Kolumbien verstehen
Kolumbien war unser erste Destination in Südamerika. Wir wussten vorher nicht viel über das Land. Lediglich die Städte Bogotá und Medellín, der Snack Empanada und der Tanz Salsa sagten uns etwas. Nachdem wir 7 Wochen im Land gereist sind, können wir mehr zur Kultur und dem Leben vor Ort sagen. Diese Erfahrungen haben wir hier für euch zusammengefasst.
Geographie und Klima
Kolumbien besitzt mehrere unterschiedliche Landschaftsformen. Im Norden liegt das Land an der Karibikküste und im Westen an der raueren Pazifikküste. Im Landesinneren teilt sich das Land, durch drei Andenhauptsstränge, in vier. Diese haben teilweise 4000-5000 Meter hohe Berge.
Dazwischen gibt es viele Hügel und Flachland, die meist landwirtschaftlich genutzt werden. Im Norden und im Landesinneren liegen zudem noch mehrere Steppen und Wüsten. Da wir in der Regenzeit reisten, regnete es auch des öfteren Nachmittags ein bis zwei Stunden. An manchen Orten konnte man sogar die Zeit danach stellen. Nachdem wir diese geografischen Gegebenheiten auflisten ist es nicht mehr verwunderlich, dass das Klima und das Wetter auch sehr abwechslungsreich ist. Als wir gepackt hatten, war uns dies jedoch nicht bewusst. Wir packten unsere warmen Klamotten hauptsächlich für den Süden (Chile und Argentinien). Jedoch kamen unsere langen Hosen und Pullis bereits in Kolumbien oft zum Einsatz.
Tipps:
- Zwiebellook und lange Sachen einpacken (Lange Unterwäsche, Pulli und lange Hose, evtl Mütze und Schal)
- Regenschirm für den Regenwald mitnehmen. In der Regenjacke schwitzt man sehr leicht, ein Regenschirm bietet sich deshalb besser an
- Eine Ziphose ist sehr praktisch, da es in den Bergen oft morgens kalt ist. Durch die Höhe ist die Sonne aber sehr stark, weshalb es nachmittags aufheizt.
- Mehr Infos zu unserer Packliste findet ihr hier.
Die Kolumbianer an und für sich
Ein Hauptgrund warum wir Kolumbien so gerne mögen sind die Menschen vor Ort. Diese sind super herzlich, hilfsbereit und respektvoll. In Kolumbien gilt ein großes Gemeinschaftsgefühl, bei dem jeder jedem hilft. Seltsam ist, dass die Kolumbianer in manchen Situationen die Ruhe weg haben, in anderen es aber nicht schnell genug gehen kann.
So kann man beispielsweise eine halbe Stunde auf den Bus warten, wenn er aber da ist muss man gefühlt reinspringen, da er nicht mal wirklich anhält. Außerdem lieben sie ihre Musik. Egal ob in leeren Bars, im Bus oder einfach auf der Straße. Es gibt immer und überall spanische vor allem laute Musik. Neben Musik favorisieren sie zudem Fußball. Bei diesem Sport sind sie mit vollem Herzen dabei. Daher freuen sie sich auch immer wenn wir sagen, dass wir aus Deutschland kommen und Jamez Rodriguez kennen (kolumbianischer Spieler von Bayern München). Tejo ist der Nationalsport in Kolumbien. Ein lustiges Spiel, dass man unbedingt probieren sollte. Hier könnt ihr mehr darüber lesen.
Tipps:
- einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen und mal kolumbianisch sein
- Kolumbianische 5 Minuten nicht so ernst nehmen. Eher mit einer halben Stunde rechnen
- Hotels nicht an der Hauptstraße oder Promenade buchen (etwas ruhiger)
- mit Kolumbianern Fußball schauen oder Tejo spielen
Essen und heimische Speisen
Das Essen in Kolumbien ist Unserem nicht sehr ähnlich, deswegen haben wir anfangs viel ausprobiert. Generell gibt es sehr viel Streetfood, wie Spieße, Empanadas, Arepas (Maisfladen), kolumbianische Burger und Pizza, Salchipapa (Bratwurst mit Pommes) und vieles mehr.
Dabei lieben Sie alles was frittiert ist. Bei Fleisch lieben sie vor allem Hühnchen. Dies findet man überall gebraten, gegrillt oder frittiert. Mittags kann man sehr preisgünstig essen, da dies die große Mahlzeit der Kolumbianer ist. Es gibt sogenannte „Menu del Dia“ oder „Armuerzos“ (Mittagessen) für 2-3€. Diese bestehen aus einer reichhaltigen Suppe (oft mit Yuka oder Kartoffel) und einem Hauptgericht mit Fleisch oder Fisch, Reis, Gemüse (oft Bohnen), Kochbanane und ein wenig Salat. Die Menge und Qualität ist von Restaurant abhängig, aber wir wurden nie enttäuscht.
