Argentinien verstehen
Argentinien ist das zweitgrößte Land Südamerikas. Durch die Größe gibt es wesentliche Unterschiede innerhalb des Landes geographisch und kulturell. Wir reisten insgesamt 4 Wochen durch das Land und lernten das vielseitige Argentinien etwas besser kennen. Dabei ließen wir aber die Ostküste und einen Großteil des Inlandes weg, weshalb wir hiervon nicht berichten können.
Geographie
Argentinien ist riesig! Im Norden grenzt es an Bolivien und Paraguay, im Osten an Uruguay, Brasilien sowie den Atlantik und die westliche Andenkette teilt sich das Land mit Chile. Innerhalb des Landes gibt es komplett verschiedene Klimazonen, von Gletschern im Süden bis hin zu Wüste und Regenwald. Manchmal vergisst man im gleichen Land zu sein. Das Andenhochland von Bolivien zeigt sich auch im Norden Argentiniens, so gibt es hier wieder Höhen von 3000-4000 Metern über dem Meeresspiegel. Weiter südlicher findet man diese Höhen nur auf einzelnen Bergen, aber nicht mehr auf breiter Ebene. Insgesamt ist Argentinien aber recht trocken, da der meiste Regen vom Pazifik kommt und sich vor den Anden über Chile abregnet. Aus diesem Grund gibt es so viele Wüstenlandschaften und Canyons im Norden und Steppe im Süden.
Tipps:
- Nicht die Längen von Strecken unterschätzen
- Nachtbusse nehmen um Zeit zu sparen, auch wenn sie teuer sind
- Bei Bedarf auch nach günstigen Flügen ausschau halten. Die Strecken sind lang und Busse kosten teilweise fast genauso viel
- Warme Sachen einpacken, auch im Norden wird es nachts kalt und in Patagonien sowieso
Menschen und Sprache
Die Menschen in Argentinien sind sehr lässig und nett. Sie sind offen, hilfsbereit und reden gerne. In der Regel laufen Argentinier den ganzen Tag mit einem Mate Becher und einer Thermoskanne herum, um das Landesgetränk Mate-Tee trinken zu können. Interessant war aber, dass die meisten Argentinier sehr Europäisch aussahen. Dies lieg daran, dass im 19 Jahrhundert sehr viele Immigranten aus Europa nach Argentinien kamen. Im Norden findet man eher noch viele Indigene, die neben Spanisch auch Quechua sprechen. Beim Sprechen wird dem ein oder anderen ein starker Akzent auffallen. Dies liegt daran, dass die Argentinier ihr doppel L nicht als [j] aussprechen sondern als [gsch]. Ansonsten nehmen sie auch gerne andere Wörter für gewöhnliche Dinge und sprechen sehr schnell, was auf jedenfall auch nicht zur Verständlichkeit beiträgt. Dennoch helfen sie wo sie nur können und irgendwie kommt man auf jedenfall durch.
Essen und heimische Speisen
Essen und Trinken kann man auf jedenfall ausgezeichnet in Argentinien. Nicht umsonst ist das Land berühmt für gutes Steak und guten Wein. Wir können beides bestätigen! Argentinier können wirklich sehr gut Fleisch grillen und einen ausgezeichneten Wein herstellen.
Die besten Weine findet man im nördlichen Teil des Landes, in der Region Mendoza und Salta, insbesondere in Cafayate. Vorzugsweise wird in Argentinien Rotwein getrunken, dieser ist aber äußerst fruchtig und wird in bis zu 5L Flaschen verkauft. Dabei hatten wir aber keinen Einzigen, der nicht gut war und alle waren günstig. Außerdem kann man sehr gut Steak, Asado und Parrilla, essen gehen. Asado ist lediglich ein Stück gegrilltes Fleisch, dies kann aber auch Schwein sein und Parrilla bedeutet Grillrestaurant oder Grillplatte. Eine Parrilla gibt es meist für 2 Personen und man findet darauf verschiedene gegrillte Stücke Fleisch sowie deftige Würste. Das Parrilla und Asado Essen ist aber auch eine Kultur des Zusammenkommens in Argentinien. Wir hatten mehrmals einen solchen Abend im Hostel, bei dem das Fleisch und die Beilagen nach und nach vom Grill geholt wurden und herum gegeben wurde. Das ganze dauert etwas aber am Ende ist man auf jedenfall gut bedient. Eventuell sollte man aber davor noch eins der leckeren Empanadas probieren, da die Argentinier für gewöhnlich erst gegen 10 bis halb 11 Abendessen. Der Süden ist ausserdem teurer als der Norden, dort kochten wir vorzugsweise selbst. Im Norden gab es wieder vermehrt die Tages Menüs für 2-3€, was uns sehr freute. Ähnlich wie in Chile und auch wie in Uruguay ist Mate das wichtige Getränk unter den Argentinier. Wie schon in Chile verstehen beschrieben, ist Mate viel mehr als nur ein Tee sondern das Zusammenkommen von Freunden und Familie. Mate ersetzt in Argentinien außerdem oft das Frühstück. Ansonsten isst der Argentinier aber auch nur ein kleines Frühstück mit einem kleinen Hörnchen, Marmelade und einem Kaffee. Deshalb nicht zu viel vom Hostel Frühstück erwarten.
