige Charakter laden förmlich zum Wandern ein. Die Wanderungen sind durchnumeriert und gut ausgeschildert. Die Wanderwege T1 bis zu T16 verlaufen über die gesamte Insel und man könnte mehrere Tage damit verbingen alle abzulaufen.
Das größtes Dorf auf Ilha Grande heißt Vila do Abraão und wird von allen Fährverbindungen angefahren. Dort leben circa 3.000 Einwohnern. Hinzu kommen viele Touristen, die von einer der mehr als 100 Unterkünften in dem Dorf beherbergt werden. Es gibt neben Vila do Abraão auch weiter kleine Orte, an denen man als Tourist übernachten kann. Allerdings handelt es sich dabei meist um All-Inclusive-Hotelanlagen, welche recht weit abseits liegen. Vila do Abraão bietet dagegen alle Annehmlichkeiten, die man auf einer Reise benötigt: Unterkünfte, Supermärkte, Restaurants, Tourenabieter, ein Tauchzentrum, Bars und jede Menge Souvenirshops. Aus diesen Gründen entschieden wir uns ebenfalls für eine Unterkunft in Vila do Abraão.
Wanderung zum Wasserfall Feiticeira (T1 & T2)
Am Nachmittag nach unserer Ankunft unternahmen wir die erste Wanderung. Die Wanderung verlief westlich vom dem Dorf Villa do Abraão und führte über einen Wasserfall zu einem Strand. Wie erwähnt sind die Wanderwege gut beschriftet. Wir verbanden den Rundweg T1 mit dem Wasserfallweg T2. Der gesamte Weg ging durch den Dschungel, jedoch war der Anfang (T1) noch recht ebenerdig. Später mussten wir über einen Hügel um zu dem nächsten Strand und dem Wasserfall zu gelangen. Nach ca. 20 Minuten Wanderung passierten wir ein altes Aquädukt. Danach wanderten wir durch den schwülen dichten Dschungel bis wir nach einer kleinen Abzweigung und ein paar mal Hoch und Runter am Wasserfall Feiticeira ankamen. Dieser war schön, aber kein außergewöhnlicher Wasserfall. Man muss aber dazu sagen, dass wir schon sehr „wasserfall-verwöhnt“ sind. Man kann dort baden und so sahen wir auch mehrere Besucher, die die kühle Erfrischung nutzen. Nach dem Wasserfall liefen wir noch ca. 30 Minuten zu den Stränden in der Bucht Enseades das Estrelas. Da es bereits später Nachmittag war, war wegen der Flut aber nicht mehr viel von den Stränden zu sehen. Das Wasser fing direkt bei den Häusern an. Insgesamt wirkten die Strände sehr ruhig und ohne viele Besucher. Es gab ein paar Häuser und ein Restaurant, jedoch war dies geschlossen. Ein Boot bat uns an, uns wieder zurück nach Villa do Abraão zu fahren, aber wir lehnten dankend ab – wir liefen natürlich zurück. Nach einer Erfrischung im klaren Meer machten wir uns auch wieder auf den Heimweg. Auf dem Rückweg nahmen wir den anderen Bogen des Rundweges T1 und kamen noch an einem natürlichen Pool (Wasserloch) vorbei. Da es aber schon dunkel wurde gingen wir ohne baden zurück zu unserem Hostel.
Wanderung zum Pico do Papageio (T14 & T13)
Der Pico do Papageio ist mit 982 Metern der zweithöchste Gipfel auf Ilha Grande und der beste Aussichtspunkt, um einen Blick auf die ganze Insel zu bekommen. Pico do Papageio bedeutet übersetzt Papageienspitze, da der steinige Gipfel von weitem einem Papageien ähnelt (viel Fantasie ist notwendig). Aufgrund des steinigen Gipfels hat man von oben eine tolle Aussicht über die ganze Insel – keine Bäume verdecken die Sicht, wie am höchsten Gipfel.