Tipps:
- Streetfood ist super, unbedingt probieren. Jedoch vielleicht nicht in den ersten Tagen des Aufenthalts (Hygiene und Magen…)
- Menu del dia essen bis es langweilig wird (ist doch immer sehr ähnlich)
- Empanadastände auswählen, bei denen hausgemachte Soßen dabei stehen (sind die besten)
- Eine Metallflasche mitnehmen, Leitungswasser ist in den meisten Orten trinkbar. Jedoch dem Körper ein paar Tage Zeit geben bis er sich daran gewöhnt.
- Ei lieben lernen, gibt es bei fast jedem Hostel als Frühstück
Transportmittel – Bus, Coletivo und Taxi
Es gibt drei verschiedene Transportmittel in Kolumbien, Busse, Taxis und Sammeltaxis (Coletivos). Für kurze Strecken in der Stadt fuhren wir hauptsächlich Taxi, da diese für unsere Verhältnisse sehr günstig waren. Es gibt auch lokale Stadtbusse, die meist aber sehr voll sind. Zudem haben diese meistens nur ein paar Haltestellen und die Richtung auf der Windschutzscheibe stehen, sodass es schwierig ist den richtigen Bus zu finden. Wir probierten Busfahren in Bogotá aus und fuhren letztlich zwei Stunden sinnlos durch die Stadt.. Wenn man in der Stadt Bus fahren möchte, würden wir auf jedenfall empfehlen Geduld und eine Navigation mitzubringen.
Für kürzere Strecken zwischen Städten gibt es kleinere Busse oder Sammeltaxis. Für Sammeltaxis zahlt man einen Preis pro Person und wartet bis das Auto voll ist. Dabei ist es eine Glückssache, wie lange es dauert bis alle Plätze besetzt sind. Es kann zwischen 2 Minuten bis einer Stunde dauern. Man kann auch direkt losfahren, wenn man alle verfügbaren Plätze zahlt. Als Info, der mittlere Platz wird ganz normal als Platz gerechnet und ein Fahrer würde nie losfahren, wenn nicht mindestens alle Plätze voll sind. Somit darf man auch keine Angst vor Körperkontakt haben, da es ganz normal ist halb auf der anderen Person zu sitzen.
Bei allen anderen Strecken wird hauptsächlich Bus gefahren. Die größeren Städte haben hierfür ein oder mehrere Busterminals. Gibt es kein Terminal befindet sich die Haltestelle am Hauptplatz vor der Kirche. Die verschiedenen Busgesellschaften verwenden unterschiedliche Busmodelle. Diese können Jeeps, Minivans, normale größere Busse bis hin zu bequemen Doppeldeckerbussen sein. Bei der Wahl der Busgesellschaft haben wir leider keine Präferenz. Wir sind fast zwei Monate lang mit Bussen unterwegs gewesen und dabei fast nie mit der gleichen Firma gefahren. Dies sollte euch eine Einsicht geben wie viele Busunternehmen es gibt. Wir haben aber eigentlich keine schlechte Erfahrung gemacht.
Tipps:
- Die Begriffe “Expresso” und “Directo”: “Directo” bedeutet nämlich nur, dass der Bus (irgendwann) zu diesem Ort fährt. Dies beinhaltet aber nicht, in welcher Zeit, wie oft er anhält oder wie lang er Pause macht. Mit dem Wort “Expresso” habt ihr die Garantie, dass der Bus direkt zu der gewünschten Destination fährt.
- Normalerweise fahren die Busse relativ pünktlich (+5-10 Minuten) ab und alles geht sehr schnell. Nicht hetzen lassen, aber pünktlich am Abfahrtsort sein
- Mehr Zeit einplanen und nicht auf die Kilometer schauen. In Kolumbien sind gefühlt 95% der Straßen kurvig. Das heißt die Busfahrer fahren im Schnitt 30-50 Km/h. Deshalb kann es sein, dass man mehrere Stunden für 100km braucht. Da am Besten bei der Busgesellschaft fragen, wie lang es dauert und eine Stunde mehr einrechnen. Außerdem gibt es in Kolumbien zwar Haltestellen, diese werden aber nicht genutzt. Um Einzusteigen stellen sich die Einheimischen einfach irgendwo an die Straße und winkt den Bus heraus. Das gleiche gilt beim Aussteigen. Man sagt dem Fahrer wo man aussteigen möchte. Dieser hält dann sofort an. Vor allem bei dem rein und raus fahren in eine Stadt, kann das öfters passieren, da gefühlt alle 100 Meter Menschen ein oder aussteigen möchten. Haltestellen würden hier durchaus Sinn machen…
- Bei Nachtbussen ist noch zu betonen, dass wie in Asien die Busse meistens sehr kalt sind. Hierfür auf jedenfall lange Sachen und evtl. eine Decke/Schlafsack mitnehmen.