Tipps:
- Probieren, Probieren, Probieren und zwar Wein, Fleisch, Käse, Empanadas und Mate
- Eine Parrilla oder Steak essen gehen
- An einem Grillfest im Hostel teilnehmen
- Im Süden Hostel mit Küche buchen, damit selbst gekocht werden kann
- Nicht zu viel vom Frühstück erwarten, lieber draußen noch ein Empanada essen gehen
Transport und Mobilität
Wir reisten hauptsächlich mit dem Bus von Ort zu Ort. Dabei fiel uns auf, dass die Busfahrten zum einen sehr lang waren und zum anderen auch gegenüber den anderen Ländern teuer waren. Eine Nachtbus von ca. 12-15 Stunden kostet um die 40€, in den vorherigen Ländern waren es eher 10-20€.
Die Busse sind bequem und man bekomḿt ein kleines Essen oder Snacks. Am Busbahnhof ist auch noch eine Sache anders. Dort laden nicht die Angestellten selbst sondern andere Arbeiter des Terminals das Gepäck aus und ein. Dafür erwarten diese ein kleines Trinkgeld. Wir fanden das am Anfang etwas ungewohnt, als wir noch nicht verstanden, dass dies andere Arbeiter sind. Nachdem aber auch die Einheimischen Trinkgeld gaben, taten uns die paar Cent nicht weh und der Gepäckeinlader freute sich auch. Man zahlt zwar für das Gepäckeinladen, dafür sind in Argentinien die Toiletten in den Busterminals kostenlos und meist auch sauber. Auf unserer Fahrt mit dem Bus merkten wir öfters, dass es Orte gab, die nur mit dem Auto oder recht kompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen waren. Dies viel uns vorallem im Norden von Argentinien auf, sodass wir schließlich auch ein Auto für unseren Roadtrip im Norden mieteten. Die Autos sind recht preiswert und bieten Einem wesentlich mehr Flexibilität als der Bus.
Tipps:
- Route genau überlegen und planen, da Strecken sehr weit sind
- Busse und Flugpreise vergleichen
- Bei Gelegenheit ein Auto mieten
- Immer ein bisschen Kleingeld für den Buseinlader parat haben – sie freuen sich auch über Kleinstbeträge
Tanzen in Argentinien
Viele verbinden Tango mit Argentinien. Das ist auch richtig, jedoch wird Tango nur in der Region Buenos Aires getanzt. Entstanden ist der Tanz mit der Immigrationsflut in Buenos Aires und Montevideo, die Hauptstadt von Uruguay, Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser Region wird der Tango gelebt und überall auf der Straße findet man Tänzer. Wir empfanden den Tango Tanz weniger als klassischen Tanz, sondern mehr wie eine Art Schauspiel. Im sonstigen Argentinien wird vorzugsweise eine bestimmter Folklore getanzt. Dafür ziehen sich die Frauen festlich mit großen schwingenden Röcken.
Tipps:
- Wer sich keine teure Show leisten kannoder möchte, am besten in den Straßen von San Telmo in Buenos Aires nach Straßenkünstlern ausschauhalten
- In anderen Teilen Argentiniens Folkstänze anschauen
Instabile Wirtschaftslage
Reich wie ein Argentinier – das war einmal eine Redewendung in Europa. Vor dem ersten Weltkrieg war Argentinien eines der reichsten Länder der Welt und die Bevölkerung wies eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen auf. Aus diesem Grund wanderten auch viele Deutsche nach dem zweiten Weltkrieg nach Argentinien aus. Es flüchteten einige Nazis vor der Verfolgung, doch der Großteil der deutschen Immigranten suchte ein besseres Leben als in dem vom Krieg zerstörten Deutschland. Von dieser wirtschaftlichen Lage ist heute nicht mehr viel übrig. Das Land hat in der Vergangenheit eine wirtschaftliche Achterbahn hingelegt. Dafür gibt es mehrere Faktoren:
- Die Wirtschaft des Landes ist immer noch stark auf Rohstoffe ausgerichtet, so macht der Sojaanbau 30% der Wirtschaftsleistung aus – sinken die Weltmarktpreise, hat dies enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft im Land.
- Politisches ist das Land gespalten. Es regierten abwechselnde die beiden rivalisierenden großen Gruppen und das wurde vorallem an der Wirtschaftspolitik deutlich. Während die Peronisten wichtige Industriezweige privatisierten, setzten die Militärregierungen in den 50er, 60er und 70er Jahren auf Privatisierungen eben jener Wirtschaftszweige. Diese radikalen Kurswechsel prägen Argentinien bis heute. 2012 ließ die Regierung den Öl und Energiekonzern YPF verstaatlichen und enteignete den spanischen Investor Repsol. Das Vertrauen ausländischer Investoren ist auch heute unter einer neuen Regierung sehr gering.
- Auch der Bankrott von 2001 haben viele Investoren noch im Kopf – die weltgrößte Staatspleite bei der sich die Regierung weigerte rund 100 Milliarden US Dollar zurückzuzahlen.
- Der Internationale Währungsfonds musste Argentinen bereits 27 mal unter die Arme greifen und es wird sicherlich nicht dabei bleiben.
- Wann immer es wirtschaftliche in Argentinien schlecht lief reagierten die Regierungen gleich – sie warfen die Notenpressen an und werteten ihre Währung ab. In den 80er Jahren kam es daher zu einer Hyperinflation.
Aktuell liegt die Inflation bei 30%. Die Währung ist immer noch nicht stabil. Die Menschen sind deshalb sehr angespannt, da sie nicht wissen wie viel ihr Geld im nächsten Monat noch Wert ist. Problematisch ist dies auch, da viele Arbeiter Verträge besitzen, die nicht an die Inflation gekoppelt sind. Lohnerhöhungen halten oft nicht mit der Inflation mit.
Um langfristig sparen zu können, tauschen die Einheimischen ihr Geld regelmäßig in Fremdwährungen, vorzugsweise Euros oder Dollar um. Aus diesem Grund sind Euros und Dollarnoten in Argentinien gerne gesehen und können zu einem sehr guten Kurs (in der Regel sogar leicht besser als der offizielle Wechselkurs) getauscht werden. Zwar existriert kein Schwarzmarkt mehr für Dollar- und Euronoten, wie von 2011 bis 2015, als die Präsidenten den offiziellen Kurs einfrohr und man auf der Straße fast den doppelten Preis erzielen konnte. Allerdings finden im Oktober 2019 wieder Präsidentschaftswahlen statt und alles deutet auf einen erneuten Machtwechsel hin, was sicherlich auch wieder die Wirtschaftspolitik ändert.
Für uns war der Geldwechsel die beste und günstigste Methode, um in Argentinen an Bargeld zu kommen. Die Geldautomaten verlangen hohe Abhebungsgebühren bis zu 10€ pro Abehbung und schrenken auf der anderen Seite den maximale Betrag auf 100€ ein. Sprich man zahlt bis zu 10% extra. Von daher sollte man wenn möglich mit Kredikarte zahlen. Doch auch dabei muss man manchmal Zusatzgebühren von 10 bis 15% zahlen, sodass ein wenig Bargeld immer eine gute Alternative ist. Wir hatten uns frühzeitig über die Situation informiert und brachten einige 100€ Scheine mit nach Argentinen. Wir waren insgesamt circa 4 Wochen in Argentinen. Wir zahlten wenn möglich mit Kreditkarte und wechselten insgesamt 450€ in argentinische Pesos.
Tipps:
- Euros oder Dollars mitnehmen
- Große Scheine geben einen besseren Kurs und kaputte sowie alte Scheine können abgelehnt werden
- Den Kurs im Auge behalten und nicht zu viel auf einmal tauschen
- Wenn es nicht mehr kostet, dann mit Kreditkarte bezahlen