Den Gipfel erreicht man, indem man Vila do Abraão südostlich auf dem Wanderweg T14 verlässt und später auf den Weg T13 wechselt. Diese Abzweigung ist nur sehr klein, dafür aber mit einem großen Pfeil ausgeschildert. Wir haben es trotzdem geschafft sie zu verpassen. Allerdings ist Maps.Me bei unseren Wanderungen immer ein treuer Begleiter, sodass wir nach 100 Metern schon merkten, dass wir zu weit gelaufen waren. Während T14 ein breiter Weg war, wurde die Wanderung T13 deutlich anspruchsvoller und abenteuerlicher. Wir kämpften uns durch dichten Regenwald auf engen Pfaden immer weiter den Berg hinauf. Mit 982 Meter ist der Gipfel nicht allzu hoch, allerdings muss man auch bedenken, dass wir auf Meereshöhe, also 0 Metern, gestartet waren. Nach 2 Stunden erreichten wir den vermeintlichen Gipfel – wir hatten eine tolle Aussicht, allerdings befand sich direkt vor uns noch ein 20 Meter hoher Felsen, wir hatten also noch nicht den eigentlich Gipfel erreicht. Der Wanderweg war auf dem letzten Bergstück nicht mehr gut ausgeschildert und Jakob bestand darauf nach dem richtigen Weg zu suchen. Wir wurden fündig – wir umrundeten den Berg und konnten den Gipfel von der anderen Seite des Berges komplett erklimmen. Die Aussicht war nochmal ein bisschen besser. Nun befand sich unter uns der Gipfel, wo weitere Wanderer ankamen. Durch lautes Rufen machten wir uns bemerkbar und leiteten sie so auch zum richtigen Weg.
Vom Pico do Papageio hatten wir einen tollen Blick über die ganze Insel: die grün bewachsenen Berge, das Dorf Vila do Abraão und die vielen Strände. Wirklich beeindruckend und genau das richtige für Julias Geburtstag. Nach dem Aufstieg und der tollen Aussicht wartete der Abstieg auf uns, welchen wir aber innerhalb 1 Stunde zurücklegten.
Strandwanderung
Am Nachmittag nach unserer morgendlichen Bergtour zum Pico do Papageio und als dritte Wanderung wollten wir noch ein paar andere Strände sehen. Deshalb liefen wir östlich vom Dorf Villa do Abraão mehrere kleine Buchten ab. Es gibt keinen durchgängigen Weg, weshalb er auch keine Nummer besitzt aber man kann einfach von Strand zu Strand laufen. Dabei läuft man relativ abwechselt durch den Dschungel und am Stand entlang. Da wir wieder nachmittags unterwegs waren, war wegen der Flut das Wasser recht hoch, also mussten wir auch ein paar Mal durch knietiefes Wasser waten. Im Wasser sahen wir ein paar Fische und Schildkröten. Die Reihenfolge der Strände ist folgendermaßen – Praia da Julia, Praia da Bica, Praia Comprida, Praia da Crena, Praia do Abraãzinho. Alle Strände und Wege sind auf Maps.me eingezeichnet, was eventuell helfen könnte. Wir hätten den Weg auch noch weiter Richtung Palmas gehen können, aber wegen der fortgeschrittenen Stunde blieben wir am Praia do Abraãzinho und genossen noch die Nachmittagssonne. Nach einem Sprung ins Wasser machten wir uns auf den Rückweg in unser Dorf, wo ein leckeres Geburtstagsabendessen auf uns wartete.
Tauchen auf Ilha Grande
Ilha Grande bietet gute Bedingung zum Tauchen, sodass dies natürlich auf Jakobs To-Do-Liste stand. Wir hörten uns verschiedene Anbieter an, letztendlich endet man aber egal wo man bucht auf dem selben Boot. Da die Anzahl der Taucher noch sehr begrenzt ist, kooperieren die einzelnen Unternehmen. Wir buchten einen Tauchtrip, bei dem Julia auch mit zum Schnorcheln kommen konnte. Wir hatten allerdings kein Glück mit dem Wetter. Wir waren bereits mit dem Boot unterwegs, als ein heftiger Sturm aufzog, das Boot mit heftigem Regen unter Wasser setzte und wir alles festhalten mussten, was nicht richtig befestigt war. Daraufhin trete das Boot um und der Tauchausflug würde abgesagt. Sehr schade, da es unser letzter Tag auf der Insel war. Aber bei der Wetterlage das sinnvollste. Und wir bekamen ohne Probleme den vollen Betrag zurück erstattet, das hatten wir so nicht erwartet. Toller Tauchanbieter.
Weiterreise
Nachdem wir nach dem abgesagten Tauchtrip auch den Rest des Tages aufgrund der heftigen Regenfälle im Hostel verbrachten reisten wir am Abend mit einem gebuchten Shuttel weiter nach Rio de Janeiro. Zunächst ging es mit einer Fähre zurück ans Festland, nach Conceicão de Jacarei. Dort wartete ein Minibus auf uns, der uns nach Rio de Janeiro brachte.