- Es werden gerne mehrere Filme oder Musik in der Nacht gespielt. Ohrenstöpsel oder Kopfhörer machen die Fahrt etwas angenehmer. Ansonsten sind die Nachbusse aber sehr bequem und bieten einen geräumigen Fußraum.
- In den Doppeldeckern (Nachtbusse) gibt es zwei Klassen, wobei die erste Klasse mit dicken Ledersesseln und eigenem Fernseher (ähnlich wie Businessclass im Flugzeug) ausgestattet sind. Wir sind mit der günstigeren Version aber auch sehr gut gefahren.
- Auf längeren Busfahrten werden immer Essens- und Toilettenpausen gemacht. Zudem gibt es viele Verkäufer, die in den Bus kommen und Snacks verkaufen. Man braucht also keine Angst vorm verhungern haben
Unterkünfte und Übernachtungen
Wir hatten nie Probleme eine saubere und gute Unterkunft zu finden. Meistens reservierten wir am Tag zuvor über Hostelworld, Booking oder Airbnb eine Unterkunft für unseren nächsten Stopp. In wenigen Dörfern gibt es keine Unterkünfte online. Man kann aber auch einfach zu den Unterkünften gehen. Wir hatten dabei ebenfalls keine Probleme. Vor allem in den Städten, die etwas abseits der Touristenpfade liegen sind die Unterkunft sehr günstig und super schön.
Tipps:
- Hostelworld, Airbnb und Booking vergleichen
- Preise vergleichen und nach Details schauen (gibt es Frühstück, Handtücher, Küche)
- Gutscheine für Airbnb und Booking nutzen (Freunde einladen). Diese gehen auch für schon angemeldete Profile. Wir sparten uns dadurch fast 50 Euro.
- Die Lage des Hostels ansehen. Wie weit ist es vom Busterminal und den Sehenswürdigkeiten? Ist es eine sichere Gegend? Liegt es direkt an der Hauptstraße? (Lautstärke)
- Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es meist günstiger ist Unterkünfte online zu reservieren. Die Preise direkt in den Hostels waren etwas teurer.
Die spanische Sprache beherrschen
Vor unserer Reise konnten wir fast kein Spanisch. Julia hatte es zwar zwei Jahre im Studium, jedoch ist dort nicht viel hängen geblieben. Jakob hatte in Barcelona einen Anfängerkurs absolviert und konnte ein paar Basics. Wir kamen also ohne wirkliche Vorkenntnisse an und können aber sagen: es geht irgendwie. Es gibt ein paar wenige Kolumbianer, die meistens im Tourismus arbeiten, die Englisch sprechen. Bis auf diese sprechen sie ausschließlich Spanisch. Schade ist, dass man keine intensiven Gespräche mit den Einheimischen führen kann oder es teilweise Missverständnisse gibt. Wir arbeiten aber an unseren Spanisch Kenntnissen und kommen nach zwei Monaten auch schon gut durch den Alltag.
Tipps
- Ein paar Basics sind wichtig, wie beispielsweise die Zahlen, Wegbeschreibungen sowie kurze Unterhaltungen.
- Vokabeltrainer als App (Buffl) und ein paar Grammatikregeln helfen beim Lernen (Bsp Büffel, Duolingo)
Streunende Hunde
Es ist ganz normal, dass man in Kolumbien ein oder mehrmals sein Herz an einen Hund verliert. So ist es uns auch ergangen. Es gibt hier nämlich sehr viele süße Hunde und Katzen. Meistens sind sie zutraulich und möchten nur ein wenig Aufmerksamkeit. Natürlich sollte man aufpassen, da es Straßenhunde sind, aber wir hatten unseren Spaß mit ihnen. Das coolste war, dass bei unseren Wanderungen uns eigentlich fast immer ein Vierbeiner begleitet hat. Schön ist auch, dass viele Einheimische die Hunde füttern oder aufnehmen, um ihnen eine Lebensgrundlage zu schaffen.
Hier ein paar Fotos unserer kleinen Freunde: