Montevideo -
Anreise
Nachdem wir mit Buenos Aires vorerst unser letztes Ziel in Argentinien besucht hatten, nahmen wir einen Nachtbus von Buenos Aires nach Montevideo in Uruguay. Die Fahrt dauerte circa 8 Stunden. Man kann die Strecke auch schneller mit einer Fähre, in circa 3 Stunden, oder mit Fähre und Bus, in circa 5 Stunden, bereisen. Allerdings ist die Nutzung der Fähre deutlich teurer als der längere Bus. Daher entschieden wir uns für eine Anreise mit dem Bus.
Die Stadt Montevideo
Montevideo ist die Hauptstadt von Uruguay. Mit 1.381.000 Einwohnern leben fast 40 Prozent der insgesamt 3.457.000 Einwohner von ganz Uruguay in Montevideo. Wie auch in vielen anderen Ländern Südamerikas ist Uruguay sehr zentralisiert. Wer an einer guten Universität studieren möchte geht nach Montevideo, wer Arbeit sucht geht nach Montevideo, die Politik findet in Montevideo statt,….
Uruguay liegt als ein kleiner Staat zwischen den beiden Giganten Südamerikas, Brasilien und Argentinien. Doch Uruguay hat es geschafft zwischen den beiden Staaten bestehen zu bleiben und im Gegensatz zu den Nachbarn eine lange wirtschaftliche und politische Stabilität geschaffen.
In Montevideo finden sich eigentlich keine Gebäude aus der Kolonialzeit, obwohl die Stadt einst eine wichtige Rolle für die Spanier spielte und über viele solcher verfügte. Doch nach der erfolgreichen Unabhängigkeit vernichtete man alles was an die Kolonialherren erinnerte – man hat die Stadt quasi niedergerissen und neu aufgebaut. Wir waren zwar nur 3 Tage in Uruguay, dennoch lernten wir viel über die Besonderheiten des Landes und die Unterschiede zum Rest von Südamerikas, beispielsweise ist der der Kauf und Konsum von Marihuana legal und das Land heißt eigentlich República Oriental del Uruguay, die Republik östlich des Uruguays (der Grenzfluss zu Argentinien). Mehr dazu findet ihr in unserem Beitrag Uruguay verstehen.
Das historische Zentrum
Das historische Zentrum von Montevideo ist eigentlich gar nicht so historisch, denn wie erwähnt wurden nach der Unabhängigkeit 1828 alle Kolonialgebäude abgerissen. Den typischen südamerikanischen kolonialen Flair findet man also nicht in der Stadt. Dafür aber einige neuere ansehnliche Gebäude. Wir erkundeten Montevideo auch mit einer Free Walking Tour, bei der wir viel über die Hintergründe der Stadt und die Kultur des Landes lernten.
Am Hauptplatz, dem Plaza Independencia, befindet sich das Grab von Artigas, dem Befreiungskämpfer Uruguays. Er führte die Streitkräfte in die Kämpfe gegen die Spanier. Auf dem Platz steht eine große Statue von Artigas und unterirdisch befindet sich sein Grab. Diese kann man tagsüber kostenlos besuchen. Wir liefen die Treppen hinunter und betrachteten den andächtigen Ort. Das Grab wird stets von 2 Soldaten in Paradeuniform bewacht und an den Wänden sind die wichtigsten Stationen von Artigas leben notiert.
Wo sich heute der Plaza Independencia befindet, stand früher eins eine große Festung. In diese konnte sich die Bevölkerungen bei Angriffen zurückziehen. Heute steht davon nur noch das Eingangstor. Im Museo y Archivo Historico Cabildo hängen mehrere Gemälde, welche die Stadt von damals zeigen. Außerdem gibt es einen Nachbau der Festung in Miniaturform. Der Eintritt zum Museum ist kostenlos. Neben einigen Kunstwerken fanden wir in dem Museum außerdem einen Raum zur ersten Fußballweltmeisterschaft – diese fand in Uruguay statt und der Sieger hieß ebenfalls Uruguay.
Am Hauptplatz befindet sich unteranderem auch der Palast des Präsidenten. Der Präsident lebt und arbeitet dort nicht mehr – er arbeitet in einem Bürogebäude direkt daneben. Heute ist der Palast ein Museum, das Casa de Gobierno. Dieses besuchten wir ebenfalls. Der Eintritt ist kostenfrei und die Ausstellung ist den bisherigen Präsidenten des Landes gewidmet.
Montevideo besitzt mehr als 15 Museen, das größte davon ist das Teatro Solis und steht nur unweit des Plaza Independencia. Es ist nach dem Theater in Buenos Aires das größte Südamerikas. Wir betrachteten es aber nur von außen.
Außerdem findet man in Montevideo viele weitere kleine Museen. Diese sind in der Regel kostenfrei und besitzen kleine Ausstellungen. So besuchten wir ebenfalls das Museo del Gaucho y de la Moneda. Es enthält eine Ausstellung über das Leben der Gauchos in Uruguay, das südamerikanische Pendant zu den Cowboys aus Nordamerika. Die Ausstellung im Währungsmuseum war klein und interaktiv. Wir konnten beispielsweise auf Schreibmaschine tippen, stempeln, stanzen oder an einem alten Bankschalter arbeiten. Beides ist sicherlich kein Muss, aber ein Spaß für ein paar Minuten und so sicherlich einen Besuch wert.
Einige Minuten vom historischen Zentrum entfernt befindet sich das Palacio Municipal. Es ist eine Verwaltungsgebäude mit einer Dachterrasse. Diese kann man kostenlos besuchen. Es gab einen extra Aufzug für Touristen, der nur den 23. Stock ansteuert. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf Montevideo.
Museo de los Andes 1972
Im Jahr 1972 ereignete sich eine Flugzeugabsturz in Südamerika, der Uruguay aber auch den Rest der Welt in Atem hielt. In Deutschland ging dieser in den Nachrichten wahrscheinlich etwas unter, da eine andere Schlagzeile die Nachrichten dominierte – die deutsche Wiedervereinigung.
Ein Rugbyteam aus Uruguay war auf dem Weg nach Chile zu einem Freundschaftsspiel. An Bord der kleinen Maschine waren neben den 15 Spielern 30 weitere Passagiere. Das Flugzeug stürzte in einem Unwetter aufgrund eines Pilotenfehlers mitten in den Anden auf über 4.000 Metern ab. Zu der Zeit waren Radargeräte und andere Ortungsmöglichkeiten noch nicht vorhanden oder aufgrund der hohen Anden unbrauchbar. Man musste diese Strecken als Pilot händisch mit Berechnung fliegen. Daher war nicht bekannt, wo die Maschine abgestürzt war und die schwierige Suche nach dem Flugzeug wurde nach 10 Tagen eingestellt. Das Museum berichtet über den Überlebenskampf der 28 Überlebenden des Absturzes. Sie mussten mit enormer Kälte zurecht kommen, die Temperatur lag bei circa -20°C bis -35°C sowie eine Wasser und Nahrungsknappheit bewältigen. Mit Metallteilen der Maschine und den starken Sonnenstrahlen auf dieser Höhe schmolzen sie Schnee zu Trinkwasser. Da aufgrund des Unwetters der Getränkeservice für den Flug gecancelt worden war, war quasi kein Essen und Trinken an Board. Nach 10 Tagen des Hungerns trafen die Überlebenden gemeinsam eine unvermeidliche aber dennoch kaum vorstellbare Entscheidung. Sie ernährten sich von den Leichen der verstorbenen Passagiere – von Freunden und Familie. Die Ausweglosigkeit der Situation zwang sie dazu rohes Menschenfleisch zu verzehren – ansonsten wäre sie selbst elendig verendet. Die Entscheidung viel Ihnen nicht leicht, doch war sie in dem Fall die einzig Richtige.
Nachdem Versuche die Außenwelt zu kontaktieren gescheitert waren und sie über ein Taschenradio, welches den Absturz überstanden hatten, erfuhren, dass die Suche eingestellt worden war, starteten sie Expeditionen um sich selbst aus der Lage zu befreien. Sie waren ohne Alpine Ausrüstung, in einer äußerst lebensfeindlichen Umwelt. Die Natur demonstrierte ihre Gewalt am 19. Tag in den Bergen, als der Flugzeugrumpf, in dem sie lebten von einer Lawine getroffen wurde. Acht der Überlebenden des Absturzes starben durch die Lawine. Es dauerte 3 Tage um den Rumpf von den Schneemassen zu befreien. Sie gründeten nach den ersten Tagen des Wartens „die Gesellschaft des Schnees“ und vergaben Aufgaben, wie die Produktion von Wasser, das vorbereiten von Mahlzeiten und die Produktion von Ausrüstung um der Kälte zu trotzen. Entscheidend war ein Schlafsack, den sie aus der Isolierung der Klimaanlage des Fliegers und Sitzpolstern bauten. Damit waren längere Expeditionen möglich. Die letzte ihrere Expeditionen war erfolgreich. Zwei Passagiere liefen mehrere Tage durch Eis und Schnee, erklommen Gipfel und erreichten das Ende der Gebirgskette. Nach 10 Tagen stießen sie auf 2 einheimische Gauchos auf der anderen Seite eines großen reißenden Flusses. Über ein Blatt Papier, welches sie an einen Stein gebunden hatten, ließen sie den Einheimischen eine Nachricht zukommen. Ohne die Passagiere zu kennen oder etwas von dem Vorfall gehört zu haben, entschieden die Einheimischen die Nachricht zur nächsten Polizeistation zu bringen, welches für die Einheimischen einen 4-stündigen Ritt mit einem Pferd bedeutete. Mit dieser Nachricht wurde die Suche neu gestartet und mit Hilfe der beiden Passagiere der Expedition konnte das Suchgebiet enorm verkleinert werden. Nach 72 Tagen im Gebirge wurden 16 Überlebenden gerettet. Sie wurden als Helden empfangen, doch löste der überlebensnotwendige Verzehr von Menschenfleisch in Uruguay eine heftige Debatte aus. Das Museum konzentriert sich in seiner Ausstellung auf der Nacherzählung der Geschichte, auf die Herausforderungen und auf die Menschen der Tragödie. Uns beeindruckte das Museum und die Geschichte der Überlebenden, die zum Teil immer noch in Montevideo leben. Wir können das Museum sehr weiterempfehlen, auch wenn es als einer der wenigen in Montevideo nicht kostenlos ist. Überraschend war ebenfalls, dass viele Erklärungen neben Englisch (was schon nur in wenigen Museen vorhanden ist) und Spanisch auch auf Deutsch waren und das Personal fließend Deutsch sprach.
Küste von Montevideo
Montevideo liegt an der Mündung des Rio de la Plata mit dem atlantischen Ozean. Es gibt eine lange Küstenpromenade, die sogenannte Rambla, die wir entlang spazierten. Dabei kamen wir an dem Mercado del Puerto vorbei. Einst war der Hafenmarkt ein großer Umschlags- und Verkaufspunkt für Fische, heute befinden sich hauptsächlich nur noch Restaurants in dem Markt. Während wir den Markt durchquerten wurden uns sicherlich von 20 verschiedenen Restaurants die Karten angeboten.
Wir folgten dem Küstenwanderweg aus dem Zentrum hinaus und passierten den ersten Strand von Montevideo, den Playa Ramirez. Im Sommer tümmeln sich dort am Wochenende sicherlich viele Einheimische und Touristen, im Winter sind die Strände aber menschenleer. Danach erreichten wir den Parque Punta Carretas. In diesem steht ein kleiner Leuchtturm und wir hatten einen tollen Blick auf die Küste und Skyline von Montevideo. Wir liefen noch bis zum Playa Pocitos, dem größten Strand in der Stadt, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Außerhalb von Montevideo gibt es viele größere und schönere Strände, wie zum Beispiel in Atlantida, doch da es während unseres Aufenthaltes herbstlich kalt war verzichteten wir auf einen Tag am Strand.
Der Park Rodo & das Museo National Artes Visuales
Der Park Rodo ist der Rückzugspunkt für die Familien Montevideos an den Wochenenden. Er besitzt Grünflächen, einen See und man kann wunderbar spazieren gehen. Inmitten des Parks befindet sich das Museo National Artes Visuales. Dieses besuchten wir aber nicht aufgrund der kostenlosen Kunstausstellung, die ebenfalls sehenswert war. Während unseres Aufenthaltes in Montevideo wurde in dem Museum Werke von Picasso ausgestellt. Es handelt sich dabei um Bilder aus dem Picasso Museum in Paris, die für eine begrenzte Zeit in Montevideo unter dem Motto “ Picasso in Uruguay“ zu sehen sind. Auch wenn Picasso nicht zu unseren favorisierten Künstlern gehört war es eine beeindruckende Ausstellung.
Weiterreise
Von Montevideo reisten wir zu unserem zweiten Ziel in Uruguay nach Colonia del Sarcamento. Früh am Morgen fuhren wir mit einem Taxi von unserem Hostel zum Terminal und von dort mit einem Bus weiter nach Colonia.